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Zeichnung von der Barrikade in der Neuen Königsstraße am 19. März 1848, Berlin

Barrikade in der Neuen Königsstraße am 19. März 1848, Berlin, Quelle: BArch, R 9352

März 1848

  • Barrikade in der Neuen Königsstraße am 19. März 1848, Berlin

  • Friedrich Wilhelm IV. erklärt Neubildung der Regierung

Der rasche Erfolg der Revolution in Baden machte in den anderen Staaten des Deutschen Bundes Schule. Die Forderungen der Demonstrierenden waren vielfach fast identisch: unabhängige Gerichte, Bürgerwehren als Gegengewicht zum Militär, garantierte Grundrechte wie die Presse- und Versammlungsfreiheit sowie eine Nationalversammlung, die eine Verfassung für ein vereintes Deutschland schaffen sollte. Obwohl die Fürsten Polizei und Militär kontrollierten, verlief die Revolution vielerorts erstaunlich unblutig. An zahlreichen Orten brachen zwar Unruhen aus und es gab Verletzte, doch nur wenige Menschen starben. Dabei blieb es allerdings nicht.
Am 5. März trafen sich (vor allem süddeutsche) Politiker in Heidelberg, um die Einrichtung eines Vorparlamentes in Frankfurt am Main zu diskutieren. Damit setzten sie einen Meilenstein auf dem Weg zu einem gesamtdeutschen Parlament.

Auch das Habsburger Reich wurde von der Revolution erfasst. In Wien demonstrierten zahlreiche Menschen für Reformen. Als sich der Staatsrat unter Fürst von Metternich weigerte, eine Petition für freiheitlichere Rechte zu unterschreiben, kam es am 13. März zur Erstürmung des Niederösterreichischen Landhauses, in dem sich traditionell die Vertreter des Adels, der Kirche und der Städte Niederösterreichs versammelten. Die Aufständischen errichteten Barrikaden und es kam zu blutigen Zusammenstößen mit dutzenden Toten. Die Wut der Menschen richtete sich auch gegen Läden, Fabriken und Maschinen, die viele für den Verlust ihrer Arbeitsplätze verantwortlich machten. Metternich, die Symbolfigur für die Unterdrückung der Freiheits- und Nationalbewegung im Deutschen Bund, floh am 14. März nach England.
Auch in anderen Landesteilen des Vielvölkerstaates brach die Revolution aus. Sowohl in Ungarn als auch den von Österreich kontrollierten Gebieten Italiens forderten die Menschen neben politischen und sozialen Reformen bald auch die Unabhängigkeit von Österreich.

Berlin wurde als weitere deutsche Metropole von der Märzrevolution erfasst. Als die Nachricht von Metternichs Sturz die preußische Hauptstadt erreichte, eskalierte die Situation. König Friedrich Wilhelm IV. sah sich zu politischen Zugeständnissen gezwungen. Am 18. März 1848 versammelte sich eine Menschenmenge auf dem Schlossplatz, um das königliche Nachgeben zu feiern. Allerdings forderten viele Anwesende auch weitergehende Reformen. Als Soldaten den Schlossplatz zu räumen versuchten, lösten sich aus ungeklärten Gründen zwei Schüsse. Viele der Demonstrierenden bewaffneten sich jetzt und errichteten überall in der Stadt Barrikaden. Das weit überlegene preußische Militär ging brutal gegen die Aufständischen vor, sogar Kanonen wurden zur Beschießung der Barrikaden eingesetzt. Den Kämpfen fielen insgesamt über 300 Menschen zum Opfer: Soldaten, Aufständische und Unbeteiligte – Männer, Frauen und Kinder. Die meisten der Barrikadenkämpferinnen und -kämpfer stammten aus den ärmeren Bevölkerungsschichten. Viele waren kaum erwachsen.

Der Armee gelang es nicht, den Aufstand zu unterdrücken. Schon am 19. März lenkte Friedrich Wilhelm IV. ein: er ließ die Truppen abrücken. Als am gleichen Tag ein Trauerzug mit gefallenen Aufständischen den Schlosshof erreichte, skandierten die Anwesenden "Mütze ab!" Der Preußenkönig entblößte vor den Gefallenen der Barrikadenkämpfe sein Haupt, und legte eine schwarz-rot-goldene Schärpe an. Er trug damit die bisher verbotenen Farben der National- und Freiheitsbewegung und versprach, dass Preußen fortan in Deutschland aufgehen werde. Für Friedrich Wilhelm IV. bedeutete dies eine ungeheure Demütigung. Am 29. März ernannte er ein neues Kabinett. Wie in den anderen deutschen Staaten traten diese "Märzminister" mit dem Versprechen weitgehender Reformen an. Die Revolution schien gesiegt zu haben.