Kundgebung am 1. Mai 1936, Ehrenkompanie der Waffen-SS neben Mai-Baum vor Altem Museum Berlin,
Quelle:
BArch, B 145 Bild-P022059 / Fotograf: o. Ang.
Unterlagen zum Einsatz der Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg
Auf dieser Seite finden Sie Hinweise zur Recherche in den Unterlagen der Waffen-SS im Bundesarchiv.
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Einführende Informationen
Von der ehemaligen Waffen-SS sind nur geringfügige Aktensplitter einzelner Dienststellen und Truppenteile überliefert. Diese massiven Überlieferungslücken sind auf Feindeinwirkungen im Laufe des Zweiten Weltkriegs, Unfälle sowie Vernichtungsaktionen gegen Ende des Krieges zurückzuführen.
Ein beachtlicher Teil der Akten der Waffen-SS lagerte unter anderem im Heeresarchiv in Potsdam. Ende Februar 1942 kam es dort zu einem Brand, der zahlreiche Akten beschädigte und zum Teil zerstörte. Im Jahr 1945 wurde schließlich die Stadt Potsdam bombardiert. Dabei erlitt das Heeresarchiv einen Volltreffer und brannte nahezu vollständig aus. Akten, die nicht im Vorfeld ausgelagert wurden, gerieten dadurch größtenteils in Verlust. Diejenigen Akten, die den Brand überstanden, wurden von der Roten Armee erbeutet und in verschiedene Archive der ehemaligen Sowjetunion überführt, wo sie bis heute lagern.
Die Waffen-SS verfügte außerdem über ein eigenes Kriegsarchiv in Schloss Sasmuk (Zasmuky) nahe Prag. Es gliederte sich in ein Allgemeinarchiv sowie in ein Geheimarchiv und war für die Verwahrung von Unterlagen, die die Entstehung und den Aufbau der Waffen-SS dokumentierten, sowie sämtlicher Geheimsachen und geheimen Kommandosachen der Waffen-SS zuständig. Dazu zählten laut Angaben ehemaliger Mitarbeiter unter anderem:
Aufstellungsbefehle mit Kriegsstärkenachweisen
Taktische Gliederungen der SS-Einheiten
Kriegstagebücher der kämpfenden Truppen (sowohl deutscher als auch ausländischer Freiwilligenverbände) und sonstige Kriegsakten der Divisionen
Tätigkeitsberichte aller Dienststellen, welche dem SS-Führungshauptamt unterstanden
Personalakten der Offiziere der Waffen-SS
Gegen Ende des Krieges wurde auch mit der Sammlung von Nachlässen begonnen. Hierbei konnten zunächst acht bis zehn Nachlässe von SS-Generälen zusammengetragen werden.
In Anbetracht der heranrückenden sowjetischen Verbände wurde gemäß der Aussage des ehemaligen Sachbearbeiters Joseph Hocke am 20. April 1945 seitens des SS-Führungshauptamtes der Befehl erteilt, sämtliches Archivgut mittels Eisenbahn nach Hallein bei Salzburg zu transportieren. Der Transport erreichte sein Ziel allerdings nicht, da eine Umleitung in Richtung Summerau auf Befehl des Generals des Transportwesens im Protektorat Böhmen und Mähren erfolgte. Dort angekommen, wurde das gesamte Archivgut von amerikanischen Truppen noch in den Wagons am 6. Mai 1945 beschlagnahmt. Der ehemalige Abteilungsleiter Dr. Josef Astler gibt an, dass die Unterlagen in die Hände der Amerikaner gelangt seien und anschließend nach Washington gebracht wurden. Ende der 50er/Anfang der 60er Jahre erfolgte deren Rückgabe an die Bundesrepublik. Seitdem werden die Akten im Bundesarchiv verwahrt.
Im Jahr 1957 erhielt auch die DDR einige Unterlagen der Waffen-SS, die unter anderem in das NS-Archiv des Ministeriums für Staatssicherheit gelangten. Im Zuge der Wiedervereinigung übernahm das Bundesarchiv schließlich die Unterlagen.
Der eidesstattlichen Erklärung von Georg Streichler, einem ehemaligen SS-Hauptscharführer, ist zu entnehmen, dass am 9. Mai 1945 insgesamt sieben LKW beim Dorf Gottesgab im Erzgebirge in Brand gesetzt wurden, welche mit Kriegstagebüchern der Waffen-SS beladen waren. Dabei soll es sich um Akten gehandelt haben, welche aus einem Schloss östlich von Prag bei Kolin stammten – wahrscheinlich Schloss Sasmuk. Ursprünglich sollten die Akten nach Bayern gebracht werden, doch wurde ein Durchkommen in diese Richtung als unmöglich betrachtet. Darauf entschloss sich die Mannschaft des Transports dazu, die Akten samt Fahrzeugen zu verbrennen.
Ob es sich hierbei um widersprüchliche Aussagen bezüglich des Transports und des Verbleibs der Akten des ehemaligen Kriegsarchivs der Waffen-SS handelt oder ob schlicht und ergreifend mehrere getrennte Transporte von Archivgut erfolgten, lässt sich anhand der wenigen Quellen leider nicht hinreichend beantworten.
Quellen im Bundesarchiv
Primäre Überlieferung zur Waffen-SS
Das Bundesarchiv verwahrt sowohl Personalunterlagen von Angehörigen als auch Sachakten von Truppenteilen und Dienststellen der Waffen-SS.
Personalunterlagen von Angehörigen der Waffen-SS werden von der Abteilung Personenbezogene Auskünfte (Abt. PA) und von der Abteilung Bereitstellung (Abt. BE) des Bundesarchivs in Berlin verwahrt. Angehörige der Waffen-SS unterstanden der SS- und Polizeigerichtsbarkeit. Diese Überlieferung wird ebenfalls von der Abteilung BE verwahrt. Sofern Sie sich für personenbezogene Unterlagen interessieren, ist eine schriftliche Anfrage bei diesen beiden Abteilungen zielführend.
Die Sachakten der Truppenteile und Dienststellen der Waffen-SS befinden sich hingegen bei der Abteilung Militärarchiv (Abt. MA) des Bundesarchivs in Freiburg. Oft wird gefragt, ob man in den Sachakten der Truppenteile, z.B. in den amtlichen Kriegstagebüchern, Hinweise zu den Aufgaben und dem Schicksal von einzelnen Soldaten finden kann. Das ist aber normalerweise nicht der Fall. Diese Sachakten enthalten Informationen zu Organisation, Dienstbetrieb und Einsatz eines Truppenteils bzw. einer Dienststelle. Aber einzelne Soldaten werden darin nicht genannt. Nur bei Offizieren kann es vorkommen, dass diese in den Akten namentlich erwähnt werden.
Über diesen Linkgelangen Sie in invenio, der Suchmaschine des Bundesarchivs, zu den einschlägigen Beständen der Waffen-SS. Wenn Sie auf das „+“ links neben dem Punkt „Weitere Einheiten“ in der Tektonik klicken, klappen die Bestände aus.
Dadurch, dass die Verwaltung der Waffen-SS und der allgemeinen SS eng verwoben waren, befinden sich insbesondere Akten zu Aufstellung, Organisation, Versorgung und Ausstattung der Waffen-SS bei der Abteilung BE.
Außerdem enthalten die Akten der Wehrmacht, insbesondere die des Heeres, Informationen zum Einsatz der Waffen-SS, da sowohl das Heer als auch die Waffen-SS auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen unmittelbar zusammenarbeiteten. Die Truppenteile der Waffen-SS unterstanden meist den Generalkommandos, den Armeeoberkommandos und den Heeresgruppen des Heeres. Um die Namen dieser vorgesetzten Truppenteile in Erfahrung zu bringen, können Sie auf das Überblickswerk “Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS 1939 – 1945“ von Georg Tessin und die Organisationskartei des Allgemeinen Heeresamts zugreifen. Beide Hilfsmittel stehen auf der folgenden Internetseite des Bundesarchivs digital zur Verfügung.
Ersatzüberlieferung zur Waffen-SS
Archivgut
Aufgrund der immensen Schriftgutverluste lassen sich viele Fragen zum Einsatz der Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg anhand der amtlichen Überlieferung leider nicht adäquat beantworten. Das Bundesarchiv stellt jedoch über eine sehr umfangreiche Ersatzüberlieferung bereit.
Von besonderer Relevanz ist der Nachlass von Wolfgang Vopersal (N 756). Er umfasst in erster Linie die Sammlung der Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Angehörigen der ehemaligen Waffen-SS (HIAG), die von Wolfgang Vopersal, dem Dokumentar des Verbandes, aufgebaut und verwaltet wurde. Der Bestand beinhaltet Unterlagen zu Einrichtung, Organisation, Struktur und zum Kriegseinsatz der einzelnen Truppenteile der Waffen-SS. Im Bestand der HIAG (B 438) selbst können ebenfalls nützliche Ausarbeitungen vorliegen.
Im Bestand MSG 2 Sachthematische und biographische Sammlung zur deutschen Militärgeschichte 1849-1945befinden sich unter anderem private Tagebücher, Feldpostbriefe sowie Erlebnisberichte von ehemaligen Soldaten der Waffen-SS. Da der Bestand sehr umfangreich ist, empfiehlt es sich, eine Eingrenzung auf diesen in der allgemeinen Suche durchzuführen und anschließend mit Schlagworten zu operieren.
Im Bibliothekskatalog des Bundesarchivs können Sie nach publizierten Ausarbeitungen zu Truppenteilen der Waffen-SS suchen. Diese sind insbesondere dann sehr hilfreich, wenn kaum Akten zu den gesuchten Truppenteilen überliefert sind. Derartige Publikationen basieren zum Teil auf den Erinnerungen ehemaliger Angehöriger.
Unterlagen zum Einsatz der Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg einsehen
Allgemeines
Die Bestände der Spitzenbehörden, Befehlshaber, nachgerodneten Einrichtungen und sämtlicher Kommandobehörden, Verbände sowie Einheiten der Waffen-SS sind digital nutzbar. Zudem können Sie den Nachlassbestand N 756 online einsehen. Ferner verfolgt das Bundesarchiv das Ziel, die weitere Ersatzüberlieferung zur Waffen-SS zu digitalisieren und online zugänglich zu machen.
Bitte beachten Sie, dass aufgrund der angesprochenen Digitalisierungsbestrebungen des Bundesarchivs einzelne Bestände temporär nicht für die Benutzung bereitstehen können. Nähere Hinweise finden Sie auf unserer Internetseite zu den temporär gesperrten Beständen.
Benutzungshinweise für die Ersatzüberlieferung zur Waffen-SS
Die Unterlagen der Bestände MSG 223, B 434, B 436 und B 438 liegen im Bundesarchiv aufgrund von privatrechtlichen Vereinbarungen vor. Besondere Benutzungsbedingungen bestehen nicht. Die Benutzung der Unterlagen unterliegt keinen anderen Bedingungen als der Beachtung der Persönlichkeitsrechte Betroffener und Dritter. Zu diesen zählen insbesondere auch die aus dem Urheberrecht erwachsenden Nutzungs- und Verwertungsrechte.
Wenn Sie diese Bestände einsehen möchten bitten wir Sie, neben Ihrem Benutzungsantrag auch die "Besondere Verpflichtungserklärung für die Nutzung von Archivgut privater Herkunft" einzureichen. Da es sich bei MSG 223, B 434, B 436 und B 438 um Unterlagen privater Herkunft handelt, ist für die Benutzung die Unterzeichnung einer solchen Erklärung erforderlich. Sie verpflichten sich damit, die schutzwürdigen Belange von Personen, die in den Unterlagen genannt werden, angemessen zu wahren und Urheberrechte zu beachten.
Außerdem enthalten die Bestände MSG 223, B 434, B 436 und B 438 Unterlagen, die noch Schutzfristen nach dem Bundesarchivgesetz unterliegen. Für die Einsichtnahme ist aber eine Schutzfristverkürzung möglich. Sie müssen dafür einen Antrag auf Schutzfristverkürzung stellen.
Beim Bestand MSG 2 ist, da es sich um eine Sammlung zahlreicher privater Abgaben handelt, stets eine individuelle Prüfung der Akten und deren Rechtesituation nötig. Wenn Sie Akten gefunden haben, die Sie gern einsehen möchten, dann bitten wir Sie, uns deren Archivsignaturen mitzuteilen. In der Regel ist die Benutzung von Akten aus MSG 2 nicht an besondere Benutzungsbedingungen geknüpft und die Unterzeichnung einer besonderen Verpflichtungserklärung genügt. Die Rechtesituation erfordert jedoch eine der Benutzung vorausgehende Prüfung. Hierfür bitten wir um Ihr Verständnis.
Weitere Quellen in anderen Archiven
Weitere Unterlagen der ehemaligen Waffen-SS werden im Militärischen Zentralarchiv des Verteidigungsministeriums der Tschechischen Republik in Prag aufbewahrt. Dessen Mitarbeitende verfügen über Deutschkenntnisse und es gibt Findmittel in deutscher Sprache.
Was finde ich wo? Welche Anträge muss ich ausfüllen? Und an wen wende ich mich mit meiner Rechercheanfrage? Auf dieser Seite finden Sie alle wichtigen Informationen für die Recherche von personenbezogenen Unterlagen militärischer Herkunft im Bundesarchiv bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs.