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Tag/Uhrzeit/Ort und Art der Unterkunft; Darstellung der Ereignisse (Dabei wichtig: Beurteilung der Lage [Feind- und eigene], Eingangs- und Abgangszeiten von Meldungen und Befehlen) 5.6.44; Am 1., 2. und. 3.6.44 ist durch die Nast innerhalb der "Messages personelles" der französischen Sendungen des britischen Rundfunks folgende Meldung abgehört worden: "Les sanglots longs des violons de l

Einträge im Kriegstagebuch des Oberkommandos der 15. Armee zum 5. Juni 1944, Quelle: BArch, RH 20-15/89

Landung der Alliierten in der Normandie („D-Day“)

Das Bundesarchiv zeigt eines der deutschen Schlüsseldokumente zum „D-Day“ – der alliierten Landung in der Normandie und damit des Beginns der Befreiung Europas vom NS-Regime.

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  • Einträge im Kriegstagebuch des Oberkommandos der 15. Armee zum 5. Juni 1944

Ausgangslage

Die erste Hälfte des Jahres 1944 zeigte scheinbar eine starke deutsche Position. Das Deutsche Reich hielt nach wie vor einen großen Teil Europas besetzt oder in enger politischer Abhängigkeit, die Wehrmacht war zahlenmäßig so stark wie nie zuvor, und ungehemmt wurden die verbrecherischen Ziele der nationalsozialistischen Führung umgesetzt.

Erst der zweite Blick offenbart die grundsätzliche Schwäche. Die Wehrmacht war zwar zahlenmäßig stark – aber in Ausrüstung und Bewaffnung war sie nicht mehr vergleichbar mit dem Stand von 1939/40. Von einem weiteren Vormarsch der Roten Armee wurde selbst auf deutscher Seite ausgegangen, Nordafrika war bereits verloren, in Italien waren starke alliierte Verbände gelandet, der italienische Verbündete selbst hatte kapituliert. Und an der Atlantikküste wurde allgemein für das Frühjahr 1944 eine alliierte Invasion erwartet. Entsprechende Vorbereitungen der Alliierten waren auf deutscher Seite nicht unbemerkt geblieben.

Die deutsche Führung war entschlossen, die „Festung Europa“ an ihren Außengrenzen zu verteidigen. Der „Atlantikwall“ wurde in der Propaganda als unüberwindliches Hindernis dargestellt. Allgemein wurde auf deutscher Seite, sowohl bei Hitler selbst als auch bei der Wehrmachtsführung, die Landung mit größter Wahrscheinlichkeit am Kanal, im Bereich seiner engsten Stelle oder zumindest in der Nähe eines großen Hafens vermutet. Aber auch eine Landung in der Normandie wurde phasenweise für möglich gehalten.

Indizien für das Bevorstehen einer Invasion

Dass die Invasion bevorstand, wurde durch die deutsche Funkaufklärung festgestellt. Am 1., 2. und 3. Juni 1944 gab die BBC den ersten Teil einer Strophe eines Gedichtes von Paul Verlaine durch: „Les sanglots longs des violons de l’automne“. Auch auf deutscher Seite wusste man, dass es sich dabei um eine Nachricht an den französischen Widerstand handelte. Es war auch bekannt, dass ab dem Zeitpunkt, an dem der zweite Teil durchgegeben würde, innerhalb von 48 Stunden die Invasion stattfinden würde.

Am 5. Juni 1944 um 21:15 Uhr war es soweit: Die BBC gab den zweiten Teil durch – „Blessent mon coeur d’une Langueur monotone“.

Nur ein Ablenkungsmanöver?

Die Nachricht wurde an die Führungsstäbe weitergegeben, aber auch an die vermutlich durch die Landung direkt betroffenen Verbände. Allerdings wurde von einer Landung am Pas-de-Calais ausgegangen. Lange nach Beginn der Landung am frühen Morgen des 6. Juni 1944 ging die deutsche Führung immer noch davon aus, dass es sich in der Normandie um ein Ablenkungsmanöver handeln würde und der eigentliche Angriff erst noch folgen würde. Tatsächlich landeten die Alliierten in der Bucht zwischen Cherbourg und Le Havre mit gewaltigem Personal- und Materialeinsatz. Zuvor waren bereits Luftlandetruppen mit Lastenseglern und per Fallschirm im Hinterland gelandet.

Die deutschen Truppen an der Küste waren zwar grundsätzlich in Alarmbereitschaft, wurden jedoch vor Beginn der alliierten Landung durch starkes Feuer der alliierten Schiffsartillerie belegt. Wo danach noch möglich, leisteten die an der Küste stationierten deutschen Truppen erheblichen Widerstand. Zu spät wurden der deutschen Führung jedoch Umfang und Festsetzen der alliierten Landung bewusst. Und zu spät entschloss sich die deutsche Führung, bisher andernorts in Warteposition gehaltene gepanzerte Verbände zur Bekämpfung der Invasion in der Normandie in Marsch zu setzen.

Die weitere Entwicklung

Am Abend des 6. Juni 1944 hatten sich die Alliierten mit etwa 155.000 Mann in ihren fünf Landezonen „Sword“, „Juno“, „Gold“, „Omaha“ und „Utah“ festgesetzt. Der Sturm auf die „Festung Europa“ hatte begonnen.

Es folgten erbitterte Kämpfe und ein langsames Vordringen der Alliierten nach Frankreich hinein. Am 25. August 1944 wurde schließlich Paris befreit. Das nächste große Ziel war der Übergang über den Rhein und das Vordringen nach Deutschland selbst.

Die hier gezeigte Seite stammt aus dem Kriegstagebuch des Oberkommandos der 15. Armee und dokumentiert den Empfang des zweiten Teils des Verlaine-Gedichtes sowie die korrekte Interpretation dieser Nachricht: „Mit Invasionsbeginn ab 6.6. 00.00 Uhr innerhalb 48 Stunden zu rechnen“.

Thomas Menzel

  • Blick über den entbaumten Tiergarten auf den zerstörten Reichstag. Im Vordergrund steht eine zerstörte Flak 36/37.
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    Vom „D-Day“ bis zur bedingungslosen Kapitulation – Das letzte Kriegsjahr 1944/45

    Mit der Landung der Alliierten in Frankreich am 6. Juni 1944 begann die letzte Phase des Zweiten Weltkriegs. In den folgenden elf Monaten entschied die Anti-Hitler-Koalition den Krieg gegen Deutschland für sich. Das Bundesarchiv präsentiert zum 80. Jahrestag des Kriegsendes Archivalien zu wichtigen Ereignissen im letzten Kriegsjahr 1944/45.