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19. April 1943: Aufstand im Warschauer Ghetto

  • Nationalsozialismus (1933-1945)

Hintergrundinformationen

Im seit Ende September 1939 von Deutschen besetzten Warschau wurde im Oktober 1940 ein Ghetto eingerichtet. Etwa eine halbe Million Jüdinnen und Juden pferchte man auf engstem Raum zusammen. Tausende von ihnen starben an Hunger, Seuchen, den Strapazen der Zwangsarbeit und brutaler Misshandlung.

Am 22. Juli 1942 begannen die Besatzer, die vollständige Räumung des Ghettos zu exekutieren. Abertausende Juden wurden in Vernichtungslager – vor allem nach Treblinka – deportiert und ermordet.

Am 19. April 1943 erhoben sich die noch im Warschauer Ghetto verbliebenen Menschen gegen ihre Deportation. Mordechaj Anielewicz führte die Mitglieder verschiedener Widerstandsgruppen unter seinem Kommando zusammen.

Vier Wochen lang fochten die Widerständigen einen ungleichen, erbitterten Kampf gegen SS- und Polizeieinheiten aus, die systematisch die Gebäude im Ghetto sprengten und niederbrannten.

Am 16. Mai 1943 wurde der Aufstand von Seiten der deutschen Besatzer schließlich für niedergeschlagen erklärt und die Große Synagoge gesprengt. Überlebende Jüdinnen und Juden tauchten unter. Manche setzten den Widerstand fort.

Die symbolische Bedeutung des jüdischen Widerstands im Warschauer Ghetto war für die Zeitgenossen und ist bis heute enorm.

Mit seinem Kniefall vor dem Mahnmal zu Ehren der Helden des Ghetto-Aufstands am 7. Dezember 1970 in Warschau ehrte der deutsche Bundeskanzler Willy Brandt das Gedenken an die mutigen Kämpfer. Mit dieser demütigen, menschlichen Geste setzte er, selbst ein Verfolgter des nationalsozialistischen Regimes, ein wichtiges politisches Zeichen für Völkerverständigung und Versöhnung.

Die wohl bekanntesten Quellen zum Aufstand im Warschauer Ghetto sind das Foto des Jungen mit erhobenen Händen sowie der so genannte Stroop-Bericht. Beide sind im Bundesarchiv nur als Kopie verfügbar.

Ein Original des Berichts des für die Niederschlagung des Aufstands verantwortlichen SS- und Polizeiführers im Distrikt Warschau Jürgen Stroop wird beim Institut für Nationales Gedenken (IPN) in Polen verwahrt. Ein im Nürnberger Militärtribunal als Beweismittel verwendetes Exemplar wird heute im Nationalarchiv der USA verwahrt.

Die im Bundesarchiv zugängliche Kopie des Berichts hatte sich kurz nach dem Krieg in den Händen des Supreme Headquarters, Allied Expeditionary Force (SHAEF), des Obersten Hauptquartiers der Alliierten Expeditionsstreitkräfte, befunden und wurde dem Bundesarchiv 2005 aus der "German Collection" des British Foreign Office Research Department übergeben.

Aus Polen gelangten auch Reproduktionen von Fotografien aus dem Bildteil des Stroop-Berichts in die „Sammlung von Repro-Negativen“ (Bestand Bild 146) des Bundesarchivs, darunter besagtes Bild des kleinen Jungen. Ein weiterer Abzug dieses Fotos nahm einen anderen Überlieferungsweg: über die Sammlungen des Allgemeinen Deutschen Nachrichtendienstes (ADN) der DDR, die heute im Bundesarchiv den Bestand Bild 183 bilden.

Die überlieferten Archivalien des Geheimen Untergrundarchivs des Warschauer Ghettos, auch Oneg Shabbat oder Emanuel Ringelblum-Archiv genannt, sind im Jüdischen Historischen Institut in Warschau zugänglich.

Das Bundesarchiv verfügt neben Schriftgut in Kopien und im Original ferner über Filmmaterial aus dem Warschauer Ghetto. Lesen Sie hierzu ein Interview mit Karl Griep, dem früheren Leiter des Filmarchivs (Link in der rechten Spalte).

Es handelt sich dabei um Propagandamaterial, das 1942 von einem deutschen Kamerateam aufgenommen worden war und über das Reichsfilmarchiv und das Filmarchiv der DDR ins Bundesarchiv überliefert wurde. Weiteres Material erhielt das Filmarchiv des Bundesarchivs 1998 von der Library of Congress in Washington.

Schließlich ist im Bundesarchiv umfangreiches Bildmaterial aus dem Ghetto zugänglich. Neben den Bildern aus dem Stroop-Bericht (Bild 146) und aus dem Bestand des ADN (Bild 183) existieren zahlreiche Aufnahmen der Propagandakompanien der Wehrmacht (Bild 101-I).

Joe Heydecker fotografierte heimlich im Ghetto vor und nach dessen Zerstörung. Diese Bilder befinden sich heute in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien. Im Bundesarchiv verfügbar sind jedoch der schriftliche Nachlass Heydeckers im Umfang von 183 Archivalieneinheiten (Bestand N 1486) sowie ein Fotobestand (N 1486 Bild) und ein Tonbestand (N 1486-TON). Sehen Sie hierzu auch die virtuelle Ausstellung zu Joe Heydeckers Nachlass.

Die Vorgänge im Warschauer Ghetto spiegeln sich im Schriftgut von Stellen, Personen und Ämtern der DDR und der Bundesrepublik Deutschland wieder. Zahlreiche Akten aus Ermittlungen gegen Personen, die an den Deportationen sowie Gewalttaten während der Räumung des Ghettos beteiligt gewesen waren, befinden sich im Bestand B 162 mit Unterlagen der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen.

Unter den Zeitgeschichtlichen Sammlungen ist die „Sammlung Dr. Krannhals zur NS-Besatzungspolitik in Osteuropa“ (ZSG 122) zum Thema besonders ergiebig. Krannhals forschte seinerzeit intensiv unter anderem nach in Polen verwahrtem deutschen Schriftgut, um zu diversen NS-Verbrechenskomplexen vor Gerichten gutachterlich tätig zu werden.

Lesen Sie über das Archivgut des Bundesarchivs zum Ghettoaufstand unser Inventar.

Das Bundesarchiv digitalisiert sukzessive seine wichtigsten Bestände zum Nationalsozialismus. Eine Auswahl aus dem bereits digitalisierten Archivgut finden Sie in unserer virtuellen Ausstellung.

Sabine Dumschat