Besichtigung der Heeresversuchsanstalt Peenemünde durch u. a. Wernher von Braun und Karl Dönitz,
Quelle:
BArch, RH 8/1764, Image 0020
Entwicklung und Einsatz der V2 im Zweiten Weltkrieg
Dieser Rechercheleitfaden führt Sie in die vielfältigen Quellen rund um das Thema V2 ein.
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Einführende Informationen
Mit dem Einsatz der V2, eine der sogenannten Vergeltungswaffen, erhoffte sich die NS-Führung in Anbetracht der zunehmend desolaten Lage eine Kriegswende herbeizuführen. Die Hoffnungen in die Vergeltungswaffen waren enorm. Das zeigt sich unter anderem in deren Bezeichnung als Wunderwaffen. Trotz der ausgefeilten Technik blieb der militärische Erfolg jedoch aus. Ein weiteres Zurückweichen der deutschen Truppen auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen konnte nicht verhindert werden.
Die V2 erzielte allerdings eine andere Wirkung. Da primär zivile Ziele unter Beschuss genommen wurden, verbreitete sie Angst und Schrecken unter der Zivilbevölkerung und ihr Einsatz resultierte in tausenden Todesopfern.
Daneben starben tausende KZ-Häftlinge und ausländische Zwangsarbeiter im Zusammenhang mit dem Bau der V2. Dies ist maßgeblich auf die unmenschlichen Arbeitsbedingungen zurückzuführen. Als mahnendes Beispiel sei an dieser Stelle das KZ Mittelbau-Dora zu nennen. Dort wurde unter anderem die V2 in großen Mengen gefertigt.
Die Ursprünge der V2 lassen sich in den späten 1920er Jahren verorten. Zu dieser Zeit nahm die private Raketenforschung stetig an Fahrt auf und erlangte schließlich auch die Aufmerksamkeit von Funktionsträgern in der Reichswehr. Im Jahr 1930 wandte sich schließlich das Heereswaffenamt der Entwicklung und Erprobung von Raketen zu. Bereits zwei Jahre später fanden in der Heeresversuchsanstalt Kummersdorf erste Tests von Flüssigbrennstoffraketen statt. Die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten und die damit verbundenen Aufrüstungsmaßnahmen bescherten dem Heereswaffenamt zusätzliche Finanzmittel, von denen die Raketenentwicklung gleichsam profitierte. Im Jahr 1936 wurde die Heeresversuchsanstalt Peenemünde (HVP) errichtet. Diese Einrichtung unterstand dem Kommando von Major Walter Dornberger, der innerhalb des Heereswaffenamts für die Raketenentwicklung zuständig war. Wernher von Braun fungierte als technischer Leiter der HVP. Somit erfolgte die Raketenentwicklung fortan an zwei Standorten, wobei sich der Schwerpunkt im Laufe der Zeit auf Peenemünde verlagerte, da dort zum einen Windkanäle für aerodynamische Testzwecke errichtet wurden und sich Vorrichtungen für professionelle Raketenstarts befanden.
Die Entwicklung der V2 begann im Jahr 1939. Im März 1942 fand der erste Test einer Rakete diesen Typs statt und bereits im Oktober desselben Jahres absolvierte eine V2 einen erfolgreichen Flug. Bis zur seriellen Fertigung und zum großangelegten Einsatz im Jahr 1944 erfolgten noch weitere Test, die der Optimierung der V2 dienten.
Die Entwicklung und der Einsatz der V2 lässt sich anhand der im Bundesarchiv verwahrten Quellen nachvollziehen. Diese sind jedoch kriegsbedingt nicht vollständig. So kam es im Februar 1942 zu einem Brand im Heeresarchiv in Potsdam, der zahlreiche dort verwahrte Akten beschädigte und zum Teil zerstörte. Ein Jahr später wurde die Heeresversuchsanstalt Peenemünde von den Alliierten bombardiert. Am 14. April 1945 erlitt das Heeresarchiv im Zuge der Bombardierung Potsdams einen Volltreffer und brannte nahezu vollständig aus. Akten, die nicht im Vorfeld ausgelagert wurden, gerieten dadurch größtenteils in Verlust. Nachfolgend erfahren Sie, wie Sie trotz der Überlieferungslücken relevante Quellen finden.
Quellen im Bundesarchiv
Primäre Überlieferung zur V2
Die Unterlagen zur Entwicklung der V2 werden im Bundesarchiv zentral im Bestand OKH / Heereswaffenamt mit nachgeordneten Dienststellen (RH 8) verwahrt. Darin befinden sich unter anderem die Unterlagen der Abteilung für Sondergeräte (WA Prüf 11) und der Heeresversuchsanstalt Peenemünde (HVP). Innerhalb des Bestandes erfolgt die Unterteilung der Überlieferung in Sachakten und in technische Zeichnungen. Sie gelangen zu den entsprechenden Quellen über die nachfolgenden Links:
Achten Sie bitte darauf, dass die V2 auch als Vergeltungswaffe A4, Aggregat 4, A4 und Gerät A4 bezeichnet wurde. Diese Synonyme tauchen allesamt in der Erschließung des Bestandes RH 8 auf.
Für die Ausbildung an der V2 war der Stab Kommandostelle S beziehungsweise Kommando- und Lehrstab S zuständig. Am 1. Januar 1945 wurde dieser in Artillerieschule z.V. umbenannt. Deren Akten sind im Bestand der Schulen des Heeres (RH 17) abgelegt.
Der Einsatz der V2 erfolgte maßgeblich durch die beiden Truppenteile Gruppe Nord und Gruppe Süd sowie später durch die Division z.V. und den ihr unterstellten Einheiten. Archivalien hierzu sind in den folgenden Beständen zu finden:
Zwar war das Höhere Kommando z.b.V. LXV (RH 24-65) mit dem ihm unterstellten Höheren Artillerie-Kommandeur 191 ebenfalls in den Einsatz der V2 involviert, jedoch umfasst der Bestand keine eigene Überlieferung hierzu. Es existiert lediglich ein Verweis auf den Bestand RH 24-30. Von den weiteren kleineren Truppenteilen, die im Verbund der Division z.V. kämpften, liegen aufgrund der kriegsbedingten Schriftgutverluste entweder keine Archivalien oder nur einzelne Fragmente vor, die sich auf verschiedene Bestände des Bundesarchivs aufteilen.
Ersatzüberlieferung zur V2
Archivgut
Aufgrund der immensen Schriftgutverluste lassen sich viele Fragen zur Entwicklung der V2 und deren Einsatz anhand der amtlichen Überlieferung leider nicht mehr vollumfänglich beantworten. Das Bundesarchiv stellt jedoch eine sehr umfangreiche Ersatzüberlieferung bereit.
Im Bibliothekskatalog des Bundesarchivs können Sie nach möglicherweise vorhandenen Ausarbeitungen zu Truppenteilen suchen. Diese sind insbesondere dann sehr hilfreich, wenn kaum Akten zu den gesuchten Truppenteilen überliefert sind. Derartige Publikationen basieren zum Teil auf den Erinnerungen ehemaliger Angehöriger.
Unterlagen zur V2 einsehen
Allgemeines
Das Bundesarchiv verfolgt das Ziel, sämtliche Bestände der Wehrmacht und Waffen-SS zu digitalisieren und online zugänglich zu machen. Aufgrund der schieren Menge an Akten wird es jedoch noch mehrere Jahre dauern, bis das Ziel erreicht wird.
Die Sachakten zur Entwicklung der V2 und deren Einsatz in den Beständen RH 8, RH 19-IV sowie RH 26-1022 wurden zum Großteil bereits digitalisiert und können gern online eingesehen werden.
Die hier verwahrten Quellen der Artillerieschule z.V. befinden sich aufgrund von Schimmelbefall in einem sehr schlechten Zustand und werden gegenwärtig umfassend restauriert. Im Anschluss daran erfolgt deren Digitalisierung.
Bitte beachten Sie, dass aufgrund der angesprochenen Digitalisierungsbestrebungen des Bundesarchivs einzelne Bestände temporär nicht für die Benutzung bereitstehen können. Nähere Hinweise finden Sie auf unserer Internetseite zu den temporär gesperrten Beständen.
Benutzungshinweise für die Ersatzüberlieferung zur V2
Die Unterlagen des Bestandes N 756 liegen im Bundesarchiv aufgrund einer privatrechtlichen Vereinbarung vor. Besondere Benutzungsbedingungen bestehen nicht. Die Benutzung der Unterlagen unterliegt keinen anderen Bedingungen als der Beachtung der Persönlichkeitsrechte Betroffener und Dritter. Zu diesen zählen insbesondere auch die aus dem Urheberrecht erwachsenden Nutzungs- und Verwertungsrechte.
Beim Bestand MSG 2 ist, da es sich um eine Sammlung zahlreicher privater Abgaben handelt, stets eine individuelle Prüfung der Akten und deren Rechtesituation nötig. Wenn Sie Akten gefunden haben, die Sie gern einsehen möchten, dann bitten wir Sie, uns deren Archivsignaturen mitzuteilen. In der Regel ist die Benutzung von Akten aus MSG 2 nicht an besondere Benutzungsbedingungen geknüpft und die Unterzeichnung einer besonderen Verpflichtungserklärung genügt. Die Rechtesituation erfordert jedoch eine der Benutzung vorausgehende Prüfung. Hierfür bitten wir um Ihr Verständnis.
Weitere Quellen in anderen Archiven und Institutionen
Das Bundesarchiv ist nicht die einzige Einrichtung, die Unterlagen zur V2 verwahrt. Auch das Deutsche Museum in München verfügt über zahlreiche Unterlagen, wie beispielsweise technische Zeichnungen, die digital einsehbar sind. Das entsprechende Angebot können Sie über diesen Link aufrufen.
Daneben befinden sich im Archiv des Historisch-Technischen Museums Peenemünde weitere sachdienliche Quellen.
Historisch-Technisches Museum Peenemünde GmbH Im Kraftwerk 17449 Peenemünde Telefon: 038371 505-0 E-Mail: htm@peenemuende.de
Im Rahmen des US-amerikanischen Geheimprojekts Overcast wurden zahlreiche deutsche Wissenschaftler mit militärischer Expertise für die USA rekrutiert. Von besonderer Relevanz ist dabei Operation Paperclip, die die Überführung von Wissenschaftlern in die USA vorsah, um dort beispielsweise die Entwicklung von Raketensystemen fortzusetzen. Somit besteht die Möglichkeit, dass sowohl bei der NASA als auch in den National Archives der USA nützliche Quellen existieren.
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