Text
[232]12. Verhandlungen mit einem Abgesandten Rußlands.
Der Reichsminister des Auswärtigen teilte mit, daß er und der Reichswirtschaftsminister den von dem Abgeordneten Cohn seinerzeit angekündigten russischen Reichsangehörigen empfangen hätten. Der Mann habe tatsächlich weitgehendste ordnungsmäßige Vollmachten gehabt18. Es hätten mit ihm Besprechungen zwanglos stattgefunden, wobei auf deutscher Seite die Gewähr verlangt worden sei, daß nicht das bolschewistische Rußland politischen Einfluß auf Deutschland ausüben würde. Eine Bindung sei nach keiner Richtung ausgesprochen worden. Bei der Erörterung im Reichsministerium wurde das bekannte „Für“ und „Wider“ der Anknüpfung von Beziehungen zwischen Deutschland und Sowjet-Rußland geltend gemacht19. Man war der Auffassung, daß man die Entwicklung vorläufig abwarten solle20.
Fußnoten
- 18
Vgl. Dok. Nr. 40, P. 5. – Als russ. Unterhändler trat nach Angaben des RWiM der im Herbst 1918 wegen angeblicher bolschewistischer Propagandatätigkeit an der Berliner sowjetruss. Botschaft zur „persona minus grata“ erklärte Victor Kopp auf (Der RWiM an den RK, 20.9.19; R 43 I/130, Bl. 257 f.). Der Zeitpunkt der Unterredungen konnte nicht ermittelt werden.
- 19
Vgl. diese Edition: Das Kabinett Scheidemann, Dok. Nr. 50, P. 1 und Dok. Nr. 59, P. 2. – Zusammenfassend s. Hans-Günther Linke: Deutsch-sowjetische Beziehungen bis Rapallo. S. 83 ff.
- 20
Hinsichtlich der in der Besprechung mit Kopp gleichfalls erörterten Wiederanknüpfung wirtschaftlicher Beziehungen berichtet der RWiM dem RK am 20. 9., daß man sich geeinigt habe, „durch Mittelspersonen des privaten Handels das Unternehmen in Gang zu bringen“. Während man geeignete Unternehmer bereits gefunden habe, bereite die Öffnung von möglichen Handelswegen noch Schwierigkeiten (R 43 I/130, Bl. 257 f.). – Zum Fortgang s. Dok. Nr. 169, P. 2.