Einführende Informationen
Die Überlieferung der Truppenteile des Heeres zeichnet sich durch umfassende Lücken aus. Oftmals sind von Regimentern, Bataillonen, Abteilungen und sonstigen kleineren Einheiten sowie Dienststellen nur noch Aktenfragmente oder überhaupt keine Unterlagen überliefert. Lediglich in seltenen Fällen ist bei derartigen Truppenteilen mit umfangreichem Quellenmaterial zu rechnen. Die Kriegstagebücher der Divisionen brechen zum überwiegenden Teil schon im Jahr 1943 ab. Aufzeichnungen von den letzten Kriegswochen sind allenfalls noch auf zentraler militärischer Ebene zu finden. Diese massiven Überlieferungslücken sind auf Feindeinwirkungen im Laufe des Zweiten Weltkriegs, Unfälle sowie Vernichtungsaktionen gen Ende des Krieges zurückzuführen.
Das Heeresarchiv Potsdam übernahm laufend die Kriegstagebücher samt Anlagenbände aller Truppenteile des Heeres. Ende Februar 1942 kam es dort zu einem Brand, der zahlreiche Akten beschädigte und zum Teil zerstörte. Mit Zunahme der Bombardements deutscher Städte durch die Westalliierten wurde 1943 mit der Auslagerung von Archivgut begonnen. Dieser Prozess erfolgte jedoch nur schleppend. Als schließlich am 14. April 1945 Potsdam bombardiert wurde, erlitt das Heeresarchiv einen Volltreffer und brannte nahezu vollständig aus. Akten, die nicht im Vorfeld ausgelagert wurden, gerieten dadurch größtenteils in Verlust. Davon waren insbesondere die Akten der Regimenter, Bataillone, Abteilungen und sonstigen kleineren Einheiten sowie Dienststellen betroffen. Diejenigen Akten, die den Brand überstanden, wurden von der Roten Armee erbeutet und in verschiedene Archive der ehemaligen Sowjetunion überführt, wo sie bis heute lagern.
Kurz vor der Einschließung Berlins war es noch möglich, in zwei Transporten von je vier bis sechs Eisenbahnwaggons die Kriegstagebücher samt Anlagenbände der Heeresgruppen, Armeen, Armeekorps und Divisionen, die zuvor ausgelagert wurden, nach Blankenburg im Harz zu verbringen. Dieses Archivgut beschlagnahmten schließlich die Westalliierten. Ende der 50er/Anfang der 60er Jahre erfolgte die Rückgabe des Archivguts an die Bundesrepublik. Seitdem wird es im Bundesarchiv verwahrt.
Quellen im Bundesarchiv
Primäre Überlieferung zu Truppenteilen des Heeres
Das Bundesarchiv verwahrt sowohl Personalunterlagen von Angehörigen als auch Sachakten von Truppenteilen des Heeres.
Bei den Personalunterlagen ist zwischen den Dienstgraden der Soldaten zu unterscheiden. Die Personalunterlagen der Offiziere werden von der Abteilung Militärarchiv (Abt. MA) des Bundesarchivs in Freiburg verwahrt, wohingegen sich die Personalunterlagen der Unteroffiziere und Mannschaftsangehörigen bei der Abteilung Personenbezogene Auskünfte (Abt. PA) des Bundesarchivs in Berlin befinden.
Die Archivierung der Sachakten der Truppenteile des Heeres erfolgt in der Abteilung Militärarchiv (Abt. MA). Oft wird gefragt, ob man in den Sachakten der Truppenteile, z.B. in den amtlichen Kriegstagebüchern, Hinweise zu den Aufgaben und dem Schicksal von einzelnen Soldaten finden kann. Das ist aber normalerweise nicht der Fall. Diese Sachakten enthalten Informationen zu Organisation, Dienstbetrieb und Einsatz eines Truppenteils bzw. einer Dienststelle. Aber einzelne Soldaten werden darin nicht genannt. Nur bei Offizieren kann es vorkommen, dass diese in den Akten namentlich erwähnt werden.
Über diesen Link gelangen Sie in invenio, der Suchmaschine des Bundesarchivs, zu den Beständen der verschiedenen Waffengattungen des Heeres. Wenn Sie auf das „+“ links neben dem Punkt „Weitere Einheiten“ in der Tektonik klicken, klappen die Bestände aus.
Oft können Hinweise zu kleineren Einheiten, wie Regimentern, Bataillonen, Abteilungen, Kompanien etc., in den Kriegstagebüchern und sonstigen Unterlagen der vorgesetzten Truppenteile bzw. Dienststellen (z.B. Heeresgruppen, Armeen, Armeekorps und Divisionen) enthalten sein. Um deren Namen in Erfahrung zu bringen, können Sie auf das Überblickswerk “Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS 1939 – 1945“ von Georg Tessin und die Organisationskartei des Allgemeinen Heeresamtes über die folgende Internetseite des Bundesarchivs zugreifen. Beide Hilfsmittel stehen digital zur Verfügung.
Nachdem Sie die jeweils vorgesetzten Truppenteile bzw. Dienststellen ermittelt haben, können Sie Ihre Recherche fortsetzen. Dabei gilt zu beachten, dass Truppenteile des Heeres auch Truppenteilen der Waffen-SS und der Bodentruppen der Luftwaffen unterstehen konnten. Zu den Beständen der verschiedenen Kommandobehörden, Verbände und Einheiten gelangen Sie in der Tektonik von invenio über die folgenden Links:
Ersatzüberlieferung zu Truppenteilen des Heeres
Archivgut
Aufgrund der immensen Schriftgutverluste lassen sich viele Fragen zum Einsatz der Truppenteile des Heeres im Zweiten Weltkrieg anhand der amtlichen Überlieferung leider nicht adäquat beantworten. Das Bundesarchiv stellt jedoch über eine sehr umfangreiche Ersatzüberlieferung bereit.
Zunächst könnten in dem Bestand der Historical Division der US-Army, Studiengruppe Wehrmachtführung und Heer (ZA 1), nützliche Unterlagen existieren. Dieser umfasst Ausarbeitungen zu zahlreichen deutschen Truppenteilen, wie beispielsweise Divisionen des Heeres.
Im Bestand MSG 2 Sachthematische und biographische Sammlung zur deutschen Militärgeschichte 1849-1945 befinden sich unter anderem private Tagebücher, Feldpostbriefe sowie Erlebnisberichte von ehemaligen Soldaten des Heeres. Da der Bestand sehr umfangreich ist, empfiehlt es sich, eine Eingrenzung auf diesen in der allgemeinen Suche durchzuführen und anschließend mit Schlagworten zu operieren.
Daneben existieren im Bundesarchiv weitere eigenständige militärgeschichtliche Sammlungen. Deren Findbücher können Sie über den folgenden Link aufrufen.
Zahlreiche Angehörige der Truppenteile des Heeres organisierten sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Truppenkameradschaften beziehungsweise Traditionsverbänden. Das Bundesarchiv verwahrt mehrere dazu gehörende Bestände. Deren Findbücher erreichen Sie über diesen Link.
Sowohl die militärgeschichtlichen Sammlungen als auch die Bestände der Truppenkameradschaften beziehungsweise Traditionsverbände können Ausarbeitungen zum Kriegseinsatz enthalten.
Bibliotheksgut
Im Bibliothekskatalog des Bundesarchivs können Sie nach möglicherweise vorhandenen Ausarbeitungen zu Truppenteilen suchen. Diese sind insbesondere dann sehr hilfreich, wenn kaum Akten zu den gesuchten Truppenteilen überliefert sind. Derartige Publikationen basieren zum Teil auf den Erinnerungen ehemaliger Angehöriger.
Unterlagen zum Einsatz von Truppenteilen des Heeres im Zweiten Weltkrieg einsehen
Allgemeines
Das Bundesarchiv verfolgt das Ziel, sämtliche Bestände der Truppenteile des Heeres zu digitalisieren und online zugänglich zu machen. Aufgrund der schieren Menge an Akten wird es jedoch noch mehrere Jahre dauern, bis das Ziel erreicht wird. Bisher wurden vor allem die Akten der Spitzenbehörden und der Heeresgruppen digitalisiert. Im Falle der Armeen, Armeekorps, Divisionen, Wehrkreiskommandos und territorialen Befehlshaber sowie Kommandanturen liegt eine thematische Auswahl an digitalisierten Beständen vor. Von Regimentern, Bataillonen, Abteilungen und sonstigen kleineren Einheiten sowie Dienststellen gibt es hingegen nur einzelne Digitalisate.
Nicht digitalisierte Unterlagen können Sie entweder vor Ort einsehen oder deren Digitalisierung on demand beauftragen.
Bitte beachten Sie, dass aufgrund der angesprochenen Digitalisierungsbestrebungen des Bundesarchivs einzelne Bestände der Truppenteile des Heeres temporär nicht für die Benutzung bereitstehen können. Nähere Hinweise finden Sie auf unserer Seite zu den temporär gesperrten Beständen.
Benutzungshinweise für die Ersatzüberlieferung zu Truppenteilen des Heeres
Die Unterlagen der eigenständigen militärgeschichtlichen Sammlungen und der Bestände der Truppenkameradschaften beziehungsweise Traditionsverbände liegen im Bundesarchiv aufgrund von privatrechtlichen Vereinbarungen vor. Besondere Benutzungsbedingungen bestehen nicht. Die Benutzung der Unterlagen unterliegt keinen anderen Bedingungen als der Beachtung der Persönlichkeitsrechte Betroffener und Dritter. Zu diesen zählen insbesondere auch die aus dem Urheberrecht erwachsenden Nutzungs- und Verwertungsrechte.
Wenn Sie diese Bestände einsehen möchten bitten wir Sie, neben Ihrem Benutzungsantrag auch die "Besondere Verpflichtungserklärung für die Nutzung von Archivgut privater Herkunft" einzureichen. Da es sich bei den genannten Beständen um Unterlagen privater Herkunft handelt, ist für die Benutzung die Unterzeichnung einer solchen Erklärung erforderlich. Sie verpflichten sich damit, die schutzwürdigen Belange von Personen, die in den Unterlagen genannt werden, angemessen zu wahren und Urheberrechte zu beachten.
Besondere Verpflichtungserklärung für die Nutzung von Archivgut privater Herkunft (PDF, 589 KB, Datei ist nicht barrierefrei ⁄ barrierearm)
Außerdem enthalten diese Bestände Unterlagen, die noch Schutzfristen nach dem Bundesarchivgesetz unterliegen. Für die Einsichtnahme ist aber eine Schutzfristverkürzung möglich. Sie müssen dafür einen Antrag auf Schutzfristverkürzung stellen.
Antrag auf Schutzfristverkürzung (PDF, 35 KB, Datei ist nicht barrierefrei ⁄ barrierearm)
Beim Bestand MSG 2 ist, da es sich um eine Sammlung zahlreicher privater Abgaben handelt, stets eine individuelle Prüfung der Akten und deren Rechtesituation nötig. Wenn Sie Akten gefunden haben, die Sie gern einsehen möchten, dann bitten wir Sie, uns deren Archivsignaturen mitzuteilen. In der Regel ist die Benutzung von Akten aus MSG 2 nicht an besondere Benutzungsbedingungen geknüpft und die Unterzeichnung einer besonderen Verpflichtungserklärung genügt. Die Rechtesituation erfordert jedoch eine der Benutzung vorausgehende Prüfung. Hierfür bitten wir um Ihr Verständnis.