
Empfang der Kaiserdeputation in Berlin am 1. April 1849, Quelle: BArch, ZSg 5-061A
April 1849
Im März 1849 hatte die Nationalversammlung die erste gesamtdeutsche Verfassung verabschiedet und den preußischen König Friedrich Wilhelm IV. zum künftigen Kaiser gewählt. Nun entsandte sie eine 32köpfige Delegation unter der Führung von Eduard Simson, der im Dezember 1848 Heinrich von Gagern als Präsident der Nationalversammlung nachgefolgt war. Die Ankunft der Delegation in Berlin erregte große öffentliche Aufmerksamkeit.
Am 3. April trafen die Abgeordneten mit dem preußischen König zusammen. Friedrich Wilhelm IV. antwortete ausweichend. Im Dezember 1848 hatte er bezüglich der Kaiserkrone an einen Vertrauten geschrieben: „Jeder deutsche Edelmann […] ist hundertmal zu gut dazu, um solch ein Diadem! aus Dreck und Letten der Revolution, des Treubruchs und des Hochverrats geschmiedet, anzunehmen.“ Doch jetzt vermied er es, sich festzulegen. Am preußischen Hofe war man uneinig, wie man sich gegenüber dem Angebot verhalten sollte. In der Bevölkerung hofften viele auf die Annahme der Kaiserkrone durch den Preußenkönig. Eine am 14. April veröffentlichte Kollektivnote von 28 kleineren deutschen Staaten, die sich zu der verabschiedeten Verfassung bekannten und den preußischen König aufriefen, die Krone anzunehmen, verlieh dem Angebot der Nationalversammlung zusätzliches Gewicht. Auch in jenen Staaten, die sich angesichts des preußischen Zögerns in ihrer ablehnenden Haltung zu der verabschiedeten Verfassung bestärkt sahen, standen die Regierungen unter erheblichen Druck seitens ihrer Parlamente und der Öffentlichkeit. Und in Preußen stimmten die neu gebildeten Kammern des Landtages für eine Annahme der Reichsverfassung und der Kaiserwahl.
Doch letztlich war die von den Parlamentariern angebotene Kaiserkrone unvereinbar mit Friedrich Wilhelm IV. Vorstellung von Gottesgnadentum. Nach seinem Selbstverständnis konnten ihm nur die adligen Herrscher der anderen deutschen Staaten die Krone antragen, nicht ein vom Volk gewähltes Parlament. Am 28. April lehnte Friedrich Wilhelm IV. die Kaiserkrone endgültig ab. In einem Brief an den preußischen Gesandten in London umriss er wenig später noch einmal seine Position gegenüber der Nationalversammlung und der Revolution: „…Ihr da habt gar nichts zu bieten: das mach ich mit meines Gleichen ab; jedoch zum Abschied die Wahrheit: gegen Demokraten helfen nur Soldaten…“
Auch an anderer Stelle standen die Zeichen auf Konflikt. Schon am 5. April hatte Österreich alle seine Abgeordneten aus der Nationalversammlung abberufen und in den folgenden Wochen den Gegnern der Frankfurter Verfassung den Rücken gestärkt. Allerdings hatte Wien auch eigene Probleme: Am 14. April erklärte Ungarn die Unabhängigkeit von Österreich, was den bewaffneten Konflikt zwischen Österreich und Ungarn weiter eskalieren ließ. Die österreichische Regierung bat das russische Zarenreich um Militärhilfe bei der Niederschlagung der Ungarischen Revolution. Auch im Deutschen Bund sollten die nächsten Monate blutig werden.