
Empfang von Großadmiral Karl Dönitz durch Adolf Hitler im „Führerbunker“, 1945, Quelle: BArch, Bild 183-V00538-3 / o. Ang.
Politisches Testament Adolf Hitlers
29. April 1945
Am 30. April 1945 beging Adolf Hitler gemeinsam mit seiner Frau Eva im „Führerbunker“ Selbstmord. In seinem politischen Testament ernannte er seine Nachfolger und verkündete die Zusammensetzung des zukünftigen Regierungskabinetts.
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Historischer Hintergrund
Ende April 1945 erreichte die Schlacht um Berlin ihren Höhepunkt. Die Rote Armee war von allen Seiten in die seit dem 25. April 1945 eingeschlossene Stadt eingerückt. Nach heftigen Straßen- und Häuserkämpfen stand sie im Zentrum des NS-Staates: dem Regierungsviertel. Am 30. April 1945 startete sie ihren Angriff auf das symbolträchtige Reichstagsgebäude. Adolf Hitler befand sich zu diesem Zeitpunkt nur wenige Hundert Meter von der Frontlinie entfernt, im „Führerbunker“ unter dem Garten der Neuen Reichskanzlei.
Im Angesicht der drohenden Niederlage und seiner eigenen Festnahme verfasste Hitler in der Nacht vom 28. auf den 29. April 1945 sein politisches und privates Testament. Bereits eine Woche zuvor hatte er seinen Suizid angekündigt, sollte die Rote Armee nicht aus Berlin zurückgedrängt werden. Am 30. April beging er gemeinsam mit seiner Frau Eva, die er am Tag zuvor geheiratet hatte, Selbstmord.
Die Testamente sind als Kopien im Bestand NS 10 (Persönliche Adjutantur des Führers und Reichskanzlers) des Bundesarchivs überliefert.

Das Dokument

Hitlers politisches Testament besteht aus zwei Teilen. Im ersten (S. 1–6 in der Galerie) weist er die Verantwortung für den Zweiten Weltkrieg von sich und begründet den Kriegsausbruch mit antisemitischen Motiven. Diese ziehen sich durch das gesamte Dokument: Am Ende des zehnseitigen Testaments fordert Hitler seine Nachfolger sowie die deutsche Bevölkerung dazu auf, die Nürnberger Rassengesetze einzuhalten und weiter „unbarmherzigen Widerstand gegen […] das internationale Judentum“ zu leisten.
Mit dem Eingeständnis, die Rote Armee könne nicht mehr aufgehalten werden, verkündet Hitler schließlich seinen Entschluss zum Selbstmord, um der Gefangenschaft zu entgehen. Seine Gefolgschaft aber fordert er auf, weiterzukämpfen.
Im zweiten Teil seines Testaments (S. 7–10) verkündet Hitler die Absetzung und den Parteiausschluss von Reichsmarschall Hermann Göring und Reichsführer-SS Heinrich Himmler. Er wirft ihnen vor, ohne seine Zustimmung Friedensverhandlungen mit den Alliierten geführt und versucht zu haben, die Macht im Staat zu übernehmen.
Anschließend ernennt Hitler seine Nachfolger in den – nun wieder voneinander getrennten – Ämtern des Reichspräsidenten (Karl Dönitz) und Reichskanzlers (Joseph Goebbels) sowie die Mitglieder des zukünftigen Regierungskabinetts. Goebbels und seinen persönlichen Sekretär Martin Bormann fordert er auf, Berlin zu verlassen. Sie sollten nach Hitlers Tod ihre Ämter als Reichskanzler und Parteiminister wahrnehmen können.
Als Zeugen unterschrieben Bormann, Goebbels und die beiden Wehrmachtsgeneräle Hans Krebs und Wilhelm Burgdorf das Testament. Alle vier töteten sich am 1. bzw. 2. Mai 1945 ebenfalls selbst.
In einem auf 5:30 Uhr – anderthalb Stunden nach Unterzeichnung des Testaments – datierten Nachtrag (S. 11–12) widersetzt sich Goebbels Hitlers Befehl, Berlin zu verlassen. Er bringt seinen Entschluss zum Ausdruck, mit seiner Familie in der Stadt zu bleiben und wenn nötig an Hitlers Seite zu sterben.
Großadmiral Dönitz erfuhr am 30. April 1945 per Funkspruch von der Nachfolgeregelung. Am Tag darauf verkündete er über den Reichssender Hamburg Hitlers Tod und seinen Amtsantritt als Reichspräsident. Dönitz‘ geschäftsführende Reichsregierung existierte bis zur Verhaftung ihrer Mitglieder in Flensburg am 23. Mai 1945.
Verbleib der Originaltestamente
Die drei originalen Exemplare von Hitlers privatem und politischem Testament gelangten nach Kriegsende in den Besitz der Alliierten. Die Briten bzw. Amerikaner fanden sie im Winter 1945/46 bei Hitlers Heeresadjutanten Willy Johannmeier, Bormanns Adjutanten Wilhelm Zander und dem Mitarbeiter in Goebbels Propagandaministerium Heinz Lorenz.
Alle drei hatten Ende April im „Führerbunker“ den Auftrag erhalten, die Dokumente aus Berlin zu schaffen. Ihr Bestimmungsort: Karl Dönitz in Holstein bzw. Ferdinand Schoerner in Böhmen, den Hitler zu seinem Nachfolger als Oberbefehlshaber des Heeres ernannt hatte.
Die von den Amerikanern bei Zander gefundenen Exemplare der Testamente, ein handschriftlicher Brief Bormanns an Dönitz sowie die Heiratsurkunde Hitlers und Brauns befinden sich heute in den National Archives in Washington. Teile des politischen Testaments sind außerdem im Imperial War Museum in London ausgestellt.
Literaturhinweis
- Bradsher, Greg: Hitler’s Final Words. His Political Testament, Personal Will, and Marriage Certificate: From the Bunker in Berlin to the National Archives, in: Prologue (2015), S. 16–25.