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Zetrümmerter Saal mit eingestürzter Decke

Aufräumarbeiten im großen Saal des Bürgerbräukellers nach dem Attentat auf Adolf Hitler am 8. November 1939, Quelle: BArch, Bild 146-1971-004-88 / o. Ang.

Attentat auf Hitler am 8. November 1939 – Vernehmungsprotokoll des Georg Elser

Georg Elser versuchte am 8. November 1939, Reichskanzler Adolf Hitler mit einer selbstgebauten Bombe zu töten. Der Anschlag scheiterte knapp. Seine Alleintäterschaft sorgte noch in der Nachkriegszeit für Spekulationen. Elsers Vernehmungsprotokoll aus dem Bestand des Bundesarchivs belegt, dass er das Attentat unabhängig plante und durchführte.

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Am Abend des 8. November 1939 explodierte im Münchner Bürgerbräukeller gegen 21:20 Uhr eine Bombe. Der Saal, in dem kurz zuvor Adolf Hitler eine Rede anlässlich des Jahrestages des Putschversuches von 1923 gehalten hatte, war in Trümmern. Acht Menschen, darunter eine Kellnerin, wurden getötet, 63 weitere verletzt. Hitler und sein Gefolge, denen der Anschlag gegolten hatte, hatten zu diesem Zeitpunkt – entgegen ursprünglicher Planung – den Bürgerbräukeller bereits verlassen.

Der Schreiner Georg Elser hatte allein und in monatelanger Tüftelarbeit einen zeitgeschalteten Sprengsatz in die Säule hinter dem Rednerpult eingebaut. In über 30 Nächten arbeitete er versteckt im Saal des Bürgerbräukellers.

Die Trümmerstätte nach den ersten Aufräumarbeiten am 9.11.
Die Trümmerstätte nach den ersten Aufräumarbeiten am 9. November 1939Quelle: BArch, Bild 183-E12329 / Wagner

Politische Überzeugungen

Georg Elser wurde am 4. Januar 1903 im württembergischen Hermaringen geboren. Er wuchs in einer Bauernfamilie mit fünf jüngeren Geschwistern auf und schloss eine Schreinerlehre als Jahrgangsbester ab. Als überzeugter Gegner des Nationalsozialismus verweigerte er den Hitlergruß und entfernte sich, wenn Hitler-Reden im Rundfunk übertragen wurden.

Unter dem Eindruck der Sudetenkrise und des Münchner Abkommens im Herbst 1938 kam Elser zu der Erkenntnis, dass Hitler einen Eroberungskrieg plante. Diesen Krieg wollte er verhindern und fasste den Entschluss, die NS-Führungsspitze zu beseitigen.

„Durch meine Überlegungen kam ich zu der Überzeugung, dass durch die Beseitigung dieser 3 Männer andere Männer an die Regierung kommen, die an das Ausland keine untragbaren Forderungen stellen, "die kein fremdes Lande einbeziehen wollen" und die für eine Besserung der sozialen Verhältnisse der Arbeiterschaft Sorge tragen werden.“

Aussage Georg Elsers laut Vernehmungsprotokoll der Gestapo
BArch, R 3001/23100, S. 106-107

Festnahme und Verhör durch die Gestapo

Georg Elser versuchte am 8. November, von Konstanz aus in die Schweiz zu fliehen. Doch noch vor der Explosion seiner Bombe in München griff ihn gegen 20:45 Uhr ein Zollbeamter auf, der ihn für einen Fahnenflüchtigen hielt und der Grenzpolizei übergab. Bei sich trug er eine Ansichtskarte des Bürgerbräukellers, ein Abzeichen des Roten Frontkämpferbundes, Aufzeichnungen über die Herstellung von Munition und Teile eines Zeitzünders.

Unter Folter gestand Elser vor der Sonderkommission in München seine Tat. Anschließend wurde er nach Berlin gebracht, wo die Geheime Staatspolizei (Gestapo) ihn in ihrer Zentrale in der Prinz-Albrecht-Straße vom 19. bis zum 23. November 1939 täglich vernahm. Sie suchte nach möglichen Hintermännern, in deren Auftrag Elser gehandelt haben sollte.

Nach den Verhören wurde Georg Elser in das Konzentrationslager (KZ) Sachsenhausen gebracht und Anfang 1945 in das KZ Dachau verlegt. Am 9. April 1945 wurde er dort ermordet – am gleichen Tag wie andere Widerstandskämpfer, u. a. Dietrich Bonhoeffer und Hans von Dohnanyi. Hitler hatte geplant, Elser nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in einem Schauprozess vorzuführen.

Gerüchte zum Attentat und ein unerwarteter Quellenfund

Die NS-Propaganda, Georg Elser hätte Hintermänner aus dem britischen Geheimdienst gehabt, wirkte auch weit nach 1945. Ebenfalls gab es Gerüchte, die Nationalsozialisten selbst hätten den Anschlag inszeniert und Elser sei SS-Unterscharführer gewesen. Elsers Familie wehrte sich gegen die Vorwürfe.

1964 entdeckte der Historiker Lothar Gruchmann zufällig das Vernehmungsprotokoll Elsers in den Akten des ehemaligen Reichsjustizministeriums. Bis heute ist dieses Dokument die wichtigste Quelle zum Leben Georg Elsers und zum Attentat am 8. November 1939. Elser geht hieraus eindeutig als alleiniger Täter hervor. Weiterhin werden seine ethischen Motive für das Attentat deutlich. Das Original der Abschrift liegt im Bundesarchiv als Akte R 3001/23100. Heute gilt Georg Elser als einer der entschiedensten Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.

Weitere Informationen

  • Die Trümmerstätte nach den ersten Aufräumarbeiten am 9.11.
    Rechercheleitfaden

    Johann Georg Elser und das Attentat im Bürgerbräukeller in München am 8. November 1939

    Das Bundesarchiv verwahrt mit den Protokollen der polizeilichen Verhöre von Georg Elser die zentrale Quelle zum Attentat im Münchner Bürgerbräukeller. Darüber hinaus macht es weitere Archivalien zugänglich, welche die Ereignisse und ihre Nachwirkungen dokumentieren.