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10. Außerhalb der Tagesordnung: Französische Propaganda in der Entwaffnungsfrage.
Reichsminister Dr. Geßler wies auf die von Briand in Washington gehaltene Rede hin, in der er die Behauptung aufgestellt hätte, daß Deutschland noch nicht abgerüstet habe. Lefèvre habe dieselbe Behauptung in der Kammer wiederholt und sei vom Kriegsminister Barthou unterstützt worden. Er schlage eine Richtigstellung der Ausführungen durch Wolff’s Telegraphenbureau vor.
Reichskanzler Dr. Wirth: In der nächsten Woche müßten wir gegen Briand eine Offensive eröffnen, auch im Reichstag9. Trotzdem könne der Reichswehrminister in Einzelheiten selbständig vorgehen, müsse aber vorsichtig und systematisch handeln und mit dem Pressechef ständig in Fühlung bleiben.
Der Pressechef teilte mit, daß er mit Geheimrat v. Lewinski und dem Reichswehrministerium bereits eine Ausarbeitung über eine Entgegnung gemacht habe, die nach seiner Ansicht am zweckmäßigsten als eine Äußerung des Reichskanzlers in der französischen Presse erschiene10.
Der Reichskanzler war mit diesem Vorgehen einverstanden.