Mehr als 70 Regalkilometer Akten zu Soldaten der Wehrmacht sind in Berlin an einem neuen Ort untergebracht worden. Vier Jahre nach der Übernahme der Unterlagen der Wehrmachtauskunftstelle (WASt) ins Bundesarchiv werden diese personenbezogenen Papiere zum Ersten und Zweiten Weltkrieg jetzt in Berlin-Tegel Am Borsigturm aufbewahrt und dort gut geschützt. Die Unterlagen geben Auskunft über die Schicksale deutscher Soldaten aus beiden Weltkriegen. Zum Schriftgut der dafür zuständigen Abteilung Personenbezogene Auskünfte erreichen das Bundesarchiv jährlich zehntausende Anfragen.
Der Umzug der großen Menge von rund 74 Regalkilometern war notwendig geworden, um die zum Teil mehr als 100 Jahre alten, viel benutzten Akten und Karteien in eine archivgerechte Lagerung zu bringen. Insgesamt verfügt das Bundesarchiv über 540 Kilometer Schriftgut an 23 Standorten. Die Wehrmachts-Unterlagen waren nach einer wechselvollen Geschichte der Aufbewahrung in Berlin, Thüringen und Hessen mehr als 70 Jahre lang in einer ehemaligen Waffen- und Munitionsfabrik in Berlin-Reinickendorf untergebracht. In den vergangenen Jahren gab es noch enormen Zuwachs aus dem Krankenbuchlager Berlin, zuletzt aufbewahrt beim Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) Berlin. Das Bundesarchiv sorgt nun dafür, dass die Informationen nicht nur aktuell, sondern auch weit in die Zukunft verfügbar bleiben. Dafür ist eine archivgerechte Lagerung nötig.
Nach einem einjährigen Umzugsprojekt erhalten die Unterlagen eine vor Licht, Druck, Schmutz und Staub schützende Verpackung in einem modernen Gebäude Am Borsigturm 130. Dort können sie gemäß archivischen Standards liegend, in speziellen platzsparenden Regalanlagen und unter deutlich verbesserten klimatischen Bedingungen aufbewahrt werden. In Zukunft sollen immer mehr Auskünfte auch digital möglich sein, um die Originale zu schützen. Dazu werden zentrale Bestände wie Erkennungsmarkenverzeichnisse und Verlustunterlagen digitalisiert.
Wie andere Archive dieser Größenordnung weltweit entwickelt auch das Bundesarchiv Bestandserhaltungskonzepte für große Mengen von Papierunterlagen, die permanent genutzt werden: Durch das Scannen in Massenverfahren werden die Informationen schnell digital zugänglich, ohne dass die Originale weiter abgenutzt werden. Daher ist die Digitalisierung als Schutzmaßnahme ein wichtiger Baustein zum Erhalt der Originale. Auch für einen Notfall sind die Informationen auf diese Weise gesichert. Pro Jahr digitalisiert das Bundesarchiv etwa 20 Millionen Seiten.
Weitere Hintergrundinformationen:
Mehr zum Standort in Berlin-Tegel
Mehr zur Nutzung der Unterlagen
Information zur internationalen Bestandserhaltungskonferenz des Bundesarchivs im Juni 2023