Einführende Informationen
Mit Blick auf den Zweiten Weltkrieg verbindet sich oftmals ein Interesse daran, Informationen über die Stationierung von Truppenteilen in bestimmten Orten oder Regionen zu ermitteln. Denn davon ausgehend lässt sich in Erfahrung bringen, welchen Aktivitäten die Truppenteile dort nachgingen. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Sie reichen von der Heimatforschung (z.B. Kampfhandlungen und Besatzungszeit) über die Suche nach den Aufenthalten von Soldaten und die Ermittlung von Munitionsaltlasten bis hin zur Aufklärung von NS-Kriegsverbrechen.
Unabhängig vom Zweck der Benutzung und den konkreten Orten beziehungsweise Regionen fallen die nötigen Schritte, um geeignetes Archivgut zu ermitteln, das derartige Informationen enthält, weitestgehend identisch aus. Dieser kleine Rechercheleitfaden möchte Ihnen die grundsätzliche Strategie für eine ortsbezogene Recherche im Kontext des Zweiten Weltkriegs vermitteln und Ihnen außerdem eine Übersicht über länderspezifische Bestände bieten, die Sie im Rahmen Ihrer Recherche berücksichtigen können.
Recherchestrategie
Ortsbezogene Recherchen im Bundesarchiv, die die Zeit des Zweiten Weltkriegs betreffen, sind meist mit hohen Aufwänden verbunden, denn die hiesigen Bestände sind allesamt nach militärischen Dienststellen und Truppenteilen abgelegt. Ein Zugriff über Orts- oder Gebietsnamen besteht in der Regel nicht. Zwar können Sie in invenio mit Schlagworten suchen, doch führt dieses Vorgehen nur zu wenigen beziehungsweise nicht selten zu überhaupt keinen Treffern. Das bedeutet jedoch nicht, dass keinerlei Überlieferung existiert.
Stattdessen besteht die Notwendigkeit, eine Vielzahl von Beständen auszuwerten – eine sehr zeitintensive Sucharbeit, deren Ergebnis angesichts der Überlieferungslage offen bleiben muss, denn von Regimentern, Bataillonen und sonstigen kleineren Einheiten sowie Dienststellen sind in der Regel nur wenige oder keine Unterlagen erhalten und selbst die Kriegstagebücher der Divisionen enden meistenteils bereits 1943.
Zunächst müssten Sie mit Hilfe von Lagekarten die im jeweiligen Ort oder in der jeweiligen Region stationierten deutschen Truppenteile ermitteln, um dann in einem nächsten Schritt zu prüfen, ob von diesen Truppenteilen Unterlagen erhalten sind, bevor Sie mit dem eigentlichen Aktenstudium beginnen können.
Besonders geeignete Lagekarten werden im Bestand OKH / Generalstab des Heeres.- Lagekarten (RH 2-KART) verwahrt. Die Lagekarten sind nach Kriegsschauplatz sowie Zeitraum geordnet und stehen mit verschiedenen Maßstäben zur Verfügung.
Im Überblickswerk “Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS 1939 - 1945, Band 16: Stationierungen“ von Georg Tessin sind überdies Stationierungen deutscher Truppen in verschiedenen Städten nachgewiesen. Die Publikation steht als Digitalisat zusammen mit einer Anleitung zur Handhabung auf der Internetseite des Bundesarchivs zur Verfügung. Bitte beachten Sie dabei, dass im Band 16 nur Stationierungen von längerer Dauer berücksichtigt werden. Kurzfristige Aufenthalte von Truppenteilen, zum Beispiel im Rahmen von Kampfhandlungen, sind nicht enthalten.
Wenn Sie die Namen der Truppenteile in Erfahrung gebracht haben, können Sie Ihre Recherche in deren Kriegstagebüchern und sonstigen Unterlagen fortsetzen.
Zu den Beständen der verschiedenen Kommandobehörden, Verbände und Einheiten gelangen Sie in der Tektonik von invenio über die folgenden Links:
Länder- und gebietsspezifische Überlieferung
Neben den Beständen der verschiedenen Truppenteile gibt es noch jene, die einen unmittelbaren Ortsbezug aufweisen. Diese Bestände betreffen das Deutsche Reich inklusive der annektierten Länder und Gebiete sowie sämtliche besetzten Territorien und verbündete Länder. Sie beinhalten beispielsweise Archivgut verschiedener Befehlshaber, Kommandos, Kommandanturen, Truppenübungsplätze, Rüstungsdienststellen und rückwärtiger Gebiete.
Nachfolgend finden Sie eine alphabetisch nach Ländern sortierte Übersicht der relevanten Bestände militärischer Herkunft: