
Badische Regierung bewilligt Forderungen des Volkes, 29. Februar 1848, Quelle: BArch, R 9352
Februar 1848
Die wirtschaftliche, politische und soziale Lage in den Staaten des Deutschen Bundes war Mitte der 1840er Jahre äußerst angespannt. Missernten und Wirtschaftskrisen führten 1846/47 zu zahlreichen Hungerunruhen. Die in den "Freiheitskriegen" gegen Napoleon bei vielen Menschen geweckten Hoffnungen auf einen einigen Nationalstaat und garantierte Bürgerrechte, wie etwa die Presse- und Versammlungsfreiheit, hatten sich nicht erfüllt. Nur wenige Herrscher hatten in ihren Staaten eine Verfassung eingeführt, obwohl dies eigentlich in der Gründungsakte des Deutschen Bundes versprochen worden war. Zu diesen Staaten gehörte auch das Großherzogtum Baden, während die Bürgerinnen und Bürger großer Flächenstaaten, wie Österreich und Preußen, vergebens auf eine Verfassung hofften.
Zwar war die badische Verfassung für damalige Verhältnisse sehr fortschrittlich, aber die Forderungen nach Reformen wurden auch im deutschen Südwesten immer lauter.
Dies gipfelte im September 1847 in der Offenburger Volksversammlung und im folgenden Monat in der in Heppenheim stattfindenden Tagung führender liberaler Politiker Südwestdeutschlands. Beide Versammlungen verlangten die Einführung garantierter Bürgerrechte und die Schaffung eines deutschen Nationalstaates. Allerdings gingen die von radikalen Oppositionellen, wie Gustav Struve und Friedrich Hecker, formulierten Offenburger Forderungen in einigen Punkten deutlich weiter: Angesichts der wirtschaftlichen Krisensituation forderten sie auch umfassende soziale Reformen.
In die aufgeheizte politische Situation platzte Ende Februar 1848 die Nachricht von der französischen Februarrevolution. In Mannheim, einem Zentrum der politischen Opposition Badens, wurde eine schon lange geplante Bürgerversammlung zum Ausgangspunkt der deutschen Revolution. Unter dem Vorsitz des ortsansässigen Oppositionellen Adam von Itzstein versammelten sich am 27. Februar 1848 2.500 Bürger in der Aula des Jesuitengymnasiums, dem größten Saal der Stadt. Inspiriert vom Sieg der Revolution in Paris, formulierten die Teilnehmenden, unter ihnen erneut Friedrich Hecker und Gustav Struve, eine "Sturmpetition" an die badische Regierung.
Zu den in Mannheim aufgestellten "Forderungen des deutschen Volkes" gehörten die Einführung der Pressefreit, unabhängige Geschworenengerichte, die Volksbewaffnung als Gegengewicht zu der auf den Herrscher vereidigten Berufsarmee sowie die Schaffung eines frei gewählten gesamtdeutschen Parlamentes.
Nur zwei Tage später meldete das Mannheimer Journal in einem Extrablatt, dass die Karlsruher Regierung den an sie gestellten Forderungen weitestgehend nachkomme. Die Mannheimer Forderungen verbreiteten sich blitzschnell in den anderen Staaten des Deutschen Bundes. Vielerorts wurden sie von der Opposition als "Märzforderungen" aufgegriffen.