Text
Nr. 221
Die Stahlhelmführer Seldte und Duesterberg an den Reichspräsidenten. 18. November 1932
R 43 I/1309, S. 413 Abschrift1
[Aufrechterhaltung der autoritären Staatsführung]
Im Namen des Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten, der sich dabei eins weiß mit der Mehrheit der arbeitswilligen und aufbaubereiten Deutschen, bitten wir Euer Exzellenz inständigst, die von den Parteien unabhängige autoritäre Form der Staatsführung zu erhalten.
Die Unmöglichkeit einer in sich ehrlich zusammenhaltenden Parlamentsmehrheit ist durch das Ergebnis der Reichstagswahl am 6. November erneut festgestellt worden. Das deutsche Volk will keine irgendwie geartete Parteiherrschaft[984] mehr, es will eine starke, von den Parteien wirklich unabhängige Staatsführung, um endlich die friedliche Aufbauarbeit beginnen zu können2.
Franz Seldte | Duesterberg |
Fußnoten
- 1
Vom Reichspressechef des Stahlhelm, Oberstleutnant a. D. v. Olberg, am 18. 11. an die Rkei zur Kenntnisnahme übersandt (R 43 I/1309, S. 411).
- 2
Ganz ähnlich äußerte sich in einer Eingabe an den RPräs. vom 17. 11. der Hauptschriftleiter der „München-Augsburger Abendzeitung“, Pfarrer Traub: „Eines steht mir nach den vielen Eindrücken aus allen Teilen Deutschlands, die ich bei meiner vierwöchigen Wahlreise gesammelt habe, fest: Wenn an dem Charakter dieser Regierung und ihrer absoluten Parteiunabhängigkeit etwas geändert wird, ist die Lage in Deutschland überhaupt nicht zu entwirren und jedes Ansehen in der Welt draußen verloren. Ich lebe der festen Überzeugung, daß kein Ansturm auf den Herrn Reichspräsidenten von seiten der Herren Parteiführer mehr erfolgt, wenn diesmal der Ansturm glatt abgeschlagen wird.“ (Abschrift, von Meissner im Auftrage des RPräs. am 18. 11. an den RK übersandt, in R 43 I/1309, S. 417–420).