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Ruinen des Krankenhauses Hamburg-Barmbeck, im Vordergrund stehen drei Ärzte und eine Krankenpflegerin im Gespräch

Ruinen des Krankenhauses in Hamburg-Barmbek, Quelle: BArch, Bild 146-2009-0144 / o. Ang.

Kampflose Übergabe Hamburgs an die britische Armee

Mit der Hilfe von Unterhändlern konnten die für Hamburg zuständigen NS-Befehlshaber mit den Briten eine kampflose Übergabe der Stadt aushandeln. Generalmajor Alwin Wolz unterschrieb am 3. Mai 1945 die Kapitulationsbedingungen.
 

  • Übergabe Hamburgs an die 7. englische Panzerdivision am 3.5.1945.- Bericht von Generalmajor Wolz, 10. Juni 1945

Historischer Hintergrund

Ende April 1945 war Hamburg bereits schwer vom Bombenkrieg gezeichnet: Zehntausende Todesopfer und ein Großteil zerstörter Wohnungen hatten allein die Luftangriffe im Sommer 1943 zur Folge. Britische Streitkräfte hatten am 15. April das Konzentrationslager Bergen-Belsen befreit, kurz darauf Lüneburg und Bremen eingenommen und standen nun vor der südlichen Stadtgrenze Hamburgs. Trotz der ausweglosen militärischen Lage befahl Reichskanzler Adolf Hitler, die Hansestadt bis zum Ende zu verteidigen.

Der Generaldirektor der Harburger Phoenix-Werke, Albert Schäfer, sorgte sich um die Verwundeten, die in einem provisorischen Lazarett in seiner Gummiwarenfabrik untergebracht waren. Zuletzt war die Fabrik wegen ihrer Nähe zum Harburger Bahnhof wiederholt unter Beschuss durch die britische Artillerie geraten. Schäfer, der Völkerrechtler Otto von Laun und der Divisionsarzt Hermann Burchard verhandelten daraufhin mit Genehmigung von Kampfkommandant Alwin Wolz am 29. April 1945 mit den Briten über eine humanitäre Feuerpause für die Phoenix-Werke. Der britische Captain Thomas Martin Lindsay willigte ein, das Lazarett nicht mehr zu beschießen.

Darüber hinaus überbrachte Albert Schäfer – als einziger Zivilist der drei Unterhändler – die Aufforderung der Briten zur kampflosen Kapitulation. Als Bedingungen forderten diese, dass sich die Kampftruppen zurückziehen und keine Beweise der NS-Verbrechen vernichtet werden. Tatsächlich hatten die Nazis schon seit Wochen damit begonnen, ihre Spuren zu verwischen und auch Wolz berichtete, dass „die Geheimakten usw. schon fast alle verbrannt waren“.

Die Nachricht von Hitlers Tod am 30. April 1945 und die nun drohende Ablösung von Wolz beschleunigten die Vorbereitungen zur Kapitulation Hamburgs. Da die Alliierten inzwischen auch Lübeck und Wismar eingenommen hatten, willigte am 2. Mai 1945 auch Hitlers Nachfolger Großadmiral Karl Dönitz in die Übergabe der Stadt ein. Am Morgen des 3. Mai 1945 unterschrieb Wolz im britischen Hauptquartier bei Lüneburg die Kapitulationsurkunde und ab 16 Uhr marschierten die Besatzungstruppen in die Innenstadt. Am Eingang des Rathauses übergab Wolz um 18:25 Uhr Hamburg an den britischen Brigadegeneral Douglas Spurling. Die Stadt entging damit ihrer weiteren Zerstörung.

Das Dokument

Generalmajor Alwin Wolz – zuvor der Luftwaffe unterstellt – war seit dem 2. April 1945 als Kampfkommandant Hamburgs oberster militärischer Befehlshaber. In dem vorliegenden nach Kriegsende entstandenen Bericht vom 10. Juni 1945 schildert Wolz rückblickend seine Sicht auf die Vorbereitungen zur kampflosen Übergabe Hamburgs. Die nicht zweifelsfrei belegbaren Aussagen darin müssen daher kritisch betrachtet werden. Dazu gehört auch seine Erklärung, er sei sich mit Gauleiter Karl Kaufmann früh einig gewesen, die Stadt gegebenenfalls kampflos zu übergeben – „auch gegen Befehl der oberen Führung“.

  • Blick auf die Ruine der Münchener Herzog-Max-Burg auf der linken und auf die Frauenkirche auf der rechten Seite
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