Die Schulferien in der DDR waren einheitlich vorgegeben. Nach der Ausgabe der Zeugnisse für das vergangene Schuljahr begannen Anfang Juli die „großen Ferien“, die bis Ende August andauerten.
Doch wie verbrachten die Mädchen und Jungen die schulfreie Zeit in der DDR? Größtenteils wurde die Feriengestaltung staatlich organisiert und gelenkt – sie war Teil der „sozialistischen Erziehungsarbeit“ von Partei und Staat. Die SED, die FDJ, die Pionierorganisation „Ernst Thälmann“ und der FDGB ermöglichten den Kindern und Jugendlichen eine vielfältige und abwechslungsreiche Feriengestaltung in Ferienlagern und -einrichtungen.
Auch private Urlaubsreisen innerhalb der DDR oder in „Länder der sozialistischen Staatengemeinschaft“ waren eine willkommene Abwechslung in der achtwöchigen Ferienzeit.
Möglichkeiten der Feriengestaltung in der DDR
Kinderferienlager, Betriebsferienlager
Größere Betriebe, staatliche Einrichtungen, Genossenschaften und staatliche Organisationen hatten für die Kinder ihrer Werks- oder Betriebsangehörigen ein eigenes Ferienlager. Hier gab es rund um die Uhr viele Spiel-, Beschäftigungs- und Sportangebote, wie Baden, Wanderungen, Discos, Sportwettkämpfe, Neptunfeste, Lagerfeuerabend u. v. m.
Zentrale Pionierlager
Diese waren eine spezielle Form der Ferienlager. Die Feriengestaltung der Schülerinnen und Schüler sowie Lehrlinge war hier in erster Linie fester Bestandteil der sozialistischen Erziehung und Bildung der Jugend. Die Teilnahme an einem Pionierlager war für Pionierinnen und Pioniere bzw. FDJlerinnen und FDJler in der Regel eine Auszeichnung für ihre geleistete gute schulische oder gesellschaftliche Arbeit.
Internationale Jugend- oder Freundschaftslager, Jugenderholungszentren
Eine spezielle Form der Pionierlager. Häufig begegneten sich hier Jugendliche aus der DDR und dem nicht sozialistischen Ausland, wie der Bundesrepublik, Dänemark, Luxemburg u. a.
Lager für Erholung und Arbeit
Diese Form der Feriengestaltung wurde ab der 8. Klassenstufe angeboten. Die „Lagerteilnehmerinnen“ und „Lagerteilnehmer“ konnten zwischen vier und sechs Stunden an fünf Tagen in der Woche in einem Betrieb arbeiten, wobei die Tätigkeiten sogar entlohnt wurden. Den Rest des Tages sowie die zur Verfügung stehenden zwei freien Tage in der Woche konnten sie mit individuellen Freizeitaktivitäten selbst gestalten. Die Unterbringung erfolgte meistens in Lehrlingswohnheimen.
Individuelle Reisen mit den Eltern auf staatlichen Camping- und Zeltplätzen
Camping war nicht nur Urlaub, sondern oft auch Abenteuer im Zelt oder im (oft selbstgebauten) Wohnwagen. Insgesamt etwa 30 Prozent aller DDR-Bürgerinnen und -Bürger machten Campingurlaub in Deutschland, Ungarn oder Bulgarien.
Reisen über „Jugendtourist“
„Jugendtourist“ war das Reisebüro der DDR-Jugendorganisation FDJ, welches preiswerte und recht einfache Unterkünfte in Jugendtouristenhotels und Jugendherbergen im In- und sozialistischen Ausland für Jugendliche unter 28 Jahren vermittelte.
Ab den 1980er Jahren wurden über Jugendtourist auch organisierte Reisen in das nicht sozialistische Ausland organisiert, z. B. nach Westdeutschland, Frankreich, Österreich, Malta und Algerien.
Private Urlaubsreisen mit dem eigenen Auto oder der Bahn
Urlaubsreisen mit den Eltern in private Unterkünfte im In- und (sozialistischen) Ausland waren eher selten. Beliebtes Ziel einer privat organisierten Reise auf den Campingplatz oder in ein preiswertes Hotel war der Balaton in Ungarn.
Unterbringung der Familie in Ferien- und Erholungsheimen
Ein Urlaub im Ferienheim war sehr beliebt, weil er preiswert und im Ausland kaum möglich war. Viele Betriebe besaßen eigene Ferienobjekte, wie Ferienhotels oder Bungalowsiedlungen, vorzugsweise an der Ostsee, im Thüringer Wald, im Erzgebirge und an der mecklenburgischen Seenplatte. Für die Kinder organisierte die Heimleitung regelmäßig Spiel-, Sport- und Beschäftigungsmöglichkeiten. Ein großer Teil aller Ferienunterkünfte wurde staatlich über den FDGB-Feriendienst vermittelt.
Ferienspiele
Die Ferienspiele waren eine staatlich organisierte Betreuung der Kinder während der Ferien, die in den Schulen oder Schulhorten stattfand. Zahlreiche Aktivitäten, wie Wandertage, Badeausflüge, Sportfeste, Lesezirkel, Bastelnachmittage u. v. m., sollten den Kindern eine schöne Ferienzeit ermöglichen. Wenn die zumeist berufstätigen Eltern ihren eigenen Urlaub aufgebraucht und für ihre Kinder keine andere ganztägige Betreuungsmöglichkeit gefunden hatten, konnten sie die Ferienspiele in Anspruch nehmen.
Reisen auf Urlauberschiffen
Reisen auf den Urlauberschiffen MS „Völkerfreundschaft“, MS „Fritz Heckert“ oder MS „Arkona“ wurden bei Jugendlichen als Auszeichnungsreisen vergeben.
Reisen mit sogenannten „Freundschaftszügen“
Diese Reisen gingen überwiegend in das sozialistische Ausland, vorzugsweise in die Sowjetunion. Gelegentlich wurden „Freundschaftszüge“ auch in die Bundesrepublik organisiert. Wer mit einem „Freundschaftszug“ reisen durfte, entschied der Betrieb, das Jugendreisebüro oder die FDJ-Organisation.