In seinen Gedanken, die Vizeadmiral Ruge im Spätherbst 1958 dem Minister vorgetragen hat, führt er zunächst aus, daß das BMVg stärker die führende Rolle in der psychologischen Verteidigung übernehmen sollte. Aufgrund der Widersprüche zwischen den reinen Verwaltungsaufgaben und den Führungsaufgaben eines "militärischen Apparates" gestalte sich dies problematisch. Seiner Meinung nach müssten die Abteilungen des Verteidigungsministeriums besser zusammenarbeiten. Dies sei aufgrund der sich im Aufbau befindlichen Bundeswehr schwierig. Für die dreifache Aufgabe eines Vertei-digungsministeriums, "Aufstellung", "Verwaltung" und "Führung", müssten klare Grundregeln gelten. Die Zuständigkeiten der einzelnen Bereiche müssten deutlich sein und dennoch die Zusammenarbeit und gegenseitige Unterrichtung begünstigen. Große Probleme, so Ruge, bestünden auf dem Gebiet der Personalwirtschaft: Die Truppe müsse derzeit bei der Bearbeitung von Disziplinarmaßnahmen ausschließlich mit den Abteilungen P und VR verkehren, und die für die innere Organisation der Truppe verantwortlichen Inspekteure, erhielten von diesen Angelegenheiten kaum Kenntnis.

Am 20. November 1958 veranstalteten Militärpfarrer im Wehrbereich I und die Evangelische Akademie Hamburg in Glücksburg die Tagung "Rüstzeit für Offiziere". Dabei hielt Dr. Friedrich Beermann, Wehrbeauftragter der SPD und später Brigadegeneral der Bundeswehr, einen Vortrag über Unruhen bei der Kaiserlichen Marine im Jahr 1917, die in Gehorsamsverweigerungen gipfelten. Am Ende dieser Unruhen stand die Hinrichtung der beiden jungen Matrosen Max Reichpietsch und Albin Köbis wegen Meuterei im September 1917. Köbis und Reichpietsch, beide hatten sich 1912 freiwillig zur Marine gemeldet, beide standen der USPD, dem Vorläufer der KPD, nahe, waren als Rädelsführer der Unruhen ausgemacht worden. Beermanns Vortrag basierte im Wesentlichen auf Zitaten aus dem Tagebuch des Matrosen Richard Stumpf, der sich nicht an den Unruhen beteiligt hatte und die Verhältnisse in der Kaiserlichen Marine aus seiner Sicht geschildert hat. Beermann wertet das Urteil gegen Reichpietsch und Köbis in seiner Härte in Anbetracht der Gesamtumstände als ungerecht.

Offizieller Besuch des Inspekteurs der Marine bei der indischen und pakistanischen Marine 1965, Anschreiben von Vizeadmiral Karl-Adolf Zenker zu seinem Vermerk an den Bundesminister der Verteidigung, Kai-Uwe von Hassel, 18. Februar 1965 Am 18. Februar 1965 übersendet Vizeadmiral Zenker seinen zwei Tage zuvor erstellten Bericht mit einem kurzen Anschreiben direkt an den Minister. Dieses Anschreiben ist aufgrund der darauf befindlichen handschriftlichen Verfügungen und Vermerke aus aktenkundlicher Sicht interessant. Das Schreiben wird am 19. Februar mit dem Eingangsstempel des Ministerbüros versehen und dem Minister vorgelegt. In dem Eingangsstempel befinden sich die Paraphen von zwei Mitarbeitern des Ministerbüros in schwarz und in blau sowie in blau die Angabe des Absenders "Insp M" für Inspekteur der Marine. Der Minister verfügt mit grünem Stift unter dem Datum 28. 2. " 1) Zur Sondersitzung Kabinett am 2. 3. 65 2) Sts, stellv. Sts." (Anmerkung: Sts = Staatssekretär) Links unten ist mit Paraphe, aber ohne Datumsangabe mit lila Stift verfügt: "Nach Vorlage Min. Herrn Sts vorlegen Herrn Stellvertr. Sts vorlegen." Staatssekretär Karl Gumbel merkt mit rotem Stift unter dem Datum 6. III. an: "Es ist nicht einzusehen, warum die Vorlage nicht auf dem Dienstweg erfol

Bei diesem Besuch handelte es sich um einen Gegenbesuch, die Stabschefs beider Länder hielten sich im September und Oktober 1963 in Deutschland auf. Die Parade in Delhi anläßlich des "Tages der Republik" bezeichnete der Inspekteur als eindrucksvoll. Danach hatte Vizeadmiral Zenker Gelegenheit zu einem Gespräch mit dem indischen Präsidenten Radhakrischnan. Dieser brachte vor allem seine Verbundenheit zum verstorbenen Bundespräsidenten Theodor Heuss zum Ausdruck. Anschließend stand der Besuch einer Marine-Reparaturwerft in Bombay auf dem Programm. Von der Haltung der indischen Offiziere und ihrem Ausbildungsstand zeigte sich Zenker sehr beeindruckt. Die technischen Schwierigkeiten seien indes erheblich. Die von der indischen Marine genutzte SEAHAWK würde in Deutschland nach der Umstellung auf F-104 ausgemustert. Der Leiter der indischen Flugzeuginstandsetzungsabteilung brachte das Interesse seines Landes an diesen ausgemusterten deutschen Flugzeugen zum Ausdruck. Die Entscheidung darüber, so Vizeadmiral Zenker, sei eine politische, derzeit könne keine Zusage erteilt werden.

Bei diesem Besuch handelte es sich um einen Gegenbesuch, die Stabschefs beider Länder hielten sich im September und Oktober 1963 in Deutschland auf. Die Parade in Delhi anläßlich des "Tages der Republik" bezeichnete der Inspekteur als eindrucksvoll. Danach hatte Vizeadmiral Zenker Gelegenheit zu einem Gespräch mit dem indischen Präsidenten Radhakrischnan. Dieser brachte vor allem seine Verbundenheit zum verstorbenen Bundespräsidenten Theodor Heuss zum Ausdruck. Anschließend stand der Besuch einer Marine-Reparaturwerft in Bombay auf dem Programm. Von der Haltung der indischen Offiziere und ihrem Ausbildungsstand zeigte sich Zenker sehr beeindruckt. Die technischen Schwierigkeiten seien indes erheblich. Die von der indischen Marine genutzte SEAHAWK würde in Deutschland nach der Umstellung auf F-104 ausgemustert. Der Leiter der indischen Flugzeuginstandsetzungsabteilung brachte das Interesse seines Landes an diesen ausgemusterten deutschen Flugzeugen zum Ausdruck. Die Entscheidung darüber, so Vizeadmiral Zenker, sei eine politische, derzeit könne keine Zusage erteilt werden.

An den Beginn seiner Ausführungen stellt Vizeadmiral Zenker allgemeine Äuße-rungen über den Aufbau der Seestreitkräfte, insbesondere über den Bau von Kriegsschiffen, den Vorteil der Seestreitkräfte gegenüber den anderen Teilstreit-kräften im Falle eines Atomkrieges, die Entwicklung von Waffen und die Verteidi-gung der Ostsee-Eingänge. Die Aufgaben der Marine im Verteidigungsfall gegenüber dem Ostblock, zusam-mengefaßt unter "Schutz, Angriff und Sicherung des eigenen Seeverkehrs und deren Bedeutung sowie die strategische Lage der Ostsee-Eingänge werden im folgenden durch Zenker bewertet: Die Beherrschung der strategischen Position Schleswig-Holstein / Dänemark kann die NATO in die Lage versetzen, das im Ostseeraum vorhandene Seekriegspotential der Sowjetunion vom Atlantik abzu-riegeln und so deren Seekriegsführung zu behindern. Dennoch schätzt Vizead-miral Zenker die Situation in der Ostsee als gefahrvoll ein. Dabei nennt er 40 sowjetische Zerstörer, vier davon bereits mit Flugkörpern ausgestattet, 160 Schnellboote, Speziallandungsfahrzeuge, 80 Uboote, 60 Angriffsflugzeuge sowie die Luftstreitkräfte der 24. und 37. (sowjetischen) Luftarmee.

Kapitän zur See Buch, Chef des DDG-Verbindungsstabes (Destroyer Guided Missile), nimmt dabei zu Personalfragen Stellung, im Einzelnen zur Besetzung der Kommandantenstellen auf LÜTJENS und ROMMEL. Des weiteren bezweifelt Kapitän zur See Buch die Richtigkeit der Entschei-dung, die Zivilangestellten des DDG-Verbindungsstabes nach der Auslandsverwendung zu ihren ehemaligen Dienststellen zurückzuversetzen. Die Erfahrungen der Angestellten sollten seiner Meinung nach, zumindest teilweise, unbedingt für das Management der geplanten Fregatte 121 genutzt werden. Ein weiterer Gesprächspunkt war die Instandsetzung der Zerstörer: Die Beschaffung der hierzu notwendigen Geräte könne aufgrund der verspäteten Bereitstellung der Haushaltsmittel in Höhe von 3 Millionen D-Mark erst ab 1970 beginnen. Die ersten Planungen der Instandsetzung für die LÜTJENS sollten aber sofort beginnen, sonst würden die in den USA üblichen Werftliegezeiten nicht eingehalten werden können.

Nach Meinung von Vizeadmiral Jeschonnek setzt mit der Indienststellung der LÜTJENS ein technischer Generationswechsel in der deutschen Marine ein, der aufgrund der Bedrohung durch den Warschauer Pakt und zur Erfüllung des Verteidigungsauftrags im Rahmen der NATO dringend geboten sei. Der Entschluß, die drei Lenkwaffenzerstörer LÜTJENS, MÖLDERS und ROMMEL in den USA bauen zu lassen, sei richtig gewesen: Die LÜTJENS habe alle Erprobungstests zur vollen Zufriedenheit bestanden. Jeschonnek bedankt sich für die Unterstützung durch die amerikanische Marine und insbesondere bei den traditionsreichen Werften "Bath Iron Works Corporation" in Bath / Maine und "Naval Shipyard Boston". Der Inspekteur erinnert an das Jahr 1965 und die umstrittene Entscheidung, die Zerstörer in den USA und nicht bei deutschen Werften, die einen Mangel an Bauaufträgen hatten, bauen zu lassen. Bis Oktober 1969 würde die LÜTJENS mit ihrer Besatzung, so führt Vizeadmiral Jeschonnek weiter aus, in amerikanischen Gewässern mit Unterstützung der amerikanischen Marine noch weiter ausgebildet, um danach in deutsche Gewässer zu verlegen. Der Zerstörer LÜTJENS sei aufgrund seiner modernsten Waffenanlagen in der Lage, die Einsatzaufgaben wirksam zu erfüllen und unter fast allen Wetterbedingungen einsatzfähig.

4. Inspekteur der Marine Vizeadmiral Heinz (Heinrich Georg) Kühnle (Dienstzeit: Oktober 1971 - März 1975) Persönliche Daten: Geboren am 16. Januar 1915 in Duisburg Vater: Jakob Kühnle, Schiffsinspektor Mutter: Gertrud Kühnle, geb. Hemscheidt Heirat mit Leni Stiller 3 Kinder Gestorben am 12. Oktober 2001 Militärischer Werdegang bis 1945: Diensteintritt als Ingenieur-Offizier-Anwärter (8. April 1934) Militärische Grundausbildung (Infanterie) bei der II. Schiffsstammdivision der Ostsee, Stralsund (8. April - 13. Juni 1934) Marineschule Flensburg-Mürwik (14. Juni - 26. September 1934) Praktische Bordausbildung auf Kreuzer KARLSRUHE (27. September 1934 - 26. Juni 1935) Marineschule Flensburg-Mürwik (27. Juni 1935 - 30. März 1936) Lehrgang an der Marineschule Kiel-Wik (31. März - 2. Juni 1936) II. Schiffsstammdivision der Ostsee, Stralsund (3. - 30. Juni 1936) Praktische Bordausbildung auf BRUMMER (1. - 4. Juli 1936) Praktische Bordausbildung auf BREMSE (6. - 7. Juli 1936) Marineschule Kiel-Wik (8. Juli - 20. September 1936) Praktische Bordausbildung auf Panzerschiff DEUTSCHLAND (21. September 1936 - 1. April 1937) Marineschule Kiel-Wik (2. April - 1. Oktober 1937) Uboot-Schule (2. Oktober 1937 - 3. Januar 1938)

Heinz Kühnle, zu diesem Zeitpunkt Konteradmiral in der Funktion des Stellvertretenden Inspekteurs der Marine, beauftragt die Marinedivision Ostsee, die zu diesem Zwecke dem BMVg unterstellt ist, mit der Vorbereitung und Durchführung der Hilfeleistungen für die Segelwettbewerbe. Die Federführung liegt beim "Sonderreferat für die Olympischen Spiele 1972", grundsätzliche Weisungen ergehen über den Inspekteur. Flottenkommando und Marineamt sowie Territorialkommando Schleswig-Holstein und die Wehrbereichsverwaltung I werden angewiesen, die Marinedivision auf Anforderung zu unterstützen. Diese bildet dazu den "Arbeitsstab für die Olympischen Segelwettbewerbe 1972". Benutzungsbedingungen: Die Akte BM 1 / 8998 ist frei benutzbar.

Vizeadmiral Kühnle hebt die Verabschiedung der Konzeption der Marine hervor. Als Beispiele für die Modernisierung innerhalb der Marine führt der Inspekteur die Indienststellung des ersten Schnellboots der Klasse 148 (S 41) und den Zulauf der Uboote der Klasse 206 an. Auch der Erstflug des Seenotrettungshubschraubers SEA KING MK 41 sei ohne Probleme verlau-fen. Die See- und Seeluftstreitkräfte stellten in unterschiedlichen Manövern ihre gute Ausbildung und Kampfkraft unter Beweis. Des weiteren erhöhe sich das Ansehen der deutschen Marine zum Beispiel durch die Unterstützung von sportlichen Großereignissen, wie den Olympischen Spielen in München. Seine Anerkennung fand gleichermaßen die von der Marine ausgerichtete Bundeswehrplanübung 1972. Vizeadmiral Kühnle gedenkt in seinem Jahresbefehl der Soldaten und Zivilbeschäftigten der Marine, die in Erfüllung ihres Dienstes ihr Leben lassen mussten bzw. schwere Verletzungen davontrugen. Er versichert, auch im Jahre 1973 die Marine so zu führen und zu vertreten, dass deren Beitrag zur Friedenssicherung gewährleistet sei. Vizeadmiral Kühnle wünscht den Soldaten und zivilen Bediensteten und deren Familien frohe Festtage und ein erfolgreiches Jahr 1973.