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Bericht über die Situation im Warschauer Ghetto im November 1945, 2. Seite

Bericht über die Situation im Warschauer Ghetto im November 1945, 2. Seite

".... Was ich zuerst von Kameraden über die Vorgänge bei diesen Kontrollposten hörte, war so ungeheuerlich, dass ich mich selbst davon überzeugen musste. Heute kann ich sagen, dass sich unter den damaligen Eindrücken mein(e) Abscheu gegen alle Nazimethoden in einen kalten Hass verwandelte und dass ich damals das würgende Gefühl der ohnmächtigen Scham kennenlernte, diesem Volk anzugehören.... Einmal wurde ein alter, weissbärtiger Mann kontrolliert, der abends aus der Stadt zurück kehrte. Der Posten studierte mit quälender Langsamkeit den Passierschein, um sein Opfer in Ungewissheit und Angst zu versetzen. Inzwischen stand der Alte mit dem Hut in der Hand da.... Schliesslich untersuchte der Posten die Taschen des Mannes und fand darin einen Viertellaib Brot. Das sei verboten, schrie er ihn an - er habe das Brot gestohlen. Der Alte sagte einfach, dass er das Brot geschenkt bekommen und dass er Hunger habe. "Das ist eine freche Lüge!" schrie der Posten und schon hatte der Greis die Faust im Gesicht, dass er zur Seite taumelte..." Tatsachenbericht aus dem Warschauer Ghetto. Für Radio Munich am 4. November 1945, Sprechdauer 15 Minuten, 1. Seite