Direkt zum Seiteninhalt springen

"War Opa ein Nazi?"

Stark nachgefragte personenbezogene Sammlungen aus der Zeit des Dritten Reichs auf dem neuesten Stand

Zum Inhalt springen

NSDAP-Mitgliederkartei

Die NSDAP-Mitgliederkartei zählt zweifellos zu den in der Öffentlichkeit bekanntesten Unterlagen des Bundesarchivs. Kürzlich konnte an dieser Stelle die vollständige Digitalisierung der Karteikarten bekannt gegeben werden. Die insgesamt 12.717.012 Digitalisate können nun elektronisch gestützt recherchiert werden. Eine ausführliche "Handreichung" erklärt die Vorgehensweise und führt in die Überlieferungsgeschichte ein.

Bild der NSDAP-Mitgliederkartei
NSDAP-MitgliederkarteiQuelle: BArch, B 198 Bild-00001 / Gisa Spiegel

Umsignierungen und Abgaben

Bislang weniger bekannt ist, dass in den zurückliegenden Jahren eine Umsignierung aller Teilbestände der Sammlung "Berlin Document Center" (BDC) erfolgt ist. Die – eigentlich zwei – NSDAP-Mitgliederkarteien nennen sich nun

  • R 9361 VIII KARTEI (Personenbezogene Unterlagen der NSDAP.- Mitgliederkartei.- Zentralkartei) und
  • R 9361 IX KARTEI (Personenbezogene Unterlagen der NSDAP.- Mitgliederkartei.- Gaukartei).

Der restliche BDC-Bestand, der in der Datenbank BASYS des Bundesarchivs recherchiert werden kann, gliedert sich aktuell folgendermaßen:

  • R 9361 I (Personenbezogene Unterlagen der NSDAP) mit 59.106 Verzeichnungseinheiten (VE),
  • R 9361 II (Personenbezogene Unterlagen der NSDAP/Parteikorrespondenz) mit 1.254.661 VE,
  • R 9361 III (Personenbezogene Unterlagen der SS und SA) mit 713.353 VE,
  • R 9361 IV (Personenbezogene Unterlagen der Einwandererzentralstelle/EWZ) mit 500.464 VE,
  • R 9361 V (Personenbezogene Unterlagen der Reichskulturkammer/RKK) mit 154.816 VE und
  • R 9361 VI (Personenbezogene Unterlagen von Gliederungen der NSDAP und angeschlossenen Verbänden) mit 11.826 VE sind jeweils personenbezogen in BASYS erschlossen.
  • R 9361 VII (Personenbezogene Unterlagen der NSDAP.- Aufnahmeanträge.- Kartei) steht noch zur Digitalisierung und Erschließung an.

Der Teilbestand "Research" mit ca. 3.200 Archivalieneinheiten (AE) und der größte Teil der Sammlung "Diverses" mit ca. 4.560 AE wurden sukzessive aufgelöst. Die Archivalien waren den entsprechenden Provenienzbeständen des Bundesarchivs anzugliedern oder an die jeweils zuständigen Archive abzugeben. Zahlreiche Kopien wurden kassiert.

Anhand von Konkordanzen und dem datenbankgestützten Nachweis der Altsignaturen lassen sich die nach NS 4, NS 7, NS 19, NS 23, NS 25, NS 33, NS 34, R 2, R 19, R 49, R 55, R 70, R 90, R 1501, R 3001, R 9354 sowie in die Abteilungen "Militärarchiv" und "Bundesrepublik" transferierten Akten wiederauffinden. Dazu zählen die so genannten Sammellisten, Nummern-, Gau-, Film-, Sonder- und SS-Hänge-Ordner, Gemischten Sonderakten (Richter) und Akten zu RIM/Reichsinnenministerium, ORPO (Ordnungspolizei), ORPO/Sanitäter und Polizei.

Abgaben gelangten vor allem in das Bayerische Hauptstaatsarchiv, das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz und das Österreichische Staatsarchiv.

Erschließung

Neben der personenbezogenen Recherche führten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des "Ermittlungsdienstes" der Abteilung Deutsches Reich umfangreiche Erschließungsarbeiten an der Sammlung BDC durch:

  • die datenbankgestützte Erfassung der ca. 3.600 AE mit "Parteistatistischen Erhebungen". Die AE mussten neu gebildet und die Einzelvorgänge personenbezogen erfasst werden;
  • die Nacherfassung personenbezogener Daten zu den in Akten des SS-Rasse- und Siedlungshauptamts genannten Frauen im Umfang von ca. 240.000 VE;
  • die Revision, Korrektur von Einlagerungs- und Verzeichnungsdaten für ca. 15.000 VE zu Akten des Obersten Parteigerichts der NSDAP ("OPG-Akten");
  • die Nachbearbeitung der Akten über "SS-Unterführer und Mannschaften" ("SSEM") vor allem über Waffen-SS-Angehörige (ca. 280.000 Einzelvorgänge); die Bestellsignaturen der Akten mussten korrigiert und eine intensive Bestandsrevision durchgeführt werden.

Noch in Bearbeitung befindet sich der Teilbestand R 9361 IV (Einwandererzentralstelle Litzmannstadt/EWZ), namentlich die Akten der "Amtlichen deutschen Ein- und Rückwandererstelle (ADERSt) Südtirol". Die Überlieferungsbereiche UdSSR, Jugoslawien, Rumänien, Baltikum, Frankreich, Bulgarien und Polen sind bereits abgeschlossen (445.791 AE).

Zahlreiche Akten des Bestands R 9361 wurden im Laufe der Jahre gänzlich neu erschlossen, doch noch immer gibt es einige "Reste"-Ecken, die der Bearbeitung harren.

Migration von Massendaten

Eine Herausforderung bedeutete die wiederholte Migration der Massendaten zu den BDC-Sammlungen zuerst aus dem einstmals im US-amerikanischen Document Center verwendeten Workflow "Request" in das Bundesarchivsystem BASYS-P speziell für personenbezogene Unterlagen sowie anschließend in die Gesamtdatenbank BASYS 2 und schließlich BASYS 2 Akte hinein.

Die Auflösung der Sammlung "NS-Archiv" aus der Überlieferung des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR, über die mehrfach berichtet worden ist, konnte fortgesetzt werden. Die Unterlagen des so genannten "Unregistrierten Bestands" sowie der "Handbibliothek" der Hauptabteilung IX/11 der Stasi wurden an die zuständigen Archive abgegeben respektive in Provenienzbestände des Bundesarchivs integriert.

Für die Restakten der Sammlung wurde der Bestand R 9355 eingerichtet. Die Erschließungsdaten zu den neu signierten Archivalien sind in BASYS 2, jene zu den noch nicht umsignierten Akten in der separaten Datenbank BASYS Z abrufbar. Für bestimmte, stark nachgefragte Personengruppen, darunter SS-Angehörige, wurden gezielt Namen und Geburtsdaten nacherfasst.

Für weder zum BDC noch zum "NS-Archiv gehörige, quasi herrenlose personenbezogene Archivalien aus der Zeit des Deutschen Reichs wurde als Auffangbestand R 9354 (Sammlung personenbezogener Unterlagen bis 1945) neu gebildet (Umfang bisher: 676 VE).

Beteiligte

Die Bearbeitung von Massenakten lässt sich nur im Rahmen eingespielter Teamarbeit verwirklichen. Unter der Mitwirkung und Anleitung durch Jana Blumberg, Sabine Dumschat, Manuel Fix, Fabian Forst und Andreas Oehlert waren maßgeblich beteiligt: Ilona Denner, Jens Feind, Kristin Hartisch, Anne Clarissa Haupt, Annett Heidecke, Monika Hessel, Arno Hoffmann, Rainer Jungnickel, Ulrike Just, Tatjana Krüger, Stefan Langheinrich, Ralf Lösch, Jana Mornhinweg, Marion Namsler, Sandra Ost, Horst Riester, Matthias Söhring und Matti Spieler.