Text
4. [Pfälzischer Separatismus]
Zu dem Bericht des Abg. Gebhardt4 teilt Pressechef Rauscher mit, daß die Einrichtung eines Büros in Mannheim zur Entgegennahme und Verarbeitung der Nachrichten aus der Pfalz veranlaßt sei. Die Vorschläge Gebhardts zu 4) und 6) sollen vom Reichsministerium des Innern, der Vorschlag zu 5) vom[424] Reichswirtschaftsministerium in Verbindung mit dem Pressechef und der Bayerischen Regierung weiterverfolgt werden.
Fußnoten
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Der Abg. der NatVers Karl Gebhardt (DNVP) wies in seinem Bericht an die RReg vom 3.6.1919 darauf hin, daß die Städte Landau, Zweibrücken und Homburg den „Herd für die Loslösungsbestrebungen in der Pfalz“ bildeten. Nach einer kurzen Schilderung der Vorgänge in der Pfalz von Mitte Mai bis zu dem mißglückten Putschversuch am 2.6.1919 (s. Dok. Nr. 97, P. 8) empfahl Gebhardt folgende Gegenmaßnahmen: „1. Sofortige Einrichtung eines Büros in Mannheim, in dem die täglichen Nachrichten aus Ludwigshafen abgegeben und gesammelt und die Weiterleitung der Wünsche und Vorschläge bearbeitet würden. Karlsruhe sei dafür nicht geeignet, es müsse Mannheim sein. 2. Öffentliche Gegenwirkung gegen die Behauptung in den Plakaten, daß die Pfälzer bei Übergang zur selbständigen Republik und beim Anschluß an Frankreich zehnfach geringere Steuer zu zahlen hätten. Diese Behauptung mache natürlich Eindruck. Sie sei grundfalsch. Man müsse darauf hinweisen, daß Frankreich wirtschaftlich auch vor dem Zusammenbruch stehe. 3. Desgleichen gegen die Drohung, daß die Pfälzer, wenn sie bei Deutschland blieben, zum Wiederaufbau in Nordfrankreich abgeschleppt werden würden. 4. Öffentliche Zusage an die Beamten, daß für die Ausgewiesenen später gesorgt werden solle. […] 5. Zusage, das die Kohlenvorkommen im Ostertal, (das dt. bleiben soll) im Interesse der Arbeiter und der Kohlenversorgung der Industrie bald erschlossen werden sollten. […] 6. Rückzahlung der von den Gemeinden getragenen Vorschüsse für die Kosten des Rückzugs und der Besetzung.“ (R 43 I/1349, S. 459-461).