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Ein Protagonist der Revolution

Vortrag von Birgit-Ellen Bublies-Godau zu Jakob Venedey und dem Beitrag der Familie Venedey zur deutschen Demokratie- und Verfassungsgeschichte

Gunter Kaufmann dankt Frau Bublies-Godau für ihren Vortrag

Auf Einladung des Bundesarchivs und des Fördervereins referierte Frau Bublies-Godau am 28. Juni 2018 im Anschluss an die Jahreshauptversammlung des Fördervereins zum Thema "Im Kampf um Freiheit, Gleichheit, Einheit. Jakob Venedey (1805-1871). Der Beitrag der Familie Venedey zur deutschen Demokratie- und Verfassungsgeschichte". Der Vortrag bildete das ideale Begleitprogramm zur Sonderausstellung des Bundesarchivs über die Nationalversammlung in der Paulskirche 1848/49, die bis Mitte August zu sehen ist.
Die Historikerin und Journalistin Frau Birgit-Ellen Bublies-Godau, M. A., erforscht gegenwärtig an der Ruhr-Universität Bochum im Rahmen ihrer Dissertation die Biographie des Abgeordneten der ersten deutschen Nationalversammlung Jakob Venedey. Sie ist ausgewiesene Spezialistin für die Geschichte der modernen Demokratie und des Liberalismus im Deutschland des 19. Jahrhunderts.
Frau Dr. Stamm vom Vorstand des Fördervereins wies in ihrer Begrüßung darauf hin, dass der Politiker, Rechtswissenschaftler und Publizist Jakob Venedey im 19. Jahrhundert zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der bürgerlich-liberalen Demokratie-, Freiheits- und Einheitsbewegung in Deutschland gehörte. Die Familiengeschichte der Venedeys lässt sich bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen. Seit der Französischen Revolution setzten sich Angehörige der Familie für Freiheit und Demokratie ein - eine Tradition, die bis in die Gegenwart fortgesetzt wurde. Es war Frau Stamm eine besondere Freude, an diesem Abend den Ururenkel von Jakob Venedey, Herrn Tobias Venedey, begrüßen zu können.
In ihrem faszinierenden, faktenreichen Vortrag schilderte die Referentin den bewegten Lebenslauf eines Protagonisten der Revolution von 1848/49 und seiner Ehefrau Henriette Venedey, geb. Obermüller (1817-1893), einer badischen Revolutionärin. Wegen seiner Teilnahme am Hambacher Fest, der Mitgliedschaft in einer Burschenschaft und Verstößen gegen das Pressegesetz inhaftiert, gelang es Venedey, Anfang der 1830er Jahre über Straßburg nach Paris zu fliehen. Im französischen Exil wurde Venedey Ende 1833 Mitglied im Deutschen Volksverein. Im Frühjahr 1834 gehörte er zu den Gründern des frühsozialistischen Bundes der Geächteten, den er fortan auch leitete. 1848 war Venedey Mitglied des Vorparlaments und des Fünfzigerausschusses. Als Abgeordneter für Hessen-Homburg beteiligte er sich während der gesamten Sitzungsdauer der Frankfurter Nationalversammlung von Mai 1848 bis Mai 1849 an den Debatten und Entscheidungen.
Venedey fühlte sich den zur gemäßigten Linken gehörenden Fraktionen Deutscher Hof und Westendhall verbunden. Als Mitglied des nach Stuttgart ausgewichenen Rumpfparlaments wurde er Zeuge, wie das erste gesamtdeutsche Parlament am 18. Juni 1849 von württembergischen Soldaten aufgelöst wurde.
Frau Bublies-Godau begleitete ihren Vortrag mit bisher unbekannten Bildern, Fotos und Dokumenten aus dem umfangreichen Nachlass, der auf etwa 60 Archive in der ganzen Welt verteilt ist und unter anderem 440 publizierte Schriften und über 200 unveröffentlichte Texte umfasst.
Nach einer abschließenden lebhaften Fragerunde dankte der Vereinsvorsitzende Gunter Kaufmann der Referentin für die spannenden und detailreichen Ausführungen zu einem "echten 1848er". Frau Bublies-Godau solle auf jeden Fall wiederkommen, denn etliche Seiten der faszinierenden Familiengeschichte der Venedeys mussten aus Zeitgründen überblättert werden.