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Nr. 315
Vermerk des Oberregierungsrats Planck über eine Besprechung über den Wehretat, am 30. Mai 1931
Im Anschluß an die Chefbesprechung in der Reichskanzlei am 30. Mai 1931 vormittags 9.30 Uhr über die Abrüstungsfrage1 fand eine Besprechung zwischen dem Reichskanzler, dem Reichsminister der Finanzen Dietrich, dem Reichswehrminister Groener, Staatssekretär Dr. Pünder und Generalmajor von Schleicher über den Wehretat statt. Protokollführer: Oberregierungsrat Planck.
Eine eingehende Debatte, in der der Reichswehrminister ausführte, daß das Reichswehrministerium freiwillig schon 11,8 Millionen an Resten gespart habe und andererseits 10 Millionen durch die Nichtauszahlung der Postgelder2 verloren hätte, führte zu folgendem Ergebnis.
Es wird für den Reichshaushalt insgesamt eine Ersparnis der Ressorts (ohne Aufteilung) von 110 Millionen Reichsmark vorgesehen.
[1144] Der Reichsminister der Finanzen erklärte in Gegenwart des Reichswehrministers, daß 50 Millionen RM hiervon beim Wehretat eingespart werden müßten.
Eine Äußerung des Reichswehrministers hierzu erfolgte nicht.
Im Anschluß hieran kam die Frage der Gehaltskürzungen bei der Wehrmacht zur Sprache.
Der Reichsminister der Finanzen forderte das Reichswehrministerium auf, zur Kabinettssitzung am 1. Juni Vorschläge darüber zu machen, um welchen Gesamtbetrag und auf welchem Wege die Gehaltskürzung bei der Reichswehr ausgeglichen werden könnte3. Er erklärte, daß bei einem Gesamtausfall von etwa 1,2 Millionen es ihm möglich erscheine, den Wünschen der Wehrmacht entgegenzukommen.
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Die Gehaltskürzung bei der Reichswehr ist im Kabinett nicht mehr behandelt worden. Vgl. dazu den 2. Teil, Kap. I der NotVO vom 5.6.31, RGBl. I, S. 282
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