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Gesamtansicht des KZ Auschwitz mit Baracken

Überblick über das gesamte Lager Auschwitz-Birkenau, 1948, Quelle: BArch, Bild 183-R70820 / o.Ang.

Archivgut des Bundesarchivs zu Konzentrationslagern

Auf dieser Seite finden Sie Recherchehinweise, eine Bestandsübersicht sowie ein Auswahlinventar zu den Konzentrationslagern der NS-Zeit.

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Übersicht über die Bestände und Hinweise

Zusammengestellt von Sabine Dumschat

Bitte beachten Sie, dass die Überlieferung aus amtlichen und NSDAP-Dienststellen durch den Zweiten Weltkrieg und seine Folgen stark lückenhaft ist.

Zugang

Erschließungsdaten und Digitalisate der Archivalien können Sie auf der Internetseite des Bundesarchivs online folgendermaßen aufrufen:

Die Benutzung von Tonaufnahmen findet aus technischen Gründen in den Lesesälen des Bundesarchivs statt.

Zur Benutzung von Stasi-Unterlagen empfehlen sich schriftliche Anfragen.

Schriftgut der KZ

Größtenteils aus den Amtssstuben der Lager selbst stammen die Unterlagen der Schriftgutbeständegruppe NS 4. In den meisten Fällen umfassen diese Bestände Unterlagen über das Wachpersonal, die Häftlinge und amtliche Verwaltungsvorgänge, welche das Funktionieren des jeweiligen Lagers dokumentieren. Einige Bestände wurden im Laufe der Zeit noch mit Unterlagen aus der Nachkriegszeit angereichert. Im Einzelnen verfügt das Bundesarchiv über folgende Teilbestände:

  • NS 4-AU (KZ Auschwitz)
  • NS 4-BU (KZ Buchenwald)
  • NS 4-DA (KZ Dachau)
  • NS 4-FL (KZ Flossenbürg)
  • NS 4-GR (KZ Groß-Rosen)
  • NS 4-HE (KZ Herzogenbusch)
  • NS 4-HI (KZ Hinzert)
  • NS 4-LI (KZ Lichtenburg)
  • NS 4-LU (KZ Lublin)
  • NS 4-MA (KZ Mauthausen)
  • NS 4-NA (KZ Natzweiler)
  • NS 4-NE (KZ Neuengamme)
  • NS 4-RA (KZ Ravensbrück)
  • NS 4-SA (KZ Sachsenhausen)
  • NS 4-ST (KZ Stutthof)
  • NS 4-ANH. (Konzentrationslager.- Anhang).

Es sei darauf hingewiesen, dass sich der Bestand NS 4-BU fast ausnahmslos aus Kopien zusammensetzt, da die Originale an das Hauptstaatsarchiv in Weimar abgegeben wurden. Wenden Sie sich bitte direkt an die dortigen Kolleginnen und Kollegen.

Schriftgut über die KZ

Bei Recherchen zum Themenkomplex „Konzentrationslager“ empfiehlt es sich, folgende Bestände ebenfalls einzubeziehen:

  • NS 3 (SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt): v.a. Akten der für die KZ zuständigen Amtsgruppe D
  • NS 19 (Persönlicher Stab Reichsführer-SS)
  • R 58 (Reichssicherheitshauptamt)
  • NS 33 (SS-Führungshauptamt)
  • R 8128 (IG-Farbenindustrie)
  • R 70-POLEN (Deutsche Polizeidienststellen im besetzten Polen)
  • R 49 (Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums)
  • NS 2 (Rasse- und Siedlungshauptamt SS)
  • RY 1 (Kommunistische Partei Deutschlands)
  • Nachlässe, u.a. N 1493 (Oskar Schindler).

Die Verwahrorte der einzelnen Bestände sind jeweils in invenio angegeben. Ein großer Teil der Bestände sowie auch die Teilbestände NS 4 sind im Benutzersaal Berlin-Lichterfelde des Bundesarchivs zugänglich.

Daneben umfassen zahlreiche weitere Bestände des Bundesarchivs Dokumentation über die Konzentrationslager. Grundsätzlich empfiehlt es sich daher immer eine zusätzliche, alle Bestände übergreifende Recherche.

Verfolgte und Opfer, Personen des Widerstands

Es empfiehlt sich, sich mit Recherchen zu KZ-Häftlingen zuerst an die Arolsen Archives zu wenden. Wenn Ihnen bekannt ist, in welchen konkreten Lagern eine Person inhaftiert gewesen ist, kann eine Anfrage bei den Archiven der entsprechenden KZ-Gedenkstätten sinnvoll sein.

Das Bundesarchiv verwahrt einen großen Teil der KZ-Häftlingskartei des SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamts (NS 3/1577). Die anonymisierten Karteikarten, die zusätzlich bei mehreren Institutionen des In- und Auslands verstreut aufbewahrt werden, wurden in einem Gemeinschaftsprojekt der KZ-Gedenkstätten virtuell zusammengeführt, digitalisiert und mit Daten zu den Häftlingen versehen. Den aktuellen Datenstand beauskunftet derzeit die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg.

Hingewiesen sei auf die Nachweise zur Verfolgung von Jüdinnen und Juden:

Auf der Internetseite des Bundesarchivs haben Sie online Zugriff auf das Gedenkbuch „Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945“. Ergänzend können Sie über schriftliche Anfragen prüfen lassen, ob zusätzliche Informationen zu einzelnen Personen in nicht veröffentlichungsfähigen Datenbeständen vorhanden sind.

Das Online-Portal des Projekts European Holocaust Research Infrastructure (EHRI) verweist auf internationale Ressourcen der Holocaust-Forschung.

Weitere Karteien zu Opfern des Nationalsozialismus, die nicht öffentlich zugänglich sind, können Sie ebenfalls vermittels schriftlicher Anfragen prüfen lassen. Erforderlich sind hierzu Angaben zu den Namen, Geburts- und Sterbedaten sowie konkrete Hinweise zum Verfolgungsschicksal.

Sofern einzelne Personen gerichtlich belangt worden sind, kann eine Prüfung der Justizbestände sinnvoll sein. Wichtige Prozessakten bzw. Berichte über solche Prozesse finden sich allen voran in folgenden Beständen:

  • R 3017 (Volksgerichtshof)
  • R 3018 (Sammlung „Nazijustiz“)
  • R 3001 (Reichsjustizministerium).

Anzuraten ist eine Suche nach Personennamen in invenio. Bitte beachten Sie hierbei, dass die Namen von Personen auch in anderen als personenbezogenen Datenfeldern erfasst sein können. Eine rein personenbezogene Suche in invenio ist daher nicht vollständig, sondern sollte durch die „allgemeine Suche“ ergänzt werden.

Personal der Konzentrationslager

Zu den Tätern empfehlen sich Recherchen an den personenbezogenen Sammlungen, allen voran an den diversen Teilbeständen des „Berlin Document Center“ (R 9361) und des „NS-Archivs des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR“ (R 9355). Nachlässe sowie die Personalakten ausgewählter Provenienzbestände (darunter auch der Teilbestände NS 4) sollten ebenfalls berücksichtigt werden.
Personenbezogene Unterlagen zu Angehörigen der Waffen-SS können zudem in der Abteilung „Personenbezogene Auskünfte“ (PA) des Bundesarchivs nachgewiesen sein. Sachakten von Dienststellen der Waffen-SS verwahrt die Abteilung Militärarchiv des Bundesarchivs.

Nachkriegsunterlagen

Archivgut über die Strafverfolgung der Täter in der Nachkriegszeit ergänzt die zeitgenössischen Unterlagen. In Aktenbeständen der Deutschen Demokratischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland sind die Verfolgung der Täter und der Umgang mit den Opfern dokumentiert.

Für den Bereich DDR sind insbesondere folgende Bestände zu berücksichtigen:

  • DO 1 (Innenministerium der DDR), inklusive der Sammlung „Konzentrationslager und Haftanstalten“ des Dokumentationszentrums der staatlichen Archivverwaltung der DDR
  • DP 1 (Ministerium der Justiz der DDR)
  • DP 2 (Oberstes Gericht der DDR)
  • DP 3 (Generalstaatsanwalt der DDR)
  • SGY 30 (Sammlung Erinnerungen), u.a. Berichte von Verfolgten über Aufenthalte in Konzentrationslagern
  • DY 55 (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes)
  • DY 57 (Komitee der Antifaschistischen Widerstandskämpfer der DDR)
  • DY 30 (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands)
  • N 2503 (Nachlass Kaul, Friedrich Karl).

Der Zugang zu den Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der DDR ist durch das Stasi-Unterlagen-Gesetz geregelt. Eine gesonderte schriftliche Anfrage ist daher erforderlich. Das Stasi-Unterlagen-Archiv verfügt über Ermittlungsakten zu NS-Belastungen und NS-Verbrechenskomplexen. Diese befanden sich 1990 in den laufenden Registraturen des Staatssicherheitsdienstes oder wurden später vom Bundesarchiv aus dem Verband des „NS-Archivs des MfS“ an die Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes (BStU) abgegeben, weil sie nicht nur Material aus der Zeit vor 1945 beinhalten, sondern auch zu erheblichen Teilen Stasi-Unterlagen.

Im Bereich der Überlieferung aus zentralstaatlichen Stellen der Bundesrepublik Deutschland sind hervorzuheben:

  • B 162 (Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen)
  • B 141 (Bundesministerium der Justiz)
  • ALLPROZ (diverse Teilbestände über Nachkriegsprozesse wegen NS-Verbrechen)
  • N 1470 (Nachlass Kempner, Robert)
  • ZSG 154 (Sammlung Christian Pross)
  • B 305 (Zentrale Rechtsschutzstelle).

Das Themenportal „Wiedergutmachung“ innerhalb des Archivportals Deutschland weist auf Bestände des Bundesarchivs und anderer archivischer Einrichtungen hin, die Akten über die Wiedergutmachung an NS-Opfern und Verfolgten umfassen.
Hinzuweisen ist darauf, dass Akten aus Prozessen gegen NS-Täter auch in regionalen Archiven zu finden sind, d.h. in den Staatsarchiven der Bundesländer und kommunalen Archiven.

Audiovisuelle Unterlagen

Das Bundesarchiv verwahrt neben dem Schriftgut auch Bild- und Filmmaterial sowie Töne. Dabei handelt es sich sowohl um zeitgenössisches als auch Nachkriegsmaterial aus beiden deutschen Staaten.

Unter den Bildbeständen eigens zu erwähnen sind:

  • Bild 101 III (Propagandakompanien der Wehrmacht – Waffen-SS): u.a. Fotografien aus dem KZ Salaspils (Lettland)
  • Bild 146 (Sammlung von Repro-Negativen): u.a. Fotografien aus den KZ Auschwitz und Buchenwald
  • Bild 152 (Berlin Document Center): u.a. Fotografien aus dem KZ Dachau
  • Bild 192 (Sammlung KZ Mauthausen)
  • BILDY 1 (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands): u.a. Fotografien aus dem KZ Sachsenhausen
  • BILDY 12 (Fotoalben): u.a. Fotografien aus dem KZ Esterwegen
  • N 1126 Bild (Nachlass Heinrich Himmler): u.a. Fotografien aus dem KZ Dachau
  • N 1618 Bild (Nachlass August Wetthauer): u.a. Fotografien aus dem KZ Buchenwald.

Zahlreiche Dokumentarfilme zum Thema sind im Bundesarchiv zugänglich. Hinzugezogen werden können Beiträge der „Wochenschauen“, die ebenfalls sukzessive digitalisiert werden.

Andere Archive und Einrichtungen

Die Archive der KZ-Gedenkstätten sollten grundsätzlich in Recherchen einbezogen werden, da sie systematisch komplementäre Quellen (zumeist in Form von Kopien) aus in- und ausländischen Archiven speziell zum jeweiligen Lager, dessen Häftlingen und Personal zusammentragen. Zugleich sammeln sie originales, unikales Archivgut in Form von z.B. Erlebnisberichten ehemaliger Häftlinge und sonstiger Quellen aus Privatbesitz.

Zu den Häftlingen sowie auch generell verfügen zudem das Arolsen Archives sowie die Gedenkstätte Yad Vashem in Israel über eine umfangreiche Dokumentation.

Weiteres Archivgut kann in Deutschland in den territorial jeweils zuständigen Staatsarchiven zugänglich sein.

Bezüglich der im Ausland gelegenen KZ-Standorte wären Anfragen bei den jeweiligen Nationalarchiven sowie den Archiven der dortigen KZ-Gedenkstätten und Institutionen, die sich mit NS-Verfolgung und Besatzungsverbrechen befassen, sinnvoll. Zu Letzteren zählen z.B. das Institut für Nationales Gedenken (IPN) mit mehreren Dienststellen in Polen und das Niederländische Institut für Kriegsdokumentation (NIOD) in Amsterdam.

Auswahlinventar

Dieses Verzeichnis kann und will nicht vollständig sein. Es gibt lediglich einen Einblick in die Vielfalt der im Bundesarchiv überlieferten Archivalienbestände. Es sind mehr Konzentrationslager, als im Folgenden grob aufgelistet, in den Beständen des Bundesarchivs dokumentiert. Auch verfügt das Bundesarchiv zu jedem der unten aufgeführten Lager über weitaus mehr Archivalien, als in diesem kurzen Überblick vorgestellt werden können. Es empfiehlt sich immer eine alle Bestände übergreifende Recherchestrategie, sowohl in Bezug auf das Schriftgut als auch hinsichtlich der Filme, Bilder und Tondokumente. Lesen Sie hierzu auch unsere Übersicht über die Bestände nebst Hinweisen. Beachten Sie bei Ihren Recherchen bitte, dass das Wort „Konzentrationslager“ in den Erschließungsdaten sowohl ausgeschrieben vorkommt als auch in abgekürzter Form: als „KZ“ oder „KL“.

Themenschwerpunkte: KZ-Standorte

Weiterführende Beiträge

  • Abgebildet sind zwei Wertmarken des sogenannten 'Lagergeld', welches den Inhaftierten eines Konzentrationslagers als Währung dienen sollte. Die obere Bildhälfte wird von einer 50 Pfennig-Marke eingenommen.
    Geschichtsgalerie

    Archivgut des Bundesarchivs zu NS-Konzentrationslagern

    Das Bundesarchiv verfügt über eine umfangreiche Überlieferung zu den nationalsozialistischen Konzentrationslagern. Lesen Sie hierzu unsere Übersicht über die Bestände mit den entsprechenden Hinweisen.

  • Blick auf das Eingangstor von Auschwitz. Im Vordergrund sind Schienen zu sehen.
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    Das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz

    Das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz war das größte Gefangenenlager der Nationalsozialisten. Zeit seines Bestehens zwischen 1940 und 1945 wurden schätzungsweise rund 1,3 Millionen Menschen in den Lagerkomplex Auschwitz deportiert. Von ihnen wurden etwa 1,1 Millionen dort ermordet. Auschwitz steht heute weltweit als Symbol und Synonym für die nationalsozialistischen Gewaltverbrechen, insbesondere den massenhaften und systematischen Mord an Jüdinnen und Juden. Am 27. Januar 1945 wurde Auschwitz von der Roten Armee befreit.
     

  • Liste der männlichen Häftlinge des KZ Groß-Rosen, die in der Fabrik von Oskar Schindler eingesetzt wurden, 18. April 1945
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    Oskar Schindler (1908–1974)

    Wie viele andere Unternehmer, die darauf hofften, nach dem Überfall des nationalsozialistischen Deutschlands in Polen profitable Geschäfte zu machen, kam Oskar Schindler 1939 ins besetzte Krakau. Doch aus dem rücksichtslosen und erfolgreichen Geschäftsmann wurde ein Vorbild für Mut und Menschlichkeit. Gemeinsam mit seiner Frau Emilie rettete Oskar Schindler über 1.200 jüdischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern das Leben. Am 9. Oktober 1974 starb Schindler. Im Herbst 1999 wurde sein Nachlass auf einem Dachboden in Hildesheim entdeckt und fand den Weg zum Bundesarchiv und schließlich zur Gedenkstätte Yad Vashem in Israel.
     

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    Staatssicherheit und Auschwitz

    Selbstverständlich lebten auch in der DDR Menschen, die an den NS-Verbrechen in Konzentrationslagern, wie Auschwitz, beteiligt waren. Die Staatssicherheit verfügte mit den NS-Akten über ein Informationsmonopol und nutzte dieses für Ermittlungen gegen Verdächtige, aber auch als Druckmittel für die Anwerbung inoffizieller Mitarbeiter.