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Porträt Walter Rathenau (1921)

Porträt Walter Rathenau (1921), Quelle: Bundesarchiv, Bild 183-L40010 / Fotograf(in): o. Ang.

Archivalien zu Walther Rathenau

Auf dieser Seite finden Sie eine Übersicht über wichtige Archivalien zum Reichsaußenmeinister Walther Rathenau im Bundesarchiv und darüber hinaus.

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Einführende Informationen

Die Überlieferung zu Walther Rathenau im Bundesarchiv ist umfangreich und vielfältig. Seine Tätigkeiten in Regierung und Wirtschaft sind vor allem in den Ministerialbeständen und zahlreichen Nachlässen dokumentiert.

Zu Rathenaus frühen Aktivitäten in der Wirtschaft und in der Kriegsrohstoffabteilung im preußischen Kriegsministerium und auch jenen seines Vaters Emil Rathenau, des Gründers der AEG (Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft), sind zusätzlich die Bestände des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz, des Landesarchivs Berlin und des Historischen Archivs des Deutschen Technikmuseums, Berlin (AEG-Firmenarchiv), hinzuzuziehen.

Der Bestand R 3301 (Reichsministerium für Wiederaufbau) spiegelt Rathenaus Tätigkeit als Wiederaufbauminister im Kabinett des Reichskanzlers Joseph Wirth (ab Mai 1921) wieder. Zu Rathenaus Tätigkeit (ab dem 31. Januar 1922) als Reichsaußenminister im Kabinett von Joseph Wirth II ist die Überlieferung im Bestand R 901 (Auswärtiges Amt) des Bundesarchivs überschaubar. Zu beachten ist hierbei, dass das Bundesarchiv im Wesentlichen über Akten der Wirtschaftspolitischen Abteilung verfügt. Die politischen Akten des Auswärtigen Amts sind im Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes, Berlin, zu suchen.

Gleichwohl ist z.B. der Abschluss des Vertrags von Rapallo im Bundesarchiv in den Beständen der Reichskanzlei (R 43) und des Reichsfinanzministeriums (R 2) ergänzend dokumentiert. Sehr dichte Überlieferung bieten auch diverse Nachlässe, darunter jene von Walter Luetgebrune (N1150) und Joseph Wirth (N 1342). Die Verfolgung und Verurteilung der Mörder Rathenaus sowie die Einführung und Umsetzung des Gesetzes zum Schutze der Republik haben sich in den Akten der zentralen Justizverwaltung niedergeschlagen: Zu nennen sind die Bestände des Staatsgerichtshofs zum Schutze der Republik (R 3009), des Oberreichsanwalts des Reichsgerichts (R 3003) und des Reichsjustizministeriums (R 3001).

Heranzuziehen sind auch hierzu wieder die Akten der Reichskanzlei (R 43) sowie auch die Überlieferung des Reichsministeriums des Innern (R 1501). In R 1501 sind zudem die Aktivitäten der Walther-Rathenau-Stiftung, der Rathenau-Gesellschaft und des Walther-Rathenau-Hauses belegt. Der Reichskommissar für Überwachung der öffentlichen Ordnung (R 1507) sammelte Informationen über die Organisation „Consul“. Das Gedenken an Rathenau in der Nachkriegszeit spiegelt sich in Beständen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR wieder.

Bemerkenswert ist die Überlieferungsgeschichte des Nachlasses von Rathenau: Mehrere Kisten Schriftgut beschlagnahmte das Reichssicherheitshauptamt 1939 aus dem Besitz der emigrierenden Familie Rathenau. Dieses Schriftgut lagerte das Reichssicherheitshauptamt zusammen mit einem Teil seiner Akten im Angesicht der alliierten Bombenangriffe auf Berlin in sein Ausweichquartier in Schlesiersee (Niederschlesien) aus. Dort wurde es von der sowjetischen Armee beschlagnahmt und in das geheimdienstliche Sonderarchiv in Moskau überführt. Das Sonderarchiv reichte 1958 einige Akten an das sowjetische Außen- sowie das Innenministerium weiter.

In Deutschland erfuhr man erst in den frühen 1990er Jahren von der Existenz des Schriftguts in Moskau. Elf Archivalien aus dem Archiv des russländischen Außenministeriums übergab Boris Jelzin, der Präsident der Russländischen Föderation, im April 1997 Bundeskanzler Kohl. Sie ergänzen heute unter den Signaturen N 1048/11-21 den Nachlass-Bestand des Bundesarchivs. Dieser umfasst insgesamt nur 21 Archivalieneinheiten.

Weitere Versuche von deutscher Seite, den Teilnachlass, der sich im Gewahrsam des Sonderarchivs Moskau befindet, nach Deutschland zurückzuführen, blieben erfolglos. Der Teilnachlass im Sonderarchiv (Bestandssignatur: fond 634) umfasst ca. 900 Archivalieneinheiten aus der Zeit von 1845 bis 1945 und ist in zwei Findbüchern (opisi) erfasst. Erschließungsdaten zu diesem Schriftgut sind zu finden unter: www.sonderarchiv.de.

Zugang zu den wichtigsten Dokumenten, darunter auch aus dem Bestand des Sonderarchivs, bietet die sechsbändige Edition „Walther-Rathenau-Gesamtausgabe“, die das Bundesarchiv gemeinsam mit der Walther-Rathenau-Gesellschaft herausgibt.

Quellen im Bundesarchiv

Viele Archivalien zu Walther Rathenau sind im Bundesarchiv in Form von Digitalisaten zugänglich:

Überlieferung in anderen Archiven

  • Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes, Berlin
  • Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz
  • Landesarchiv Berlin​​​​​​​
  • Historisches Archiv des Deutschen Technikmuseums, Berlin: AEG-Firmenarchiv
  • „Sonderarchiv“ Moskau im RGVA (Rossijskij gosudarstvennyj voennyj archiv): fond 634: Walther Rathenau (www.sonderarchiv.de)
  • Archiv der Rathenau-Gedenkstätte im Schloss Freienwalde (www.schloss-freienwalde.de)
  • Archiv der Akademie der Künste, Berlin​​​​​​​
  • Landesarchiv Baden-Württemberg
  • Archiv für Christlich-Demokratische Politik​​​​​​​
  • Stadtarchive Nürnberg, Freiburg, Stralsund, Duisburg​​​​​​​
  • Universitätsarchive Freiburg, Tübingen, Halle-Wittenberg
  • Bayerisches Hauptstaatsarchiv, München​​​​​​​
  • Sächsisches Staatsarchiv
  • Westfälisches Literaturarchiv
  • Staatsarchiv Nürnberg
  • Deutsches Exilarchiv der Deutschen Nationalbibliothek​​​​​​​
  • Landesarchiv Sachsen-Anhalt
  • Staatsarchiv Hamburg​​​​​​​
  • Hessisches Staatsarchiv Darmstadt​​​​​​​
  • Kreisarchiv Warendorf
  • Historisches Archiv der Stadt Köln
  • Archiv des Deutschen Museums, München

Online-Ressourcen und sonstige Hinweise:

  • Archivportal Deutschland
  • Walther Rathenau Gesellschaft e.V.: walther-rathenau.de
  • Kurzbiographie bei LEMO – Lebendiges Museum Online
  • Außenminister Walther Rathenau vor 100 Jahren ermordet (www.bundestag.de)
  • Wer war Walther Rathenau? (www.rathenau-stiftung.de) – Walther Rathenau Institut. Stiftung für internationale Politik
  • Kurzbiographie unter: deutsche-biographie.de​​​​​​​
  • Gedenktafeln für Walther Rathenau (www.berlin.de)

Edition

  • Walther-Rathenau-Gesamtausgabe, Bände 1-6, herausgegeben für die Walther-Rathenau-Gesellschaft von Hans Dieter Hellige und Ernst Schulin, für das Bundesarchiv von Tilman Koops:
    • Band I: Schriften der Wilhelminischen Zeit 1886-1914. Herausgegeben von Alexander Jaser, Düsseldorf 2015 (1624 S.).
    • Band II: Hauptwerke und Gespräche. Herausgegeben von Ernst Schulin, München, Heidelberg 1977 (980 S.).
    • Band III: Schriften der Kriegs-und Revolutionszeit 1914-1919. Herausgegeben von Alexander Jaser, Düsseldorf 2017 (1960 S.).
    • Band IV: Schriften der Weimarer Zeit 1919-1922. Herausgegeben von Martin Sabrow und Edgar Büttner (in Vorbereitung).
    • Band V: Briefe 1871-1922. Herausgegeben von Alexander Jaser, Clemens Picht und Ernst Schulin. 2 Teilbände, Düsseldorf 2006 (2830 S.).
    • Band VI: Walther Rathenau. Maximilian Harden. Briefwechsel 1897-1920. Mit einer einleitenden Studie herausgegeben von Hans Dieter Hellige, München, Heidelberg 1983 (1077 S.).

Fachliteratur
Beachten Sie zeitgenössische Publikationen sowie relevante Forschungsliteratur in den Buchbeständen der Dienstbibliotheken des Bundesarchivs​​​​​

  • Mitteilungen der Walther Rathenau Gesellschaft​​​​​​​
  • Freienwalder Hefte

jüngst erschienen:

  • Sabrow, Martin: Der Rathenaumord und die deutsche Gegenrevolution, Göttingen 2022

unter Mitwirkung des Bundesarchivs:

  • Schulin, Ernst; Michalka, Wolfgang: Walther Rathenau im Spiegel seines Moskauer Nachlasses, 1993
     

Dieser Rechercheleitfaden wurde zusammengestellt von Sabine Dumschat.