Direkt zum Seiteninhalt springen

Dokumentation einer Schicksalsklärung anlässlich des 80. Jahrestages der Kapitulation der 6. Armee in Stalingrad

Bild von Mitarbeitenden der Abteilung PA in Berlin-Tegel
Die Abteilung PA des Bundesarchivs erhält die gesamten bisherigen Ermittlungsergebnisse und legt die nächsten Bearbeitungsschritte fest.Quelle: Bundesarchiv

Anfang Februar 2023 jährte sich die Kapitulation der 6. Armee in Stalingrad zum 80. Mal. Unter anderem auch aus diesem Anlass erreichen das Bundesarchiv Anfragen von Angehörigen, die das Schicksal eines vermissten Soldaten klären möchten. Immer noch werden Überreste gefallener Soldaten gefunden – nicht nur rund um Wolgograd (ehemals Stalingrad), sondern auch auf anderen Kriegsschauplätzen. Am Beispiel eines Grabfundes in Polen zeigen wir, wie das Bundesarchiv gemeinsam mit seinen Partnern Schicksale aufklärt und Familien Gewissheit über den Verbleib ihrer Angehörigen verschafft.

Unterstützt durch das Bundesarchiv sucht der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. (VDK) nach vorläufigen Soldatengräbern und bettet die dort liegenden Gebeine aus. Dabei findet er auch Gegenstände wie Erkennungsmarken (EM). Die Erkennungsmarken sind wichtig für die Identifizierung des Soldaten. Sie werden an die Abteilung PA des Bundesarchivs geschickt, die sie anhand der Erkennungsmarkenverzeichnisse entschlüsselt.

Im Oktober 2022 erreichte uns ein Umbettungsbericht des VDK von der Bergung eines deutschen Soldaten im Gebiet Krynica Morska-Piaski, Gemeinde Kynica Morsa, Woj. Pomorskie (damals Kahlberg-Liep Bezirk Elbing in Westpreußen). Beigefügt waren eine ganze Erkennungsmarke und ein Ehering.

Zum Umbettungsbericht gehören auch eine Umbettungsliste und eine Handskizze der Fundstelle des Grabes. Außerdem wird der Friedhof mitgeteilt, auf den der bisher namenlose Soldat überführt wurde. Auf einer Landkarte wurde die Lage des Feldgrabs auf dem schmalen Grat der frischen Nehrung genau eingezeichnet (oben links).

Anhand der vorliegenden Informationen wird nun geprüft, ob die Wehrmachtauskunftstelle während des Krieges Meldungen aus diesem Gebiet erhalten hatte. Die Akten der Wehrmachtauskunftstelle liegen heute im Bundesarchiv. Gleichzeitig wird die Stanzung auf der Erkennungsmarke mit den Erkennungsmarkenverzeichnissen abgeglichen, um so den Namen des Trägers zu ermitteln. Kolleginnen aus der Abteilung PA des Bundesarchivs erhalten die gesamten bisherigen Ermittlungsergebnisse und legen die nächsten Bearbeitungsschritte fest.

Der Abgleich der Erkennungsmarke mit den Erkennungsmarkenverzeichnissen hat ergeben, dass es sich bei dem Soldaten um Erich Kurt Sieber, geboren am 22.2.1915 in Krieschendorf, handelt. Er kam zwischen dem 31.3.1945 und dem 3.5.1945 bei Kahlberg-Liep im Bezirk Elbing (damaliges Westpreußen) ums Leben und wurde dort in einem Feldgrab auf der frischen Nehrung bestattet. Nun muss das Bundesarchiv den Sterbefall gerichtlich anzeigen und versuchen, Angehörige zu ermitteln.

Im Bestand der Abteilung PA des Bundesarchivs wird eine zentrale Personenkarte zu Erich Kurt Sieber verwahrt. Die Wehrmachtauskunftstelle legte eine solche Karte mit wichtigen Informationen an, wenn Meldungen zu einem Soldaten eingingen. Die gezeigte Karte wurde 1943 aufgrund einer Lazarettmeldung erstellt. Leider sind ihr keine Hinweise auf Angehörige zu entnehmen.

Prüfungen weiterer Unterlagen in der Abteilung PA ergaben, dass Erich Kurt Sieber vom Amtsgericht Dresden bereits am 30.3.1951 für tot erklärt wurde. Durch die Grabung des VDK und die Recherchen des Bundesarchivs besteht nun Gewissheit, dass er während des Krieges gefallen ist. Daher hat die Abteilung PA den Kriegssterbefall beim Standesamt Dresden angezeigt.

Als einzige Angehörige konnte seine Ehefrau ermittelt werden. Leider ist Frau Sieber jedoch 1996 verstorben, so dass eine Benachrichtigung sowie die Übergabe der Erkennungsmarke und des Eherings nicht mehr möglich sind. Weitere Angehörige konnten bisher nicht ermittelt werden. Sollten Sie Hinweise zu Angehörigen von Erich Kurt Sieber geben können, wenden Sie sich bitte an die Abteilung PA des Bundesarchivs! Auch falls Sie den Verbleib oder die militärische Verwendung eines Ihrer eigenen Angehörigen im Zweiten Weltkrieg klären möchten, helfen wir gern weiter!

Kontakt

Bundesarchiv Berlin-Tegel

Telefon: 030 18 7770-1158
E-Mail: dr-tegel@bundesarchiv.de