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Ein leichter Schützenpanzer der Wehrmacht, in dem drei Soldaten sitzen, fährt über den Platz einer Ortschaft, auf dem ein Kreuz steht. Vor einer Hütte mit Schilf- bzw. Reetdach stehen mehrere Zivilistinnen und Zivilisten.

Leichter Schützenpanzer (Sd.Kfz. 250) der Wehrmacht in einer Ortschaft in Jugoslawien, 1941, Quelle: BArch, Bild 101I-185-0137-32 / Grimm, Arthur

Die Zerschlagung Jugoslawiens im Zweiten Weltkrieg

Dieser Rechercheleitfaden unterstützt Sie bei Ihrer Suche nach Quellen zum Angriff des Deutschen Reichs und seiner Verbündeten auf Jugoslawien infolge des jugoslawischen Staatsstreichs von 1941.

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Einführende Informationen

Ohne Ultimatum, ohne Kriegserklärung, dafür jedoch mit einem Kriegsverbrechen begann am 6. April 1941 der Krieg zwischen dem Deutschen Reich und Jugoslawien, indem die Luftwaffe die offene Stadt Belgrad umfassend bombardierte. Am gleichen Tag überschritten die Truppen der Wehrmacht und Waffen-SS die Grenze Jugoslawiens. Die verbündeten Streitkräfte Italiens und Ungarns unterstützten sie dabei.

Das Zusammenspiel zwischen gepanzerten und motorisierten Verbänden mit der Luftwaffe resultierte zügig in umfangreichen Geländegewinnen auf Seiten der Achsenmächte. Bereits in den ersten Tagen der Invasion gelang es, strategisch wichtige Städte, wie Zagreb und Skopje, einzunehmen. Am 12. April 1941 fiel schließlich die Hauptstadt Belgrad in deutsche Hände. Nur fünf Tage später sah sich die jugoslawische Armee gezwungen, zu kapitulieren. Damit endete der Krieg am 17. April 1941.

Jugoslawien gehörte vormals zur unmittelbaren Einflusssphäre des Deutschen Reichs, da es den Dreimächtepakt am 25. März 1941 unterzeichnete. Mit der Unterzeichnung erhoffte sich die deutsche Führung neben der Sicherung der südöstlichen Flanke auch einen Zugriff auf kriegswichtige Rohstoffe. Zwei Tage nach der Unterzeichnung putschten jedoch serbische Offiziere der jugoslawischen Luftwaffe erfolgreich gegen die Regierung. Infolgedessen wurde eine neue Regierung gebildet, die dem Dreimächtepakt kritisch gegenüberstand und diesen zunächst nicht anerkannte. Die Geschehnisse erzürnten wiederum Adolf Hitler in dem Maße, dass er umgehend die Vernichtung Jugoslawiens anordnete und dafür Invasionspläne schmiedete. Zwar bemühte sich die neue Regierung Jugoslawiens noch um eine Entschärfung der Situation auf diplomatischem Wege, blieb dabei jedoch erfolglos. Das Schicksal Jugoslawiens war bereits besiegelt.

Diese stark komprimiert geschilderten Ereignisse entfalten sich umfangreich in den Unterlagen des ehemaligen Heeres und der Waffen-SS. Sie sind aufgrund von Kriegseinwirkungen jedoch nicht vollständig. Besonders gegen Ende des Zweiten Weltkriegs fanden durch die deutschen Stellen umfangreiche Vernichtungsaktionen statt. Außerdem erlitt das Heeresarchiv am 14. April 1945 im Zuge der Bombardierung Potsdams einen Volltreffer und brannte nahezu vollständig aus. Lediglich zuvor ausgelagerte Unterlagen blieben von den Flammen verschont. Für Unterlagen der Wehrmacht und Waffen-SS, die vor 1942 entstanden sind, gilt zu berücksichtigen, dass es im Februar 1942 im Heeresarchiv zu einem Brand kam, der zahlreiche Akten beschädigte und zum Teil zerstörte. Nachfolgend erfahren Sie, wie Sie trotz der Überlieferungslücken relevante Quellen zur Zerschlagung Jugoslawiens im Jahr 1941 finden.

Die anknüpfende Besatzungszeit in Jugoslawien bis 1945 war von blutigen Kämpfen zwischen den Besatzungstruppen und Partisanen geprägt. Aufgrund des Umfangs des Themas wird die Besatzungszeit in einem anderen Rechercheleitfaden behandelt.

Recherchestrategie

Ortsbezogene Recherchen im Bundesarchiv, die die Zeit des Zweiten Weltkriegs betreffen, sind meist mit hohen Aufwänden verbunden, denn die hiesigen Bestände sind allesamt nach militärischen Dienststellen und Truppenteilen abgelegt. Ein Zugriff über Orts- oder Gebietsnamen besteht in der Regel nicht. Zwar können Sie in invenio mit Schlagworten suchen, doch führt dieses Vorgehen nur zu wenigen beziehungsweise nicht selten zu überhaupt keinen Treffern. Das bedeutet jedoch nicht, dass keinerlei Überlieferung existiert.

Stattdessen besteht die Notwendigkeit, eine Vielzahl von Beständen auszuwerten – eine sehr zeitintensive Sucharbeit, deren Ergebnis angesichts der Überlieferungslage offen bleiben muss, denn von Regimentern, Bataillonen und sonstigen kleineren Einheiten sowie Dienststellen sind in der Regel nur wenige oder keine Unterlagen erhalten und selbst die Kriegstagebücher der Divisionen enden meistenteils bereits 1943.

Die Vorstöße der deutschen, italienischen und ungarischen Truppen sowie die Verteidigungsbemühungen der jugoslawischen Streitkräfte bilden sich maßgeblich auf Lagekarten ab. Wenn Sie sich für die Operationen und Stationierungen von deutschen Truppenteilen in bestimmten Orten oder Gebieten Jugoslawiens zur Zeit des Angriffs interessieren, dann können Sie mit Hilfe von Lagekarten deren Namen in Erfahrung bringen. Die Lagekarten des Führerhauptquartiers sind hierfür besonders geeignet. Sie werden im Bestand OKH / Generalstab des Heeres.- Lagekarten (RH 2-KART) verwahrt.

Die Lagekarten sind nach Kriegsschauplatz sowie Zeitraum geordnet und stehen mit verschiedenen Maßstäben zur Verfügung. Relevant sind dabei die Karten zur Lage Südost 1940/1945 und zur Lage Balkan 1940/1944.

Ferner eignet sich das Archivale RH 20-12/167K zur Lokalisierung deutscher Truppenteile, die im Süden Jugoslawiens operierten. Dabei handelt es sich um eine kleine Kartensammlung, die den Ablauf der Operationen der 12. Armee vom 2. März 1941 bis 1. Juni 1941 in Abständen zeigt.

Wenn Sie anhand der Einsichtnahme in die Lagekarten die Namen der Truppenteile in Erfahrung gebracht haben, können Sie Ihre Recherche in deren Kriegstagebüchern und sonstigen Unterlagen fortsetzen.

Primäre Überlieferung zum jugoslawischen Kriegsschauplatz

Quellen zur Zerschlagung Jugoslawiens befinden sich in zahlreichen Beständen des Bundesarchivs. Die unmittelbare Planung ist auf der höchsten militärischen Ebene in den Akten des Oberkommandos der Wehrmacht beim Wehrmachtführungsstab (RW 4) als sogenannte „Chefsachen ‚25‘“ dokumentiert.

Für den Angriff wurden zwei Armeeoberkommandos und eine Panzergruppe bereitgestellt. Dabei handelte es sich um das Armeeoberkommando 2 (RH 20-2), das Armeeoberkommando 12 (RH 20-12) und die Panzergruppe 1 (später Panzer-Armeeoberkommando 1) (RH 21-1).

Ihnen unterstanden wiederum verschiedene Generalkommandos, die sich aus Divisionen und weiteren Truppenteilen zusammensetzten. Nachfolgend finden Sie eine entsprechende Auflistung (Stand 05.04.1941). Bitte bedenken Sie dabei, dass sich aufgrund der Dynamik der Kämpfe die Unterstellungsverhältnisse der Truppenteile im Laufe der Zeit änderten. Informationen zu ebendiesen Änderungen können Sie dem Überblickswerk „Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS 1939–1945“ von Georg Tessin und der Organisationskartei des Allgemeinen Heeresamtes entnehmen. Beide Hilfsmittel sind über die folgende Seite des Bundesarchivs zugänglich.

Ersatzüberlieferung zum jugoslawischen Kriegsschauplatz

Archivgut

Aufgrund der immensen Schriftgutverluste lassen sich viele Fragen zur Zerschlagung Jugoslawiens im Zweiten Weltkrieg anhand der amtlichen Überlieferung leider nicht mehr vollumfänglich beantworten. Das Bundesarchiv stellt jedoch eine sehr umfangreiche Ersatzüberlieferung bereit.

Zunächst können im Bestand der Historical Division der US-Army, Studiengruppe Wehrmachtführung und Heer (ZA 1), nützliche Unterlagen existieren. Dieser umfasst Ausarbeitungen zu zahlreichen deutschen Truppenteilen und den verschiedenen Kriegsschauplätzen des Zweiten Weltkriegs.

Im Bestand Sachthematische und biographische Sammlung zur deutschen Militärgeschichte 1849–1945 (MSG 2) befinden sich unter anderem private Tagebücher, Feldpostbriefe sowie Erlebnisberichte von ehemaligen Soldaten. Da der Bestand sehr umfangreich ist, empfiehlt es sich, eine Eingrenzung auf diesen in der allgemeinen Suche durchzuführen und anschließend mit Schlagworten zu operieren.

Bibliotheksgut

Im Bibliothekskatalog des Bundesarchivs können Sie nach möglicherweise vorhandenen Ausarbeitungen zu Truppenteilen suchen. Diese sind insbesondere dann sehr hilfreich, wenn kaum Akten zu den gesuchten Truppenteilen überliefert sind. Derartige Publikationen basieren zum Teil auf den Erinnerungen ehemaliger Angehöriger.

Unterlagen zum jugoslawischen Kriegsschauplatz einsehen

Allgemeines

Das Bundesarchiv verfolgt das Ziel, sämtliche Bestände der Wehrmacht und Waffen-SS zu digitalisieren und online zugänglich zu machen. Aufgrund der schieren Menge an Akten wird es jedoch noch mehrere Jahre dauern, bis das Ziel erreicht wird.

Im Falle der Zerschlagung Jugoslawiens liegen bereits die Bestände des Armeeoberkommandos 12, des XIV. Armeekorps (mot.), einiger weniger Divisionen des Heeres sowie aller Waffen-SS-Truppenteile digital vor.

Nicht digitalisierte Unterlagen können Sie entweder vor Ort einsehen oder deren Digitalisierung on demand beauftragen.

Bitte beachten Sie, dass aufgrund der angesprochenen Digitalisierungsbestrebungen des Bundesarchivs einzelne Bestände temporär nicht für die Benutzung bereitstehen können. Nähere Hinweise finden Sie auf unserer Internetseite zu den temporär gesperrten Beständen.

Benutzungshinweise für die Ersatzüberlieferung zum jugoslawischen Kriegsschauplatz

Die Unterlagen im Bestand MSG 2 liegen im Bundesarchiv aufgrund von privatrechtlichen Vereinbarungen vor. Da es sich um eine Sammlung zahlreicher privater Abgaben handelt, ist stets eine individuelle Prüfung der Akten und deren Rechtesituation nötig. Wenn Sie Akten gefunden haben, die Sie gern einsehen möchten, dann bitten wir Sie, uns deren Archivsignaturen mitzuteilen. In der Regel ist die Benutzung von Akten aus MSG 2 nicht an besondere Benutzungsbedingungen geknüpft. Die Rechtesituation erfordert jedoch eine der Benutzung vorausgehende Prüfung.

Wir bitten Sie deshalb, für eine Einsichtnahme neben Ihrem Benutzungsantrag auch die Besondere Verpflichtungserklärung für die Nutzung von Archivgut privater Herkunft einzureichen. Da es sich um Unterlagen privater Herkunft handelt, ist für die Benutzung die Unterzeichnung einer solchen Erklärung erforderlich. Sie verpflichten sich damit, die schutzwürdigen Belange von Personen, die in den Unterlagen genannt werden, angemessen zu wahren und Urheberrechte zu beachten.

Weitere Quellen in anderen Archiven und Institutionen

Neben dem Deutschen Reich beteiligten sich auch Italien und Ungarn an dem Angriff auf Jugoslawien. Daher könnten in deren Nationalarchiven weitere Quellen existieren.

Italien:
Archivio Centrale dello Stato (ACS)
Piazzale degli Archivi, 27
00144, Roma
Telefon: +39 06 545481
Email

Ungarn:
Magyar Nemzeti Levéltár
1014 Budapest
Bécsi kapu tér 2-4
Telefon: +36 1 225 2800
Fax: +36 1 225 2817
Email

In den Archiven der Nachfolgestaaten Jugoslawiens sind gleichsam Quellen zu erwarten, welche die Perspektive der verteidigenden Seite wiedergeben.

Bosnien und Herzegowina:
Arhiv Federacije Bosne i Hercegovine
Hamdije Ćemerlića 2.
71000 Sarajevo
Telefon: +387 33 214-481
Fax: +387 33 556-905
Email
Kontaktformular

Kosovo:
Agjencia Shtetërore e Arkivave të Kosovës
Rr. „Arbnor e Astrit Dehari“ nr. 25
10000 Prishtinë
Telefon: 038/555-139
Email
Kontaktformular

Kroatien:
Hrvatski državni arhiv
Trg Marka Marulića 21
10 000 Zagreb
Telefon: +385 (0)1 4801 921
Fax: +385 (0)1 4829 000
Email

Montenegro:
Državni arhiv Crne Gore
Zmaj Jovina 14
81250 Cetinje
Telefon: +382 041/230-226
Email

Nordmazedonien:
State Archives of the Republic of North Macedonia
Kay Dimitar Vlahov No. 1
1000 Skopje
Telefon: +389 2 3115 783
Fax: +389 2 3165 944
Email

Serbien:
The State Archives of Serbia
Karnegijeva 2
11000 Belgrade
Telefon: +381 11 3370 781
Email

Slowenien:
Archives of the Republic of Slovenia
Poljanska cesta 40
1000 Ljubljana
Telefon: +386 1 241 42 00
Email

Weiterführende Links

  • Soldaten der Panzergrenadier-Division 'Feldherrnhalle' beim Appell in Nimes (Frankreich); Staffel Heeresgruppe D
    Rechercheleitfaden

    Unterlagen zum Einsatz von Truppenteilen des Heeres im Zweiten Weltkrieg

    Hier finden Sie Hinweise zur Recherche in den Beständen des Bundesarchivs zu den Unterlagen zum Einsatz von Truppenteilen des Heeres im Zweiten Weltkrieg.

  • Kundgebung am 1. Mai 1936, Ehrenkompanie der Waffen-SS neben Mai-Baum vor Altem Museum Berlin
    Rechercheleitfaden

    Unterlagen zum Einsatz der Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg

    Auf dieser Seite finden Sie Hinweise zur Recherche in den Unterlagen der Waffen-SS im Bundesarchiv.

  • Vormarsch einer deutschen Infanterieeinheit in Polen
    Seite

    Militärische Verbände und Einheiten bis 1945

    Eine digitalisierte Version des Nachschlagewerks „Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS 1939-1945“ von Georg Tessin.

  • Deutsche Soldaten auf der Akropolis in Athen im April 1941
    Rechercheleitfaden

    Die deutsche Invasion Griechenlands im Zweiten Weltkrieg

    Der Rechercheleitfaden auf dieser Seite erklärt Ihnen, wie Sie im Bundesarchiv nach Akten des Heeres und Waffen-SS zur deutschen Invasion Griechenlands im Zweiten Weltkrieg recherchieren.

  • Wehrmachtssoldaten in Küstenstellung auf der englischen Kanalinsel Guernsey
    Rechercheleitfaden

    Ortsbezogene Recherche zu Truppenteilen im Zweiten Weltkrieg

    Auf dieser Seite finden Sie Hinweise zur ortsbezogenen Recherche zu Truppenteilen des Heeres, der Waffen-SS und Erdkampftruppen der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg.

  • Ansprechpartner

    Bundesarchiv, Abteilung Militärarchiv

    Wiesentalstraße 10
    79115 Freiburg

    Telefon: 030 18 665-1149
    E-Mail: militaerarchiv@bundesarchiv.de