Text
Nr. 179
Die Vereinigten vaterländischen Verbände Deutschlands an den Reichskanzler. 15. April 1924
[Stellungnahme zum Sachverständigen-Gutachten]
Die Vereinigten vaterländischen Verbände Deutschlands bitten dringend, die nachfolgende Entschließung der heutigen Kabinettssitzung der Reichsregierung bekanntgeben zu wollen:
Falls die gegenwärtige Reichsregierung trotz den nahe bevorstehenden Wahlen die Verantwortung für die das Schicksal des deutschen Volkes entscheidende endgültige Beantwortung der Sachverständigenberichte überhaupt übernehmen zu dürfen glaubt, fordern die Vereinigten vaterländischen Verbände Deutschlands eine Ablehnung der Vorschläge, weil diese
1. die völlige finanzielle Versklavung Deutschlands noch dazu ohne jede feste Begrenzung der sogenannten Reparationsleistungen bedeuten,
2. bei der zur Genüge bekannten Auslegungskunst Frankreichs zu neuen Vergewaltigungen deutscher Volksteile oder des ganzen deutschen Volkes bequeme Handhaben geben,
[570] 3. dabei nicht einmal eine Gewähr für eine wirtschaftliche Besserstellung der deutschen Volksmassen bieten, die ohne vollständige Räumung des Ruhrgebietes seitens der Franzosen und Belgier unmöglich ist, und
4. mit ihren neuen Forderungen noch über die Lasten des Versailler Diktates weit hinausgehen.
Jedes Eingehen auf Anerbieten von seiten unserer Feinde hat bisher stets zur weiteren Verschlechterung der politischen und wirtschaftlichen Lage des deutschen Volkes geführt. Eine Annahme dieser gegnerischen Sachverständigenvorschläge würde den Todesstoß für jede Selbständigkeit, die Aufgabe der Souveränität und die Streichung Deutschlands aus der Reihe der europäischen Mächte bedeuten.
Eine deutsche Regierung, die sich zur Unterzeichnung solcher Vertragsbedingungen bereitfinden läßt, wird sich den berechtigten Vorwurf der Preisgabe der letzten Reste deutscher Freiheit zuziehen müssen.
Für das Präsidium
der Vereinigten vaterländischen Verbände Deutschlands
Dr. Görcke
Geisler
Graf v. d. Goltz