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Abziehende Fallschirmjäger der Luftflotte 2 neben dem Forum Romanum in Rom (Juni 1944)

Abziehende Fallschirmjäger der Luftflotte 2 neben dem Forum Romanum in Rom (Juni 1944), Quelle: BArch, Bild 101I-476-2070-09 / Fotograf: Bayer, Karl

Kriegsschauplatz Italien im Zweiten Weltkrieg

Dieser Rechercheleitfaden erklärt, wie Sie relevante Quellen im Bundesarchiv zum italienischen Kriegsschauplatz im Zweiten Weltkrieg finden.

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Einführende Informationen

Mit der Kapitulation der deutschen und italienischen Streitkräfte am 13. Mai 1943 in Tunesien war der Vormarsch der Alliierten auf Italien lediglich eine Frage der Zeit. Bereits am 9. Juli 1943 erfolgte dann im Rahmen von Operation „Husky“ die alliierte Landung auf Sizilien. Bis zum 17. August 1943 gelang es den US-amerikanischen und britischen Streitkräften, die gesamte Insel unter Kontrolle zu bringen. Noch während die Kämpfe anhielten, wurde Benito Mussolini als Duce vom Großrat des Faschismus gestürzt. An seiner Stelle trat Pietro Badoglio. Zwar führte der Sturz von Benito Mussolini nicht zum unmittelbaren Kriegsaustritt Italiens, doch wurden infolge dessen geheime Waffenstillstandsgespräche mit den Alliierten aufgenommen. Die Alliierten setzten zeitgleich ihrem Vorstoß auf das südliche italienische Festland fort. Am 8. September 1943 trat schließlich der zuvor ausgehandelte Waffenstillstand von Cassibile in Kraft. Damit zerbrach das Bündnis zwischen Italien und dem Deutschen Reich.

Auf deutscher Seite wurde umgehend der Fall „Achse“ eingeleitet. Dieser führte zur Entwaffnung der italienischen Streitkräfte, zur Beschlagnahmung großer Mengen an militärischem Gerät und Ausrüstung sowie zu der Besetzung weiter Teile Italiens. Im Rahmen der Entwaffnungen kam es seitens der deutschen Truppen zu zahlreichen Massakern an italienischen Soldaten. Diese waren im Falle der Gefangenahme keine gewöhnlichen Kriegsgefangenen, sondern wurden als Militärinternierte bezeichnet und in großen Mengen als Zwangsarbeiter in der deutschen Rüstungsindustrie eingesetzt. Darüber hinaus war es am 12. September 1943 möglich, den zuvor verhafteten Ex-Duce Benito Mussolini zu befreien und als Staatsoberhaupt der am 23. September 1943 gegründeten Italienischen Sozialrepublik, einem Marionettenstaat des Deutschen Reichs, zu installieren.

Nachdem es den Alliierten im weiteren Verlauf der Kämpfe gelang, in Salerno einen Brückenkopf zu bilden und diesen bis zum 18. September 1943 endgültig zu sichern, blieb den deutschen Truppen nichts weiteres übrig, als sich nach Norden zurück zu ziehen. Gleichzeitig mussten die beiden Mittelmeerinseln Sardinien und Korsika geräumt werden. Die darauffolgenden Kampfhandlungen auf dem Festland fanden entlang von zahlreichen Verteidigungslinien, die sich von West- nach Ostitalien erstreckten, statt. Dazu gehörten unter anderem die Bernhard-Stellung, die Gustav-Stellung sowie die Goten-Linie. Diese verlangsamten die vorherigen Vorstöße der Alliierten zunehmend. Italien, dass als Schwachstelle der Achsenmächte galt, entpuppte sich als äußerst heftig umkämpfter Kriegsschauplatz. Erst im Zuge der alliierten Frühjahresoffensive im Jahr 1945 gelang es schließlich, am 2. Mai 1945 die Kapitulation der deutlich geschwächten deutschen Truppen in Italien zu erwirken.

Bis zum Ende der Kampfhandlungen sahen sich die deutschen Truppen und die Unterstützer Benito Mussolinis einem konstanten Druck durch italienische Partisanen ausgesetzt. Das Vorgehen gegen diese resultierte nicht selten in Massakern an der italienischen Zivilbevölkerung.

Diese stark komprimiert geschilderten Ereignisse entfalten sich umfangreich in den Unterlagen der ehemaligen Wehrmacht und Waffen-SS. Sie sind aufgrund von Kriegseinwirkungen jedoch nicht vollständig. Besonders gen Ende des Zweiten Weltkriegs fanden durch die deutschen Stellen umfangreiche Vernichtungsaktionen statt. Außerdem erlitt das Heeresarchiv am 14. April 1945 im Zuge der Bombardierung Potsdams einen Volltreffer und brannte nahezu vollständig aus. Lediglich zuvor ausgelagerte Unterlagen blieben von den Flammen verschont. Nachfolgend erfahren Sie, wie Sie trotz der Überlieferungslücken relevante Quellen zum italienischen Kriegsschauplatz im Zweiten Weltkrieg finden.

Recherchestrategie

Grundsätzlich stehen Ihnen drei Rechercheansätze zur Verfügung, die miteinander kombinierbar sind. Dabei handelt es sich um die Recherche mit Lagekarten, mit dem Überblickswerk “Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS 1939 - 1945, Band 16: Stationierungen“ von Georg Tessin und der Ortsdatenbank des Deutschen Historischen Instituts (DHI) in Rom.

Ortsbezogene Recherchen im Bundesarchiv, die die Zeit des Zweiten Weltkriegs betreffen, sind meist mit hohen Aufwänden verbunden, denn die hiesigen Bestände sind allesamt nach militärischen Dienststellen und Truppenteilen abgelegt. Ein Zugriff über Orts- oder Gebietsnamen besteht in der Regel nicht. Zwar können Sie in invenio mit Schlagworten suchen, doch führt dieses Vorgehen nur zu wenigen beziehungsweise nicht selten zu überhaupt keinen Treffern. Das bedeutet jedoch nicht, dass keinerlei Überlieferung existiert.

Stattdessen besteht die Notwendigkeit, eine Vielzahl von Beständen auszuwerten – eine sehr zeitintensive Sucharbeit, deren Ergebnis angesichts der Überlieferungslage offen bleiben muss, denn von Regimentern, Bataillonen und sonstigen kleineren Einheiten sowie Dienststellen sind in der Regel nur wenige oder keine Unterlagen erhalten und selbst die Kriegstagebücher der Divisionen enden meistenteils bereits 1943.

Wenn Sie sich für die Operationen und Stationierungen von deutschen Truppenteilen in bestimmten Orten oder Gebieten Italiens interessieren, dann können Sie mit Hilfe von Lagekarten deren Namen in Erfahrung bringen. Die Lagekarten des Führerhauptquartiers sind hierfür besonders geeignet. Sie werden im Bestand OKH / Generalstab des Heeres.- Lagekarten (RH 2-KART) verwahrt.

Die Lagekarten des Führerhauptquartiers sind nach Kriegsschauplatz sowie Zeitraum geordnet und stehen mit dem Maßstab 1 : 1 000 000 zur Verfügung. Relevant sind dabei die Karten zur Lage Italien 1943/1945, zur Lage Italien und Balkan 1943/1944 und zur Lage Süd 1943. Einige der Lagekarten zum italienischen Kriegsschauplatz wurden bereits digitalisiert und können gern online von Ihnen eingesehen werden.

Im Überblickswerk “Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS 1939 - 1945, Band 16: Stationierungen“ von Georg Tessin sind Stationierungen deutscher Truppen in verschiedenen Städten Italiens nachgewiesen. Die Publikation steht als Digitalisat zusammen mit einer Anleitung zur Handhabung auf der Internetseite des Bundesarchivs zur Verfügung. Bitte beachten Sie dabei, dass in Band 16 nur Stationierungen von längerer Dauer aufgelistet sind. Kurzfristige Aufenthalte von Truppenteilen, zum Beispiel im Rahmen von Kampfhandlungen, sind nicht enthalten.

In Hinblick auf ortsbezogene Recherchen in Italien ist zudem die Ortsdatenbank des DHI in Rom sehr empfehlenswert. Mit dieser können Sie gleichsam herausfinden, welche Truppenteile in bestimmten Orten stationiert waren beziehungsweise dort operierten.

Sollten zu bestimmten Orten, insbesondere Kleinstädten oder Dörfern, keine Informationen in der Publikation von Georg Tessin und der Ortsdatenbank des DHI enthalten sein, dann empfiehlt es sich, nach nahegelegenen größeren Städten zu suchen.

Wenn Sie anhand dieser Recherchemethoden die Namen der Truppenteile in Erfahrung gebracht haben, können Sie Ihre Recherche in deren Kriegstagebüchern und sonstigen Unterlagen fortsetzen.

Falls Sie gezielt zu den von deutschen Truppen verübten Massakern forschen möchten, dann ist ein Einstieg über die Internetseite des deutsch-italienischen Projekts „Die Massaker im besetzten Italien (1943-1945) in der Erinnerung der Täter“ zielführend.

Primäre Überlieferung zum Kriegsschauplatz Italien

In Italien operierte zwischen 1943 und 1945 eine Vielzahl an deutschen Truppenteilen. Auf der höchsten militärischen Ebene lag die Verantwortlichkeit für den Kriegsschauplatz beim Oberkommando der Wehrmacht, insbesondere dem Wehrmachtführungsstab (RW 4).

Auf übergeordneter lokaler Ebene war von Juli bis November 1943 die Heeresgruppe B (RH 19-IX) für Norditalien zuständig, wohingegen Süditalien im Zuständigkeitsbereich des Oberbefehlshabers Süd  (RH 19-X) lag. Am 26. November 1943 ging die Heeresgruppe C (RH 19-X), auch als Oberbefehlshaber Südwest bezeichnet, aus dem Oberbefehlshaber Süd hervor und war bis zur Kapitulation im  Mai 1945 allein für den italienischen Kriegsschauplatz auf lokaler Ebene verantwortlich.

Der Heeresgruppe B unterstanden in Norditalien das II. SS-Panzerkorps (RS 2-2),  das LI. Gebirgs-Armeekorps (RH 24-51), das LXXXVII. Armeekorps (RH 24-87) und der Kommandierende General der Sicherungstruppen (RH 24-73).

Diesen Truppenteilen waren wiederum verschiedene Divisionen untergeordnet. Dabei handelt es sich um die Folgenden:

Der Heeresgruppe C, vormals Oberbefehlshaber Süd (RH 19-X), unterstanden im Laufe der Zeit die 10. Armee (RH 20-10), die 14. Armee (RH 20-14) sowie die Armee Ligurien (RH 20-28).

Diesen genannten Armeen waren – mit wechselnden Zuständigkeiten – die folgenden Generalkommandos, unterstellt:

Unterhalb dieser Generalkommandos befanden sich nachfolgenden Divisionen, Brigaden und Befehlshaber:

Über die folgenden Links gelangen Sie zu den Beständen der Regimenter, Bataillone und sonstigen kleineren Einheiten sowie Dienststellen des Heeres und der Waffen-SS. Derartige Truppenteile waren vor allem den Divisionen unterstellt. Wenn Sie auf das „+“ links neben dem Punkt „Weitere Einheiten“ in der Tektonik klicken, klappen die Bestände aus.

In Italien befanden sich zahlreiche Fallschirmjäger-Regimenter im Einsatz. Deren Akten befinden sich im Bestand der Verbände und Einheiten der Fallschirmtruppe der Luftwaffe (RL 33).

Auf Grund des Lokalbezugs können zudem die folgenden Bestände von Relevanz sein:

Ersatzüberlieferung zum Kriegsschauplatz Italien

Archivgut

Aufgrund der immensen Schriftgutverluste lassen sich viele Fragen zum Einsatz der Wehrmacht und Waffen-SS in Italien anhand der amtlichen Überlieferung leider nicht mehr vollumfänglich beantworten. Das Bundesarchiv stellt jedoch eine sehr umfangreiche Ersatzüberlieferung bereit.

Zunächst können in den Beständen der Historical Division der US-Army, Studiengruppe Wehrmachtführung und Heer (ZA 1) und Studiengruppe Luftwaffe (ZA 3) nützliche Unterlagen existieren. Diese umfassen Ausarbeitungen zu zahlreichen deutschen Truppenteilen und den verschiedenen Kriegsschauplätzen des Zweiten Weltkriegs.

Im Bestand MSG 2 Sachthematische und biographische Sammlung zur deutschen Militärgeschichte 1849-1945 befinden sich unter anderem private Tagebücher, Feldpostbriefe sowie Erlebnisberichte von ehemaligen Soldaten. Da der Bestand sehr umfangreich ist, empfiehlt es sich, eine Eingrenzung auf diesen in der allgemeinen Suche durchzuführen und anschließend mit Schlagworten zu operieren.

Bibliotheksgut

Im Bibliothekskatalog des Bundesarchivs können Sie nach möglicherweise vorhandenen Ausarbeitungen zu Truppenteilen suchen. Diese sind insbesondere dann sehr hilfreich, wenn kaum Akten zu den gesuchten Truppenteilen überliefert sind. Derartige Publikationen basieren zum Teil auf den Erinnerungen ehemaliger Angehöriger.

Unterlagen zum Kriegsschauplatz Italien einsehen

Allgemeines

Das Bundesarchiv verfolgt das Ziel, sämtliche Bestände der Wehrmacht und Waffen-SS zu digitalisieren und online zugänglich zu machen. Aufgrund der schieren Menge an Akten wird es jedoch noch mehrere Jahre dauern, bis das Ziel erreicht wird.

Im Falle des italienischen Kriegsschauplatzes liegen bereits die Bestände der Heeresgruppen B und C sowie der Armeeoberkommandos 10, 14 und Ligurien digital vor. Außerdem wurde eine kleinere Auswahl an Beständen der zuvor genannten Generalkommandos und Divisionen digitalisiert. Von Regimentern, Bataillonen, Abteilungen und sonstigen kleineren Einheiten sowie Dienststellen gibt es hingegen nur einzelne Digitalisate.

Nicht digitalisierte Unterlagen können Sie entweder vor Ort einsehen oder deren Digitalisierung on demand beauftragen.

Bitte beachten Sie, dass aufgrund der angesprochenen Digitalisierungsbestrebungen des Bundesarchivs einzelne Bestände temporär nicht für die Benutzung bereitstehen können. Nähere Hinweise finden Sie auf unserer Internetseite zu den temporär gesperrten Beständen.

Benutzungshinweise für die Ersatzüberlieferung zum Kriegsschauplatz Italien

Die Unterlagen in dem Bestand MSG 2 liegen im Bundesarchiv aufgrund von privatrechtlichen Vereinbarungen vor. Da es sich um eine Sammlung zahlreicher privater Abgaben handelt, ist stets eine individuelle Prüfung der Akten und deren Rechtesituation nötig. Wenn Sie Akten gefunden haben, die Sie gern einsehen möchten, dann bitten wir Sie, uns deren Archivsignaturen mitzuteilen. In der Regel ist die Benutzung von Akten aus MSG 2 nicht an besondere Benutzungsbedingungen geknüpft. Die Rechtesituation erfordert jedoch eine der Benutzung vorausgehende Prüfung.

Wir bitten Sie deshalb, für eine Einsichtnahme neben Ihrem Benutzungsantrag auch die "Besondere Verpflichtungserklärung für die Nutzung von Archivgut privater Herkunft" einzureichen. Da es sich um Unterlagen privater Herkunft handelt, ist für die Benutzung die Unterzeichnung einer solchen Erklärung erforderlich. Sie verpflichten sich damit, die schutzwürdigen Belange von Personen, die in den Unterlagen genannt werden, angemessen zu wahren und Urheberrechte zu beachten.

Besondere Verpflichtungserklärung für die Nutzung von Archivgut privater Herkunft (PDF, 589 KB, Datei ist nicht barrierefrei ⁄ barrierearm)

Weitere Quellen in anderen Archiven und Institutionen

Da den deutschen Truppenteilen auch italienische Verbände und Einheiten unterstanden, sind weitere sachdienliche Quellen beim Archivio Centrale dello Stato (ACS) in Rom zu erwarten. Ferner ist das italienische Nationalarchiv eine gute Anlaufstelle, wenn Sie Quellen einsehen möchten, die die italienische Perspektive wiedergeben.

Die Kontaktaufnahme mit dem DHI in Rom ist bei Fragen zur deutsch-italienischen Geschichte gleichsam empfehlenswert.

Weiterführende Links

  • Vormarsch einer deutschen Infanterieeinheit in Polen
    Seite

    Militärische Verbände und Einheiten bis 1945

    Eine digitalisierte Version des Nachschlagewerks „Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS 1939-1945“ von Georg Tessin.

  • Soldaten der Panzergrenadier-Division 'Feldherrnhalle' beim Appell in Nimes (Frankreich); Staffel Heeresgruppe D
    Rechercheleitfaden

    Unterlagen zum Einsatz von Truppenteilen des Heeres im Zweiten Weltkrieg

    Hier finden Sie Hinweise zur Recherche in den Beständen des Bundesarchivs zu den Unterlagen zum Einsatz von Truppenteilen des Heeres im Zweiten Weltkrieg.

  • Kundgebung am 1. Mai 1936, Ehrenkompanie der Waffen-SS neben Mai-Baum vor Altem Museum Berlin
    Rechercheleitfaden

    Unterlagen zum Einsatz der Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg

    Auf dieser Seite finden Sie Hinweise zur Recherche in den Unterlagen der Waffen-SS im Bundesarchiv.

Ansprechpartner

Bundesarchiv, Abteilung Militärarchiv

Wiesentalstraße 10
79115 Freiburg

Telefon: 030 18 665-1149
E-Mail: militaerarchiv@bundesarchiv.de