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Ein Flugzeug des Typs Heinkel He 111 fliegt über London. Deutlich zu erkennen ist die Themse.

Bombardierung Londons, 1940, Quelle: BArch, Bild 168-114-002 / o. Ang.

Die Luftschlacht um England – The Battle of Britain

Dieser Rechercheleitfaden erklärt Ihnen, wie Sie im Bundesarchiv nach Unterlagen zu den deutschen Luftangriffen auf Großbritannien und Luftkämpfen zwischen der Luftwaffe und der Royal Air Force während des Zweiten Weltkrieges 1940–1941 recherchieren können.

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Einführende Informationen

Nach der Kapitulation Frankreichs am 22. Juni 1940 war Großbritannien der letzte verbliebene Kriegsgegner des Deutschen Reiches, nachdem die Wehrmacht im Lauf der Jahre 1939 und 1940 weite Teile Europas erobert hatte. Da die britische Regierung unter Winston Churchill jedoch entschlossen war, den Kampf fortzusetzen, plante die deutsche Führung eine Landung deutscher Truppen in Südengland, um Großbritannien zur Aufgabe zu zwingen und damit Rückenfreiheit für den geplanten Krieg gegen die Sowjetunion zu erlangen. Die Führung der deutschen Marine schätzte die Durchführbarkeit des geplanten Angriffs jedoch sehr skeptisch ein und forderte deshalb als zwingende Voraussetzung für das Gelingen die totale Luftüberlegenheit der deutschen Luftwaffe über den Süden Englands.

Um dies zu erreichen, begann am 13. August 1940 der Kampf zwischen der deutschen Luftwaffe und der Royal Air Force (RAF), der heute als Luftschlacht um England, im englischen Sprachraum als Battle of Britain bekannt ist.

Um Großbritannien „sturmreif“ zu machen, wurde der Großteil der fliegenden Verbände der Luftwaffe auf Flugplätzen an der französischen, belgischen und niederländischen Kanalküste zusammengezogen. Sie griffen in den nächsten Monaten britische Flottenverbände, Standorte der Rüstungsindustrie, Luftabwehrstellungen und Stützpunkte der RAF in Südengland an. Angriffe auf Städte und zivile Ziele waren zunächst nicht vorgesehen. Im September und Oktober wurde schließlich jedoch in einer Serie von Großangriffen London bombardiert (bekannt unter „The Blitz“). Im November 1940 wurde die Stadt Coventry durch die bisher schwersten Bombenangriffe fast vollständig zerstört.

Trotz hohen Verlusten auf beiden Seiten neigte sich das Kriegsglück immer mehr zu Gunsten der Verteidiger. Die deutsche Luftwaffenführung unter Hermann Göring hatte die Lage völlig falsch eingeschätzt. Die Ausbildung der deutschen Piloten erwies sich als unzureichend, die deutschen Jagdflugzeuge waren den britischen u. a. aufgrund ihrer unzureichenden Reichweite unterlegen und die RAF konnte ihre Verluste deutlich besser ausgleichen als die Luftwaffe. Der 15. September 1940, der sogenannte „Battle of Britain Day“, markierte den Höhepunkt der Luftschlacht bei einem Großangriff über London: Am Nachmittag dieses Tages befanden sich alle verfügbaren britischen Jagflugzeuge in der Luft, die deutsche Luftwaffe setzte ca. 1.700 Maschinen ein. Davon gingen allein an diesem Tag 56 verloren.

Im Frühjahr 1941 wurde der Luftkrieg gegen England weitgehend eingestellt. Die RAF hatte sich erfolgreich behauptet. Die Masse der Kräfte der Luftwaffe wurde nun für den bevorstehenden Krieg gegen die Sowjetunion an die Ostgrenze des Deutschen Reiches verlegt. Die Luftwaffe hatte in den Kämpfen über 4.500 Piloten und über 2.000 Flugzeuge verloren.

Primäre Überlieferung im Bundesarchiv

Nach Archivgut zur Luftschlacht um England lässt sich in den Beständen des Bundesarchivs am besten über die Überlieferung der am Einsatz beteiligten Einheiten recherchieren. In diesem Abschnitt folgt eine Auflistung der deutschen Einheiten, die entscheidend an der Luftschlacht um England beteiligt waren, sowie Verweise auf Bestände, in denen sich Akten zu den jeweiligen Einheiten befinden können.

Hinweise zum besseren Verständnis

  • Die im Bundesarchiv, Abteilung Militärarchiv, verwahrten Sachakten militärischer Kommandobehörden, Verbände, Einheiten und Dienststellen der ehemaligen deutschen Wehrmacht und Waffen-SS sind oft nur splitterhaft überliefert, da durch Kriegseinwirkungen und auch durch Vernichtung von Schriftgut bei Feindgefahr viele Dokumente verloren gegangen sind. Dies trifft vor allem auf die Unterlagen der ehemaligen Luftwaffe zu. Daher sind in den genannten Beständen nicht zwangsläufig zu allen aufgeführten Einheiten Unterlagen überliefert.
  • Die folgende Liste hat nicht den Anspruch, erschöpfend zu sein. Sie basiert auf Forschungsliteratur und Quellenmaterial, die ebenfalls Unterschiede und Ungenauigkeiten in Bezug auf die beteiligten Einheiten aufweisen. Die folgende Auflistung beschränkt sich auf diejenigen Einheiten, deren Teilnahme als gesichert angesehen werden kann. Dass darüber hinaus weitere Einheiten an der Luftschlacht um England beteiligt waren, ist nicht ausgeschlossen und muss keinen Widerspruch darstellen.
  • Bei den in Klammern gestellten Buchstaben- und Zahlen-Kombinationen hinter dem Namen des Verbandes handelt es sich um die Signatur des Archivbestandes, in dem die erhalten gebliebenen Unterlagen dieses Verbandes im Bundesarchiv verwahrt werden. Die Links führen Sie direkt zu den Erschließungsdaten der Unterlagen in unserer Archivdatenbank invenio und – falls vorhanden – auch zu den digitalisierten und online einsehbaren Unterlagen.
  • Ausführliche Informationen zur Organisation der fliegenden Verbände und den im Folgenden verwandten Begriffe (Luftflotte, Geschwader, Gruppe etc.) finden Sie hier in unserem Rechercheleitfaden zu den fliegenden Verbänden der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg.

Beteiligte deutsche Truppen

Die Operationsführung der Luftwaffe, also auch die Planung und Führung der deutschen Verbände in der Luftschlacht um England war die Aufgabe des Luftwaffenführungsstabs im Generalstab der Luftwaffe (RL 2-II). In diesem Archivbestand sind vor allem die Lagemeldungen und Lageberichte aussagekräftig, die die deutschen Verbände an den Luftwaffenführungsstab übermittelten. Darüber hinaus wurden hier auch zusammenfassende Lagemeldungen für die Wehrmachtführung erstellt. Auch sind in diesem Bestand sehr viele Lagekarten zu den Operationen vorhanden. Für Fragen nach Angriffen der Luftwaffe auf bestimmte Orte in Großbritannien sollten Sie Ihre Recherche hier beginnen.

Die gegen England aufgebotenen Verbände wurden geführt von drei Luftflotten:

Luftflotte 2 (RL 7-2) Diese befehligte alle deutschen Luftwaffenkräfte in der Deutschen Bucht, den Niederlanden, Belgien und Frankreich bis zur Mündung der Somme. Sie griffen den Südosten Englands mit dem Großraum London an.

Luftflotte 3 (RL 7-3) Diese befehligte alle deutschen Luftwaffenkräfte in Frankreich westlich der Mündung der Somme. Diese griffen den Westen Englands an.

Luftflotte 5 (RL 7-5) Diese befehligte alle deutschen Luftwaffenkräfte in Norwegen. Sie sollten den Norden Englands angreifen.

Weitere Recherchemöglichkeiten

Weitere ausführliche Informationen zur Recherche nach dem Schicksal abgestürzter Flugzeuge und deren Besatzungen finden Sie in unseren Rechercheleitfäden hier für deutsche Flugzeuge und hier für alliierte Flugzeuge.

Weitere Informationen zur Recherche nach den Flugplätzen in Deutschland, Norwegen, den Niederlanden, Belgien und Frankreich, auf denen die Verbände der Luftwaffe stationiert waren, finden Sie hier in unserem Rechercheleitfaden zur Flugplatzorganisation der deutschen Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg.

Ersatzüberlieferung zur Luftschlacht um England

Archivgut

Aufgrund der angesprochenen Schriftgutverluste lassen sich viele Fragen zum Einsatz der Wehrmacht bei der Luftschlacht um England anhand der amtlichen Überlieferung leider nicht mehr vollumfänglich beantworten. Das Bundesarchiv stellt jedoch eine umfangreiche Ersatzüberlieferung bereit.

Im Bestand Studiengruppe Luftwaffe (ZA 3) der Historical Division der US Army können nützliche Unterlagen existieren. Dieser umfasst Ausarbeitungen zu zahlreichen deutschen Truppenteilen. Eine erste Orientierung bietet hier der Unterpunkt Großbritannien.

Im Bestand MSG 2 (Sachthematische und biographische Sammlung zur deutschen Militärgeschichte 1849–1945) befinden sich unter anderem private Tagebücher, Feldpostbriefe sowie Erlebnisberichte von ehemaligen Soldaten der Luftwaffe. Für die Recherche nach relevanten Archivalien empfiehlt es sich, in der allgemeinen Suche eine Eingrenzung auf diesen Bestand durchzuführen und anschließend mit Schlagworten zu operieren. Die besten Ergebnisse erzielen Sie hier, wenn Sie die Namen der beteiligten Verbände als Schlagworte verwenden.

Bibliotheksgut

Im Bibliothekskatalog des Bundesarchivs können Sie nach möglicherweise vorhandenen Ausarbeitungen zu Truppenteilen suchen. Diese sind insbesondere dann sehr hilfreich, wenn kaum Akten zu den gesuchten Truppenteilen überliefert sind. Derartige Publikationen basieren zum Teil auf den Erinnerungen ehemaliger Angehöriger.

Unterlagen zur Luftschlacht um England einsehen

Wichtige allgemeine Informationen

Das Bundesarchiv hat die Aufgabe, Archivgut konservatorisch zu sichern, inhaltlich zu erschließen und zugänglich zu machen. Wir unterstützen Sie gerne bei Ihren Recherchen und ermöglichen Ihnen die selbstständige Benutzung des Archivguts.

Mit der Suchmaschine invenio können Sie in unseren Beständen recherchieren. Hier finden Sie ausführliche Hilfen zur Benutzung von invenio. Digitalisierte Akten können Sie online über invenio einsehen oder als Scans herunterladen.

Für die Benutzung von Archivgut, das nicht digitalisiert vorliegt, haben Sie drei Möglichkeiten. Ausführliche Informationen hierzu finden Sie unter den folgenden Links:

1. Besuch vor Ort in unserem Lesesaal

2. Beauftragung eines privaten Recherchedienstes

3. Bestellung von Digitalisaten

Stand der Digitalisierung

Das Bundesarchiv verfolgt das Ziel, sämtliche Bestände der Wehrmacht und Waffen-SS zu digitalisieren und online zugänglich zu machen. Aufgrund der schieren Menge an Akten wird es jedoch noch mehrere Jahre dauern, bis dieses Ziel erreicht wird.

Zu großen Teilen (mit Ausnahme von Luftbildern und Großformaten) digitalisiert und über invenio einsehbar sind die folgenden Bestände:

RL 7-2 (Luftflottenkommando 2)

RL 7-3 (Luftflottenkommando 3 / Luftwaffenkommando West)

RL 7-5 (Luftflottenkommando 5)

RL 8 (Führungsstäbe der Fliegertruppe der Luftwaffe)

RL 10 (Verbände und Einheiten der Fliegertruppe der Luftwaffe)

Bitte beachten Sie, dass aufgrund der angesprochenen Digitalisierungsbestrebungen des Bundesarchivs einzelne Bestände temporär nicht für die Benutzung bereitstehen können. Nähere Hinweise finden Sie auf unserer Internetseite zu den temporär gesperrten Beständen.

Benutzungshinweise für die Ersatzüberlieferung zur Luftschlacht um England

Die Unterlagen im Bestand MSG 2 liegen im Bundesarchiv aufgrund von privatrechtlichen Vereinbarungen vor. Da es sich um eine Sammlung zahlreicher privater Abgaben handelt, ist stets eine individuelle Prüfung der Akten und deren Rechtesituation nötig. Wenn Sie Unterlagen gefunden haben, die Sie gern benutzen möchten, dann bitten wir Sie, uns deren Archivsignaturen mitzuteilen. In der Regel ist die Benutzung von Akten aus MSG 2 nicht an besondere Benutzungsbedingungen geknüpft. Die Rechtesituation erfordert jedoch eine der Benutzung vorausgehende Prüfung.

Wir bitten Sie deshalb, für eine Einsichtnahme neben Ihrem Benutzungsantrag auch die Besondere Verpflichtungserklärung für die Nutzung von Archivgut privater Herkunft einzureichen. Sie verpflichten sich damit, die schutzwürdigen Belange von Personen, die in den Unterlagen genannt werden, zu wahren und Urheberrechte zu beachten.

Weiterführende Literatur

Wir empfehlen Ihnen auch einen Blick in die laufend aktualisierten Angaben zur einschlägigen Forschungsliteratur in den Bestandsinformationen der vorgestellten Bestände unter dem Punkt „Literatur“.

Weiterführende Links

  • Messerschmitt Me 110 auf einem Feldflughafen in Italien
    Rechercheleitfaden

    Die fliegenden Verbände der deutschen Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg

    Wie Sie im Bundesarchiv zu den fliegenden Verbänden der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg recherchieren, erfahren Sie in diesem Rechercheleitfaden. 

  • Verleihung von Orden / Auszeichnung (?) von Soldaten der Luftwaffe auf einem Flugplatz in Frankreich
    Rechercheleitfaden

    Flugplätze und Fliegerhorste der deutschen Luftwaffe und deren übergeordnete Organisation im Zweiten Weltkrieg

    Hier finden Sie Recherchehinweise zur Flugplatzorganisation der deutschen Luftwaffe.

  • Fallschirmjägerabsprung aus Junkers Ju 52
    Rechercheleitfaden

    Unterlagen zum Einsatz von Truppenteilen der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg

    Hier finden Sie Hinweise zur Recherche in den Beständen des Bundesarchivs zu den Unterlagen zum Einsatz von Truppenteilen der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg.
     

Ansprechpartner

Bundesarchiv, Abteilung Militärarchiv

Wiesentalstraße 10
79115 Freiburg

Telefon: 030 18 665-1149
E-Mail: militaerarchiv@bundesarchiv.de

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