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Menschenmenge auf einer Straßenkreuzung vor einem Geschäft, dessen Schaufenster mit Plakaten beklebt ist.

NS-Boykott gegen jüdische Geschäfte in Berlin, März 1933, Quelle: Bundesarchiv, Bild 102-14470 / Fotograf: Pahl Georg

„Judenboykott“ am 1. April 1933

Auf dieser Seite finden Sie eine Übersicht über wichtige Archivalien des Bundesarchivs zum NS-Boykott gegen jüdische Geschäfte.

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Einführende Informationen

Am 1. April 1933 sahen sich jüdische Gewerbetreibende, Ärzte und Rechtsanwälte einem reichsweiten Boykott ausgesetzt. „Kauft nicht in den jüdischen Geschäften und Warenhäusern, geht nicht zu jüdischen Rechtsanwälten, meidet jüdische Ärzte“, lauteten die Parolen, die auf den Straßen zu lesen und zu hören waren. Angehörige von SA, Hitlerjugend und Stahlhelm blockierten die Zugänge zu Läden, Kanzleien, Gerichten und Praxen, zertrümmerten das Inventar, drangsalierten und misshandelten sowohl die Eigentümer als auch die Kundschaft.

Es handelte sich keineswegs um eine neue Erscheinung. Seit der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler hatte die NSDAP verstärkt Angriffe auf Juden und ihre Geschäfte unternommen. Dieses Mal jedoch hatte die Führung der NSDAP reichsweite Ausschreitungen organisiert, die von Julius Streicher, dem Herausgeber des „Stürmer“, und seinem „Zentralkomitee zur Abwehr der jüdischen Boykott- und Greuelhetze“ propagandistisch vorbereitet wurden.

Mit der „jüdischen Boykott- und Greuelhetze“ meinte man jene Stimmen und Medien des Auslands, die Deutschland öffentlich für seine antisemitischen Aktivitäten kritisierten. Als Nutznießer dieser „Auslandshetze“ wurden wiederum die in Deutschland lebenden Juden beschuldigt, denen nur beizukommen sei, indem man ihre Geschäfte boykottiere.

Die Bevölkerung reagierte mehrheitlich passiv, keineswegs, wie ursprünglich erwartet, die Ausschreitungen bejahend. Daher brach man den Boykott am Abend ab und erklärte ihn am 4. April 1933 endgültig für beendet.

Quellen im Bundesarchiv

Das Bundesarchiv verfügt über Archivalien verschiedener Gattungen, welche die Vorgänge am 1. April 1933 sowie auch die im Vorfeld und danach vorgefallenen antisemitischen Ausschreitungen und Pogrome dokumentieren.

Dazu zählen Fotografien, Plakate, Schriftgut und Filmmaterial. Lesen Sie hierzu unser Inventar der wichtigsten Quellen zum Thema.

Das Bundesarchiv digitalisiert schrittweise sein wichtigstes Archivgut aus der Zeit des Nationalsozialismus. Dieses können Sie im Digitalen Bildarchiv, im Recherchesystem invenio und im Digitalen Lesesaal einsehen.

Dieser Rechercheleitfaden wurde zusammengestellt von Sabine Dumschat.

Weiterführende Informationen

  • Das Bild zeigt eine Menschenmenge vor dem Warenhaus Tietz. Rechts und Links vom Eingang sind Angebotsschilder für Fleischwaren angebracht. In der Bildmitte schaut ein Man mit Fedora und Schnauzer in die Kamera.
    Rechercheleitfaden

    „Arisierung“ und sonstige Formen des Entzugs jüdischen Vermögens im Nationalsozialismus

    Auf dieser Seite finden Sie Hinweise zur Recherche in den Beständen des Bundesarchivs zur „Arisierung“ und anderen Formen der wirtschaftlichen Ausplünderung der jüdischen Bevölkerung zur Zeit des Nationalsozialismus.