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Kriegsgefangene laufen in einem Kriegsgefangenenlager auf einem Hauptweg zwischen den Unterkünften.

Kriegsgefangenenlager Hohenfels, 1940/45, Quelle: BArch, N 1578 Bild-001-06 / Berg, Erik R.

Kriegsgefangenschaft im Zweiten Weltkrieg

Auf dieser Seite finden Sie Hinweise zur personenbezogenen sowie zur sachbezogenen Recherche in den Beständen des Bundesarchivs.

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Welche Arten von Quellen kann ich zum Thema Kriegsgefangenschaft in Archiven finden?

Generell gibt es in Archiven vor allem vier verschiedene Arten von Quellen zum Thema Kriegsgefangenschaft:

  1. Sachakten der Kriegsgefangenenorganisation
    Hier handelt es sich um Unterlagen, die in den Lagern selbst bei den Lagerverwaltungen oder bei den übergeordneten Stellen der Kriegsgefangenenorganisation entstanden. In diesen geht es um den Aufbau der Lager, Lagerverwaltung und -betrieb, Grundsätze der Lagerverwaltung und Grundsätze des Kriegsgefangenenwesens der Gewahrsamsmacht.
  2. Personenbezogene Unterlagen der Kriegsgefangenenorganisation
    Diese Unterlagen beziehen sich grundsätzlich auf einen einzelnen Kriegsgefangenen. Dies können Krankenakten, Personalakten und Entlassungspapiere sein.
  3. Selbstzeugnisse von Privatpersonen
    Diese Unterlagen stammen von ehemaligen Kriegsgefangenen, die ihre persönlichen Unterlagen aus dieser Zeit dem Archiv überlassen haben. Hierin finden sich Tagebücher, Fotos, Briefe und Ähnliches.
  4. Unterlagen von Hilfsorganisationen, Betroffenenverbänden und Forschungskommissionen
    Während und nach dem Zweiten Weltkrieg leisteten viele Hilfsorganisationen wie das Rote Kreuz auf unterschiedlichste Weise Hilfe bei der Betreuung und Versorgung sowie der Benachrichtigung von Angehörigen und Vermisstensuche für Kriegsgefangene aller Länder. Teilweise waren diese Organisationen direkt in den Lagern tätig, ihre Arbeit wurde jedoch auch nach dem Krieg in verschiedenen Bereichen weiter fortgesetzt. Einige dieser Organisationen arbeiten bis heute.

Nach dem Krieg organisierten sich in vielen Ländern ehemalige Kriegsgefangene in Verbänden und Vereinen zur gegenseitigen Unterstützung und Vertretung der Anliegen der heimgekehrten und noch in Gewahrsam befindlichen Kriegsgefangenen in Politik und Gesellschaft. In einigen Ländern wurden nach dem Ende des Krieges durch die Regierungen Historiker-Kommissionen eingerichtet, die den Auftrag erhielten, das Schicksal der eigenen Kriegsgefangenen historisch aufzuarbeiten.

All diese Organisationen erstellten zur Erfüllung ihrer Aufgaben zahlreiche Unterlagen, die bei der Forschung zum Thema Kriegsgefangenschaft wichtige Erkenntnisse liefern können. Nicht alle diese Quellen sind im Bundesarchiv zu finden. Wichtig sind in diesem Zusammenhang vor allem die einleitenden Fragen:

  • Suche ich Informationen zum deutschen Kriegsgefangenenwesen oder zu dem der deutschen Kriegsgegner?
  • Suche ich Informationen zu deutschen Soldaten in alliierter Kriegsgefangenschaft oder zu alliierten Soldaten in deutscher Kriegsgefangenschaft?

Von den Antworten auf diese Fragen hängt es zu großen Teilen ab, ob im Bundesarchiv Quellen zu Ihrem Anliegen vorhanden sind oder nicht.

Welche Quellen kann ich im Bundesarchiv finden?

Die folgende Aufstellung zeigt, welche Quellenarten im Bundesarchiv vorhanden sind und welche nicht:

Deutsche Soldaten in alliierter Kriegsgefangenenschaft Alliierte Soldaten in deutscher Kriegsgefangenenschaft

1. Sachakten (3*)

1. Sachakten (1*)
2. Personenbezogene Unterlagen (2*) 2. Personenbezogene Unterlagen (3*)
3. Selbstzeugnisse (1*) 3. Selbstzeugnisse (3*)
4. Unterlagen von Hilfsorganisationen, Verbänden ehemaliger Kriegsgefangener, Forschungskommissionen (1*) 4. Unterlagen von Hilfsorganisationen und Verbänden ehemaliger Kriegsgefangener (3*)

Im Folgenden finden Sie Informationen zu Unterlagen, die in der Abteilung Militärarchiv des Bundesarchivs verwahrt werden.

Wie vollständig sind die Quellen? Sind noch alle Unterlagen vorhanden?

Die noch vorhandenen Unterlagen der deutschen Wehrmacht sind lediglich ein Bruchteil dessen, was ursprünglich vorhanden war, sicher deutlich weniger als ein Prozent. Durch Kriegseinwirkungen und auch durch Vernichtung von Schriftgut bei Feindgefahr sind sehr viele Dokumente verloren gegangen.

Ein großer Teil der Akten zum Kriegsgefangenenwesen ist vermutlich beim britischen Luftangriff auf Potsdam am 14. April 1945, bei dem unter anderem das Heeresarchiv zerstört wurde, verloren gegangen. Es ist auch nicht auszuschließen, dass Akten beim Transport von Potsdam nach Bad Reichenhall/Berchtesgaden seitens deutscher Stellen auf Befehl von Generalmajor Walter Scherff, dem Beauftragten des Führers für die militärische Geschichtsschreibung, verbrannt wurden. Darüber hinaus kann davon ausgegangen werden, dass bei Registraturen von Kriegsgefangeneneinrichtungen, die ihre Unterlagen nicht oder noch nicht an das Heeresarchiv abgeben mussten, ebenfalls eine befehlsmäßige Vernichtung von Schriftgut erfolgte.

Durch diese Verluste sind große, nicht mehr zu schließende Lücken in der militärischen Überlieferung der Kriegsgefangeneneinrichtungen und -nachweisung entstanden, so dass die Aufarbeitung des Schicksals der Gefangenen heute zum Teil nur schwer, mitunter auch gar nicht mehr erfolgen kann und umfassende Aussagen zu einzelnen Lagern oder die Beleuchtung bestimmter Aspekte überhaupt nicht mehr möglich sind.

Ich suche Informationen über das Kriegsgefangenenwesen der deutschen Wehrmacht im Allgemeinen

Für die Leitung und Organisation des gesamten deutschen Kriegsgefangenenwesens war innerhalb der Wehrmacht der Chef des Kriegsgefangenenwesens im Oberkommando der Wehrmacht zuständig. Daneben gab es noch einige andere Stellen, die mit diesem Thema befasst waren. Die erhalten gebliebenen Unterlagen dieser Stellen finden Sie in folgenden Archivbeständen:

Ich suche Informationen zu einem bestimmten Kriegsgefangenenlager

Es geht um ein deutsches Lager

Lagertypen und Begriffe

Die Wehrmacht unterhielt verschiedene Typen von Lagern zur Internierung der Kriegsgefangenen. Deshalb existieren in den Unterlagen sehr verschiedenartige Begriffe.

Unterlagen zu einzelnen Lagern in der Abteilung Militärarchiv des Bundesarchivs

Sicherungseinheiten

Elsa Brändström-Gedächtnisarchiv

Weitere Recherchemöglichkeiten zu Kriegsgefangenenlagern außerhalb des Deutschen Reichs

Bis zur endgültigen Unterbringung in den Stammlagern durchliefen die Kriegsgefangenen mehrere Stationen bei der regulären kämpfenden Truppe der Wehrmacht, beginnend mit ihrer Gefangennahme durch Kampfeinheiten an der Front. Deshalb lassen sich verschiedene Daten auch in den Kriegstagebüchern und Tätigkeitsberichten dieser Verbände finden, obwohl Truppenverbände die Kriegsgefangenen nur vorübergehend aufnahmen und in Armeegefangenensammelstellen, Front- und Durchgangslager weiterleiteten.

Gerade in den Unterlagen der Abteilungen Ic (Feindaufklärung) und O.Qu (Oberquartiermeister) bzw. Ib (Quartiermeister) der Heeresgruppen, Armeen, Korps, Divisionen und Befehlshaber der rückwärtigen Heeresgebiete sowie Kommandanten der rückwärtigen Armeegebiete können sachdienliche Hinweise zu Kriegsgefangenenlagern, Kriegsgefangenen-Arbeitskommandos usw. zu finden sein.

In der Regel sind diese Akten jedoch nicht so erschlossen, dass darin eine Recherche nach bestimmten Kriegsgefangeneneinrichtungen möglich ist. Außerdem müssen hierfür die Namen derjenigen Truppenteile bekannt sein, die in der Region des gesuchten Kriegsgefangenenlagers operierten.

Informationen zur Recherche nach Truppenteilen des Heeres finden Sie in unserem Rechercheleitfaden „Unterlagen zum Einsatz von Truppenteilen des Heeres im Zweiten Weltkrieg“.

Unterlagen weiterer regional zuständiger Stellen der Wehrmacht, die mit dem Kriegsgefangenenwesen im jeweiligen Gebiet Berührungspunkte hatten, werden in diesen Archivbeständen verwahrt:

Es geht um ein Lager der Alliierten

Unterlagen der Lagerverwaltungen alliierter Kriegsgefangenenlager befinden sich nicht in der Abteilung Militärarchiv des Bundesarchivs, da diese Lager von den alliierten Streitkräften betrieben wurden. Diese Unterlagen befinden sich deshalb in den Archiven der ehemaligen Kriegsgegner (s. unten).

In der Abteilung Militärarchiv befinden sich dagegen Unterlagen von Hilfsorganisationen, Forschungskommissionen und von Privatpersonen, die Aufschluss über bestimmte Lager geben können.

Bitte beachten Sie, dass die Unterlagen in diesen Beständen unter Umständen nicht vollständig frei zugänglich sind, da sie personenbezogene Daten enthalten können, die gesetzlichen Schutzfristen zum Schutz von Persönlichkeitsrechten unterliegen. Bei Fragen zur Einsicht in einzelne Archivalien wenden Sie sich gerne an uns unter militaerarchiv@bundesarchiv.de.

Ich suche Informationen zu bestimmten Personen in Kriegsgefangenschaft

Die gesuchte Person war ein deutscher Soldat in alliierter Kriegsgefangenschaft

Abteilung PA (Personenbezogene Auskünfte zum Ersten und Zweiten Weltkrieg) des Bundesarchivs

Die Abteilung PA des Bundesarchivs ist die erste Anlaufstelle für personenbezogene Unterlagen zu deutschen Soldaten in westalliierter Kriegsgefangenschaft. Weitere Informationen zu einer personenbezogenen Recherche zu Wehrmachtsangehörigen im Bundesarchiv finden Sie hier.

Nachweise zu deutschen Kriegsgefangenen in sowjetischem Gewahrsam befinden sich beim DRK Suchdienst München (s. unten).

Die Archivbestände MSG 194, B 205, B 471, MSG 2

Hinweise auf einzelne Personen können grundsätzlich auch in den oben vorgestellten Archivbeständen enthalten sein, da dieses Material sehr umfangreich ist. Diese Unterlagen können in unserer Datenbank jedoch meist nicht nach Namen durchsucht werden, da diese nur in wenigen Fällen in der Erschließung erfasst wurden. Daher ist eine Recherche nach Personen hierin sehr aufwendig.

Die gesuchte Person war ein alliierter Soldat in deutscher Kriegsgefangenschaft

Das Bundesarchiv, Abteilung Militärarchiv, verwahrt die erhalten gebliebenen Sachakten der deutschen Einrichtungen des Kriegsgefangenenwesens, aber nicht die personenbezogenen Akten der Kriegsgefangenen. Gemäß der Genfer Konvention wurden personenbezogene Unterlagen von Kriegsgefangenen nach 1945 zwischen den ehemaligen Gegnern ausgetauscht, sodass die Unterlagen sich heute in den Archiven der jeweiligen Heimatländer der Kriegsgefangenen befinden.

Zudem verfügt aber auch die Abteilung Personenbezogene Auskünfte zum Ersten und Zweiten Weltkrieg (PA) des Bundesarchivs in Berlin über personenbezogene Nachweise zu ehemaligen Kriegsgefangenen in deutschem Gewahrsam (s. unten).

Falls die Kriegsgefangenen Zwangsarbeit leisten mussten oder nach dem Kriegsende als sogenannte Displaced Persons (DP) registriert wurden, können auch Hinweise bei den Arolsen Archives – International Center on Nazi Persecution vorliegen (s. unten).

Zudem können Nachweise zu Kriegsgefangenen beim Internationalen Komitee des Roten Kreuzes in Genf vorliegen (s. unten).

Die Dokumentationsstelle Dresden der Stiftung Sächsische Gedenkstätten stellt unter diesem Link eine Datenbank zur Verfügung mit Daten zu mehreren Hunderttausend sowjetischen Soldaten in deutscher Kriegsgefangenschaft.

Die italienische Associazione Nazionale Reduci dalla Prigionia, dall’Internamento, dalla Guerra di Liberazione e loro familiari (Nationale Vereinigung der Heimkehrer aus der Gefangenschaft, der Internierung, dem Befreiungskrieg und deren Angehörigen) stellt hier auf ihrer Homepage mehrere Datenbanken zu Italienischen Militärinternierten (IMI) zur Verfügung, die nach Namen durchsucht werden können.

An welche Stellen kann ich mich außerdem wenden?

Literatur und weiterführende Informationen

Wir empfehlen Ihnen auch einen Blick in die laufend aktualisierten Angaben zur einschlägigen Forschungsliteratur in den Bestandsinformationen der vorgestellten Bestände unter dem Punkt „Literatur“.

Einen Überblick über alle bekannten deutschen Kriegsgefangenenlager bietet die folgende Publikation: United States Holocaust Memorial Museum (Hg.), Encyclopedia of camps and ghettos 1933–1945, Volume 4: Camps and other detention facilities under the German armed forces, Bloomington (Ind.) 2022.

Ansprechpartner

Bundesarchiv Freiburg im Breisgau (Abteilung Militärarchiv)

Wiesentalstraße 10
79115 Freiburg

Telefon: 030 18 665-5700
E-Mail: militaerarchiv@bundesarchiv.de

Bundesarchiv, Abteilung Deutsches Reich (DR), Standort Berlin-Tegel

Am Borsigturm 130
13507 Berlin

Telefon: 030 18 7770-1158
Fax: 03018 7770-1825
E-Mail: dr-tegel@bundesarchiv.de