Direkt zum Seiteninhalt springen

Unterlagen der Abteilung Personenbezogene Auskünfte zum Ersten und Zweiten Weltkrieg

Die Abteilung PA wurde zum 1. Januar 2019 eingerichtet. Hier geben wir einen Überblick über die Aufgaben und Bestände der Abteilung und die Geschichte der auf sie übergeleiteten Institutionen.

Zum Inhalt springen

Einführung

Auf der Grundlage eines Staatsvertrages zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Land Berlin vom 30. Mai/12. Oktober 2018 wurden die Aufgaben der Deutschen Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht (nachfolgend Deutsche Dienststelle) mit Wirkung vom 1. Januar 2019 dem Bundesarchiv übertragen. Die zu diesem Zweck neu eingerichtete Abteilung Personenbezogene Auskünfte zum Ersten und Zweiten Weltkrieg (PA) nutzte zunächst weiterhin den Dienstort der früheren Deutschen Dienststelle in Berlin-Reinickendorf. Im Mai 2022 wurde der Dienstsitz nach Berlin-Tegel in das Gebäude Am Borsigturm 130 verlagert.

Bild Außenansicht des Gebäudes am Eichborndamm 179, erster Sitz der Abteilung PA des Bundesarchivs (ehemals DD-WASt)
Außenansicht des Gebäudes am Eichborndamm 179, erster Sitz der Abteilung PA des BundesarchivsQuelle: Kirchhoff, Peter

Geschichte der Wehrmachtauskunftstelle für Kriegerverluste und Kriegsgefangene / Deutsche Dienststelle

Bereits am 26. August 1939 wurde in Berlin gemäß Artikel 77 der Genfer Konvention vom 27. Juli 1929 eine nationale amtliche Auskunftstelle mit der Bezeichnung Wehrmachtauskunftstelle für Kriegerverluste und Kriegsgefangene (WASt) eingerichtet, deren Aufgabe es war, die in der Genfer Konvention festgelegten Verpflichtungen zu erfüllen.

Bild von der Gräberkartei der ehemaligen WASt
Gräberkartei der ehemaligen WAStQuelle: Bundesarchiv / Wulf, Birgit

Nach Artikel 77 der Genfer Konvention sind von jedem Krieg führenden Staat bei Beginn von Feindseligkeiten nationale amtliche Auskunftstellen über die auf ihrem Gebiet befindlichen Kriegsgefangenen zu errichten. Des Weiteren ist eine Zentralauskunftstelle über die Kriegsgefangenen auf neutralem Gebiet einzurichten, die alle die Gefangenen betreffenden Nachrichten sammelt und so schnell wie möglich dem Heimatstaat der Gefangenen oder der Macht, der sie Dienste geleistet haben, zustellt. Während des Zweiten Weltkrieges übernahm das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) mit Sitz in Genf die Aufgabe dieser Zentralauskunftstelle, welche die Bezeichnung Agence Centrale des Prisonniers de Guerre (ACPG) trug.

Des Weiteren war die WASt zuständig für den Nachweis der an Wehrmachtsangehörige ausgegebenen Erkennungsmarken, die Auswertung von Verlustmeldungen der Truppe, der Lazarette, der Wehrmacht-Gräberoffiziere und des IKRK sowie die Anzeige von Sterbefällen bei den zuständigen Standesämtern.

Um die Unterlagen der WASt vor Bombenangriffen in Sicherheit zu bringen, wurde sie im August 1943 zu großen Teilen nach Saalfeld und Meiningen in Thüringen verlegt. Nach der Besetzung Thüringens im April 1945 arbeitete sie unter der Aufsicht der amerikanischen Militär-Kontrollkommission weiter.

Anfang Juli 1945, unmittelbar vor der Übergabe Thüringens an sowjetische Truppen, wurden große Teile der Unterlagen und deren Bearbeitung nach Fürstenhagen bei Kassel verlagert. Ende Januar 1946 kehrte die Dienststelle nach Berlin zurück und nahm ihre Tätigkeit unter amerikanischer Aufsicht wieder auf. Ihr neuer Name „Deutsche Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht“ war eine wörtliche Übersetzung der amerikanischen Bezeichnung.

Am 24. Juni 1946 wurde sie der Aufsicht der Délégation Française du Comité Quadripartite d'Étude de Renseignements mit dem Auftrag unterstellt, die aus den internationalen Verpflichtungen entstehenden Aufgaben und Arbeiten weiter fortzuführen.

Am 1. Juni 1948 wurde die von der Britischen Admiralität in Hamburg gebildete Marine-Personal-Dokumenten-Zentrale mit der Deutschen Dienstelle vereinigt, die in den folgenden beiden Jahren den Transport der Marineunterlagen nach Berlin veranlasste.

Im Jahre 1951 bezog die Deutsche Dienststelle auf dem Gelände der ehemaligen Deutschen Waffen- und Munitionsfabrik (DWM) in Berlin-Reinickendorf den Standort Eichborndamm 167-209. Dort blieb sie bis zu ihrer Überleitung in das Bundesarchiv.

Die ihr ursprünglich von den Alliierten übertragenen Aufgaben wurden durch die Kriegsfolgengesetzgebung wesentlich erweitert. Während anfangs vor allem Bescheinigungen für behördliche Zwecke erfragt wurden, zum Beispiel Dienstzeitbescheinigungen, Sterbefallanzeigen oder Benachrichtigung von Angehörigen, überwogen bei den Eingängen zuletzt Anfragen zur Familiengeschichte und zu wissenschaftlichen Forschungsvorhaben.

Geschichte des Krankenbuchlagers Berlin

Das noch während der Kriegszeit im Jahr 1918 eingerichtete Krankenbuchlager Berlin verwaltete die Krankenunterlagen einschließlich der Krankenbücher zu preußischen Soldaten im Ersten Weltkrieg. Für die anderen Bundesarmeen wurden eigene Krankenbuchlager in Dresden, Stuttgart und München eingerichtet, die jedoch während des Zweiten Weltkriegs durch Kriegseinwirkungen vernichtet wurden.

Für die Krankenunterlagen aus dem Zweiten Weltkrieg war das Zentralarchiv für Wehrmedizin zuständig, währenddessen das Krankenbuchlager Berlin seine bisherigen Aufgaben behielt. Große Teile der Überlieferung des Zentralarchivs für Wehrmedizin ging kriegsbedingt verloren. Erhalten blieben die Unterlagen des Krankenbuchlagers Berlin.

In der Nachkriegszeit übernahm das Krankenbuchlager Berlin auch die Aufgabe der Sammlung von Krankenunterlagen zum Zweiten Weltkrieg und beantwortete somit Anfragen zu Versorgungsansprüchen aus beiden Weltkriegen. Im Jahr 1951 wurde das Krankenbuchlager für kurze Zeit als Abteilung X in die Deutsche Dienststelle integriert.

Durch Beschluss des Senats von Berlin wurde das Krankenbuchlager am 25. Februar 1952 dem Versorgungsamt I angegliedert. Daneben bestanden Krankenbuchlager in Kassel und München, deren Krankenbücher und Urkundenbestände 1964 beim Krankenbuchlager Berlin zentralisiert wurden.

Im Jahr 2013 stellte das Krankenbuchlager die Auskunftserteilung ein. Bereits im Vorfeld wurden seit 1977 personenbezogene Einzelurkunden überwiegend zum Ersten Weltkrieg an das Bundesarchiv in Freiburg abgegeben. Alle anderen Unterlagen übernahm die Deutsche Dienststelle.

Bild von Kranken- und Lazarettbücher im Magazin der Abteilung PA
Kranken- und Lazarettbücher im Magazin der Abteilung PA
 
Quelle: Bundesarchiv / Philip Placek

Archivbestände der Abteilung PA

Der überwiegende Teil der Archivbestände wurde 2019 von der Deutschen Dienststellen in das Bundesarchiv übernommenen; er hat einen Umfang von knapp 75.000 laufenden Metern (lfm). Es handelt sich dabei fast ausschließlich um personenbezogene Unterlagen, vor allem um Meldungen, die Listen enthalten oder in umfangreichen Karteien erfasst worden sind. Im Folgenden geben wir Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Unterlagengruppen.

Erkennungsmarkenverzeichnisse, Verlustmeldungen und Zentrale Personenkarteien

Kernbestand für die Auskunftserteilung der Abteilung PA sind die der Wehrmachtauskunftstelle für Kriegerverluste und Kriegsgefangene (WASt) übermittelten ca. 100 Millionen Meldungen über die Ausgabe von Erkennungsmarken und die namentlichen Veränderungsmeldungen sowie die ca. 15 Millionen Verlust- und Vermisstenmeldungen militärischer Einheiten und Sanitätsformationen aus den Jahren 1939 bis 1945. Zu jeder Verlustmeldung wurde eine Karteikarte für die zentrale Personenkartei angelegt, die - von der Deutschen Dienststelle bis 2018 weitergeführt - heute Angaben zu mehr als 18,5 Millionen Angehörigen der ehemaligen deutschen Wehrmacht und anderer militärähnlicher Verbände enthält. Nur noch rudimentär überliefert sind die Karteien zu Kriegsgefangenen in Deutschland.

Kartei der Verlust- und Grabmeldungen

In der Kartei der Verlust- und Grabmeldungen wurden die Verlustmeldungen der Truppe, der Lazarette und der Wehrmacht-Gräberoffiziere mit Angabe der genauen Grablage und der Beurkundung erfasst.

Nachdem sie nach Kriegsende als verschollen galt, erstellte die Deutsche Dienststelle anhand der vorliegenden Informationen eine sogenannte Ersatzgräberkartei, die inzwischen auf ca. 4,5 Millionen Karten angewachsen ist und noch fortgeführt wird.

Unterlagen über Kriegsgefangene

Nach Kriegsende wurden Unterlagen, welche die WASt über Kriegsgefangene in deutschem Gewahrsam geführt hatte, beschlagnahmt und den jeweiligen Herkunftsländern der Kriegsgefangenen übergeben.

In den 1960er Jahren erhielt die Deutsche Dienststelle ihrerseits von den westlichen Alliierten, d.h. aus Großbritannien, Frankreich, Belgien und den USA, Unterlagen über deutsche Kriegsgefangene und Internierte. Dabei handelt es sich überwiegend um Personalblätter, Karteien und Dossiers zu gut 7 Millionen Kriegsgefangenen. Unterlagen über deutsche Kriegsgefangene und Internierte in sowjetischem Gewahrsam wurden der Deutschen Dienststelle hingegen nicht übergeben. Überliefert sind jedoch ca. 945.000 Informationen zu Heimkehrern, aus den Heimkehrerlagern Waldschänke, Hof-Moschendorf, Tuttlingen, Frankfurt/Oder-Gronenfelde und Pirna/Sachsen.

Weiterhin liegen ca. 4,8 Millionen Kontrollblätter vor, die von den westalliierten Entlassungsstellen in Deutschland ausgestellt wurden.

 

Bild von Personalunterlagen der Wehrmacht
Personalunterlagen der WehrmachtQuelle: Bundesarchiv / Kirchhoff, Peter

Unterlagen zu Angehörigen der Marine

In den Jahren 1949 und 1950 erhielt die Deutsche Dienststelle Personalunterlagen, deren Laufzeit vereinzelt bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beginnt, zu ca. 1,6 Millionen Marineangehörigen (bis Dienstgrad Kapitänleutnant). Sie werden durch die Marinestammrollenkartei und die Erkennungsmarkenkartei der dienstverpflichteten Handelsseeleute ergänzt.

Unterlagen zu Angehörigen des Heeres und der Luftwaffe

Von Angehörigen des Heeres und der Luftwaffe liegen nur wenige Personal- und Versorgungsakten vor. Sehr viel umfangreicher ist die Sammlung von Wehrstammbüchern, Soldbüchern, Gesundheitsbüchern und Wehrpässen mit ca. 5 Millionen Dokumenten. Der größte Teil wurde bis 2005 von der Zentralnachweisstelle (ZNS) des Bundesarchivs in Aachen-Kornelimünster verwahrt.

Bild von personenbezogenen Einzelunterlagen aus dem Bestand B 578 Krankenbuchlager
Personenbezogene Einzelunterlagen aus dem Bestand B 578 Krankenbuchlager
 
Quelle: BArch / Birgit Wulf

Lazarettbücher und Krankenblätter

Das Krankenbuchlager verfügte bei seiner Auflösung 2013 noch über sog. Krankeneinzelunterlagen (u. a. Krankenblätter, Fliegertauglichkeitszeugnisse und Gesundheitsbücher) zu ca. 8 Millionen Militärangehörigen ab Geburtsjahrgang 1900 sowie über ca. 97.000 Kranken- und Lazarettbücher v. a. des Ersten und Zweiten Weltkriegs. In Einzelfällen reicht die Überlieferung der Lazarettbücher sogar bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück.

Unterlagen über Opfergräber im Inland

Für den Nachweis der Kriegsgräber aus dem Ersten Weltkrieg war das Zentralnachweiseamt für Kriegerverluste und Kriegergräber zuständig, dessen Überlieferung nur noch rudimentär vorhanden ist, da der größte Teil der Akten, Karteien und Listen bei Luftangriffen 1945 vernichtet wurde. Die Deutsche Dienststelle verwahrte Gräberlisten aus Großberlin, vereinzelt auch aus Nordfrankreich und Belgien.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt die Deutsche Dienststelle von den Friedhofsträgern regelmäßig Listen der Opfergräber zu Militärangehörigen, Internierten und Kriegsgefangenen auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland und Berlin (West).

Ausgewählte Dokumente aus Archivbeständen der Abteilung PA

Personenkarteien

 

Benutzung der Unterlagen

 

Die Hauptaufgabe der Abteilung PA besteht darin, Benutzerinnen und Benutzern Auskünfte aus den oben beschriebenen Beständen zu geben. Die Unterlagen und Dokumente stehen gemäß Bundesarchivgesetz jeder Person für eine Nutzung zur Verfügung, soweit dem die personenbezogenen Schutzfristen nicht entgegenstehen.

Für die Vorbereitung einer Benutzung von Unterlagen der Abteilung PA ist neben dem im Bundesarchiv üblichen Benutzungsantrag zusätzlich der Auftrag für eine personenbezogene Recherche erforderlich. Da die Unterlagen in der Regel nur über den Namen erschlossen sind, sind für gezielte Recherchen möglichst genaue Personalangaben (Nachname, Vorname, Geburtsdatum und -ort) erforderlich. Die erforderlichen Formulare und Adressen finden Sie auf der Seite Personenbezogene Unterlagen militärischer Herkunft.

Die Benutzung erfolgt in der Regel schriftlich, für die persönliche Einsichtnahme steht aber auch ein Benutzersaal zur Verfügung.

 

Blick in den Benutzersaal am Standort Berlin-Reinickendorf
Blick in den Benutzersaal am Standort Berlin-ReinickendorfQuelle: Bundesarchiv / Birgit Wulf

Gräberangelegenheiten

Die Abteilung PA des Bundesarchivs wirkt ferner bei der Klärung von Einzelschicksalen ehemaliger Wehrmacht­angehöriger mit, da hier die für diesen Zweck notwendigen Unterlagen überliefert sind. Dazu gehören insbesondere die Verzeichnisse, in denen die Träger der Erkennungsmarken und ihre nächsten Angehörigen verzeichnet sind. Mit diesen Daten können weiterhin jährlich ca. 1000 Schicksale geklärt und noch lebenden Angehörige ausfindig gemacht werden. Wenn ein Vermisstenschicksal geklärt werden konnte, zeigt die Abteilung PA den zuständigen Standesämtern den Kriegssterbefall an oder übermittelt eine sogenannte Berichtigungsanzeige.

Das Bundesarchiv unterstützt außerdem den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. (VDK) und den Verein zur Bergung Gefallener in Osteuropa (VBGO) bei der Vorbereitung von Umbettungen. Sie stellt Informationen zu Grablagen von einzelnen Gefallenen bzw. Verstorbenen, aber auch zu Lageorten der Kriegsgräberfriedhöfe zur Verfügung.

Mit Hilfe seiner entschlüsselten Erkennungsmarke kann ein Soldat identifiziert und in ein persönliches Grab umgebettet werden. Sofern bei Bergungen auch persönliche Gegenstände wie zum Beispiel Eheringe, Zigarettenetuis, Brillen oder kleine Glücksbringer aufgefunden werden, kommt der Abteilung PA die Aufgabe zu, diese Gegenstände eventuell noch lebenden Angehörigen auszuhändigen.

In Deutschland gilt für die sogenannten Opfergräber ein dauerhaftes Ruherecht. Von den zuständigen Behörden der Länder und Kommunen erhält das Bundesarchiv eine Kopie der Gräberlisten und wirkt bei der Klärung offener Fragen mit.

Bild der Gräberkartei der ehemaligen WASt
Gräberkartei der ehemaligen WAStQuelle: Bundesarchiv / Wulf, Birgit

Hilfsmittel zur Arbeit mit den Unterlagen der Abteilung PA

Formulare für die Recherche zu Militärangehörigen