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[Regierungsumbildung.]
Der Reichskanzler verliest das Telegramm des Reichsfinanzministers Luther aus London, in dem er im Interesse der Anleihe1 dringend bittet, bis Mitte nächster Woche keine Beunruhigung durch innere Krisen zu schaffen und keinerlei beunruhigende Nachrichten ins Ausland gelangen zu lassen.
Fehrenbach: Dieses Telegramm entspreche durchaus dem Wunsch des Zentrums. Inzwischen müßte aber eine Treuga Dei herrschen.
Scholz: Nach diesem Telegramm bleibe nichts übrig, als die Verhandlungen zu vertagen. Seine Fraktion warte jetzt ab, was Zentrum und Demokraten beschlössen. Diese müßten jetzt erklären, ob sie bereit seien, mit den Deutschnationalen eine Regierung zu bilden.
Stegerwald: Man müsse jetzt die Angelegenheit bis Dienstag [14. 10] vertagen und bis dahin Klarheit schaffen. Aber die Presse müsse bis dahin sich ruhig verhalten, sonst sei der Zweck der Vertagung verfehlt.
v. Guérard schließt sich dieser Auffassung an.
Reichskanzler Die Fraktionsführer und die Fraktionen müßten am Dienstag also wieder zusammentreten.
Koch teilte noch mit, daß seine Fraktion lediglich beschlossen habe, es solle bei der alten Koalition verbleiben.