Bestände
Lastenausgleich
Als umfangreichsten Bestand verwahrt das Lastenausgleichsarchiv knapp 3 Millionen Akten der Ausgleichsverwaltung (mehr als 30.000 lfm): Sie dokumentieren die Schäden der Vertriebenen und Flüchtlinge aus den ehemaligen Ostgebieten des Deutschen Reiches sowie den deutschen Siedlungsgebieten in Ost- und Südosteuropa nach dem Zweiten Weltkrieg.
Vollständig überliefert sind die Akten zur Feststellung von Schäden an landwirtschaftlichem, Grund- und Betriebsvermögen. Ferner sind Unterlagen der Heimatauskunftstellen erhalten. Diese erstellten Gutachten zur Wertermittlung von Vermögensschäden, zu denen von den Antragstellerinnen und -stellern keine Beweisdokumente vorgelegt werden konnten. Ungefähr 55.000 Lastenausgleichsakten behandeln Vermögensschäden von NS-Verfolgten, davon überwiegend von Opfern des Holocaust. Erhalten sind sowohl Akten von Überlebenden und von deren Erbinnen und Erben als auch von den Erwerberinnen und Erwerbern jüdischen Vermögens im Zuge der Arisierung unter dem Nationalsozialismus.
Zum Bereich Lastenausgleich zählen auch die Aktenbestände des Bundesausgleichsamts und seines Vorgängers, des Hauptamts für Soforthilfe.
Ost-Dokumentation
Die Ostdokumentation (ca. 145 lfm) geht auf einen Auftrag der Ministerpräsidentenkonferenz an das Deutsche Büro für Friedensfragen, den Vorläufer des Auswärtigen Amts, vom August 1949 zurück. Es sollte eine Dokumentation über die Ausschreitungen gegen die Deutschen in den Gebieten östlich von Oder und Neiße während des Zweiten Weltkriegs erstellt werden. Indem weitere Dokumentationsziele und Teilsammlungen zusammengeführt wurden, wuchs die Ostdokumentation allmählich bis zu ihrem heutigen Umfang an.
Von 1956 bis 1976 existierte im Bundesarchiv ein Referat Ostdokumentation, das für die Fortführung der Sammlung verantwortlich war. Nach der Errichtung des Lastenausgleichsarchivs wurde sie dorthin verbracht und kann heute als Archivgut benutzt werden. Die aktive Sammlungstätigkeit wurde im Jahr 2017 eingestellt. Die Akten des ehemaligen Referats Ostdokumentation befinden sich als Teil des Bestands B 198 (Bundesarchiv) ebenfalls in der Außenstelle Bayreuth.
In persönlichen Berichten werden die Erlebnisse der Menschen in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges sowie die Wirtschafts- und Lebensverhältnisse in den ehemaligen Ostgebieten dargestellt. Erhalten sind u. a.:
- Fragebogen- und Erlebnisberichte zur Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ostmittel- und Südosteuropa
- Unterlagen zur Flucht über die Ostsee
- Unterlagen zur Situation der Flüchtlinge in Dänemark
- Berichte über Verwaltung, Wirtschaft und zum Zeitgeschehen 1919–1945 in den Gebieten östlich von Oder und Neiße
- Unterlagen zur Wertermittlung von Vermögen in den Vertreibungsgebieten
- Berichte über das Leben der deutschen Volksgruppen in der Tschechoslowakei (1918–1945)
- Berichte über Ereignisse im Zusammenhang mit Deutschen in Polen im September 1939
- Gemeindeseelen- und Gemeindevermisstenlisten zur Dokumentation der Schicksale der Bevölkerung aus den einzelnen Orten in den Vertreibungsgebieten
Ein Teil der Sammlungen wurde in dem zwischen 1953 und 1962 vom Bundesministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte herausgegebenen fünfbändigen Werk „Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost-Mitteleuropa“ bereits abgedruckt und veröffentlicht.
Suchdienste
Im Zentrum der Überlieferung, die der „Kirchliche Suchdienst“ (1945–2015) und der auf dem Gebiet der SBZ/DDR tätige „Suchdienst für vermisste Deutsche“ (später Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes Ost) im Lastenausgleichsarchiv hinterlassen haben, stehen deren Karteien über vermisste Zivilpersonen, die ihren Wohnsitz in den Vertreibungsgebieten hatten.
Wegen ihres Umfangs werden die Heimatortskarteien (Bezeichnung für die Karteien des Kirchlichen Suchdienstes) mitunter „Einwohnerverzeichnis des deutschen Ostens“ genannt. Die Karteikarten entstanden im Rahmen der suchdienstlichen Ermittlung und Betreuung deutscher Vermisster und Spätaussiedlerinnen und -siedler. Die Suchdienstkarteien umfassen zusammen 33.300 Karteikästen mit knapp 40 Millionen Karteikarten.
Hinweise zur Benutzung
Voraussetzung für die Benutzung
Für die Einsichtnahme in Archivgut muss ein genehmigtes Benutzungsvorhaben vorliegen. Um Ihre Benutzung vorzubereiten, übersenden Sie zunächst bitte nur Ihren Benutzungsantrag mit einer kurzen Erläuterung Ihres Benutzungsvorhabens. Wenn weitere Informationen benötigt werden, nimmt das Lastenausgleichsarchiv dazu Kontakt mit Ihnen auf. Um Archivalien persönlich in unserem Benutzersaal einzusehen, benötigen Sie einen Termin. Terminvereinbarungen erfolgen schriftlich, nachdem die Benutzungsvoraussetzungen geklärt worden sind.
Vorbereitung der Benutzung durch Recherche von extern
Sie können die Vorlage von Archivgut beschleunigen, wenn Sie Ihre Recherchen bereits zu Hause vornehmen und uns die ermittelten Archivsignaturen nennen. Bereits digitalisiertes Archivgut kann Ihnen über invenio online zugänglich gemacht werden, soweit dem keine Benutzungsbeschränkungen entgegenstehen. Sofern Beschränkungen vorliegen, sind wir Ihnen behilflich, Zugangsvoraussetzungen zu klären.
Sofern Sie zur Recherche in gesperrten Bereichen individuell zugelassen wurden, nutzen Sie bitte die Anmeldung in invenio per Personalausweis (eID), um auch auf diese Datensätze von extern zugreifen zu können.
Falls Sie Ihre Recherchen in invenio im Benutzersaal fortsetzen wollen, benötigen wir von Ihnen zusammen mit der Terminanfrage die genaue Angabe, für welche Benutzungen Sie während Ihres Aufenthalts im Benutzersaal freigeschaltet sein wollen (bitte jeweils Angabe der Benutzungsnummer, wenn bekannt, oder des genehmigten Benutzungsthemas).
Formulare, die für die Bereitstellung von Archivgut zusätzlich erforderlich sein können, reichen Sie bitte erst auf Anforderung nach.
Aushebungen und Aktenmenge
Archivgut wird täglich um 9 Uhr ausgehoben und liegt dann den ganzen Tag lang für Ihren Besuch bereit. Die Höchstmenge vorzulegenden Archivguts beträgt pro Tag 10 Verzeichnungseinheiten. Sie werden von uns per E-Mail benachrichtigt, sobald Archivgut für die Vorlage bereitgestellt werden kann, sodass Sie mit uns einen Besuchstermin vereinbaren können.
Pilotprojekt
Das Lastenausgleichsarchiv im Bundesarchiv hat ein Pilotprojekt gestartet. Sein Ziel ist die Verkürzung der Bearbeitungszeiten bei schriftlichen Benutzungsanfragen.
Von den Nutzerinnen und Nutzern wird das Benutzungsinteresse gründlicher als zuvor abgefragt und ihnen zugleich die eigene Mitverantwortung für die rechtskonforme Nutzung dargelegt. So können zeitaufwendige Rechteprüfungen am Archivgut deutlich reduziert werden.
Da es zunächst um den Abbau von Anfragerückständen geht, wird sich die Verkürzung der Bearbeitungszeiten bei jüngeren und neu eingehenden Anfragen erst mittelfristig für die Benutzerinnen und Benutzer bemerkbar machen.
Als Voraussetzung für die weitere Bearbeitung im Lastenausgleichsarchiv erhalten die Anfragenden künftig drei Dokumente: einen Fragebogen, der ihre Benutzung betrifft, eine Erläuterung des datenschutzrechtlichen Rahmens und eine „Besondere Verpflichtungserklärung“. Darin verpflichten sie sich zur Einhaltung konkreter Bestimmungen im Umgang mit dem Archivgut, den bereitgestellten Reproduktionen/Digitalisaten und den darin enthaltenen Informationen.
Von dem Pilotprojekt nicht betroffen sind amtliche Anfragen sowie amtlich oder gerichtlich legitimierte Anfragen von Privatpersonen oder Körperschaften (z. B. zur Erbenermittlung).
Da es sich um ein Pilotprojekt handelt, sind auf Grundlage der Erfahrungen, die sich ergeben werden, in den nächsten Monaten noch Änderungen an den Formularen und im Verfahren möglich. Perspektivisch werden die Formulare auch online zum Download bereitstehen. Bis dahin erhalten Anfragende die Formulare im Zuge der Bearbeitung zugesandt.
Kontakt
Bundesarchiv Bayreuth (Lastenausgleichsarchiv)
Dr.-Franz-Straße 1
95445 Bayreuth
Telefon: 0261 505-5740
Fax: 0261 505-1818
E-Mail: laa@bundesarchiv.de