Hintergrundinformationen
Max Skladanowsky gilt, nicht ganz unumstritten, als deutscher Erfinder des Films. Ihm gelang mit seinem „Wintergartenprogramm“ am 1. November 1895 im Berliner Varieté Wintergarten vor zahlendem Publikum die erste öffentliche Filmvorführung in Europa. Mit dieser Galerie möchte das Bundesarchiv an den Wegbereiter des deutschen Films erinnern und seinen schriftlichen und fotografischen Nachlass sowie das neue Online-Findbuch zum Bestand vorstellen.
Max Richard Skladanowsky wurde am 30. April 1863 in Berlin als viertes Kind von Carl Theodor und Luise Auguste Ernestine Skladanowsky geboren. Nach der Schule begann er 1877 seine Ausbildung zum Fotografen und Glasmaler im fotografischen Atelier Werner in der Alten Schönhauser Straße 24 und beim Glasmaler und Lithografen Dehn in der Schönhauser Allee 48 in Berlin. Es folgte 1879 die erste Anstellung in der Abteilung für Nebelbilder und Nebelbildapparate in der Theaterapparatefabrik von Willy Hagedorn in Berlin. Im 1879 gegründeten Familienunternehmen mit Vater Carl und seinem jüngeren Bruder Emil war der Tüftler Max für die Technik zuständig. Er stellte mechanisch bewegte Nebelbilder her, die er zusammen mit seinem Vater in Berlin und auf Tourneen durch Deutschland und Europa vorstellte. Die erste Nebelbildvorführung fand am 18. November 1879 im großen Saal der Berliner Flora, dem späteren Apollo-Theater in der Friedrichstraße 218, statt.
Nach dem Rückzug des Vaters aus dem Familienunternehmen führten es die Brüder Max und Emil weiter und entwickelten neue Attraktionen, z. B. ein elektrisch-mechanisch-pyrotechnisches Wasserschauspiel-Theater. Mit der Qualität der gemalten Nebelbilder unzufrieden, experimentierte Max Skladanowsky mit fotografischen Bildsequenzen. Seinem großen Ziel, Bilder in Bewegung zu versetzten, kam er 1894 näher, als er mit seiner selbstgebauten Kamera „Kurbelkiste I“ und einem neuen Rollfilm von Kodak seinen Bruder Emil aufnimmt. Die Bilder wurden auf Papierstreifen kopiert und einzeln hintereinander gelegt. Beim Durchblättern kam, wie nach dem Prinzip des Daumenkinos, Bewegung in die Aufnahmen.
Ein Jahr später gelang Max Skladanowsky dann die Projektion von bewegten Bildern mit seinem ersten Projektionsapparat, genannt „Bioscop“. Am 1. November 1895 fand die erste öffentliche Vorführung im Berliner Varieté Wintergarten statt. Das etwa 15-minütige Programm, bestehend aus acht kurzen Filmstreifen, wurde vom Publikum begeistert aufgenommen. In den Jahren 1896/97 gaben die Brüder Skladanowsky zahlreiche Gastspiele in Deutschland und dem benachbarten Ausland. Sie ergänzten ihr Programm um neu aufgenommene „komische Szenen“ und Stadtszenen aus Berlin. Nach der letzten Vorstellung am 31. März 1897 in Stettin begann Max Skladanowsky sich verstärkt dem Vertrieb von Abblätterbüchern und dreidimensionalen Bildern zu widmen. Max Skladanowsky ließ sich seine Erfindung, das „Bioscop“, 1895 patentieren.
In den Folgejahren gründete Max Skladanowsky wechselnde Firmen und versuchte auf verschiedenen Wegen vom rasanten Aufstieg der Kinematografie zu profitieren. Ihm war wenig Erfolg beschieden. Auch seine Lustspiele „Eine Fliegenjagd oder die Rache der Frau Schulz“ und „Die moderne Jungfrau von Orleans“ wurden wenig beachtet. Emil Skladanowsky trennte sich 1897 von seinem Bruder Max und zog mit der Wandeldekoration und dem Wasserschauspiel-Theater weiter. Er und Max Skladanowsky gerieten in geschäftliche Auseinandersetzungen, die die Urheberrechtskammer Berlin erst 1930 zugunsten von Max Skladanowsky entschied.
Von der Filmwelt fast vergessen starb Max Skladanowsky am 30. November 1939 in Berlin. Er fand auf dem Pankower Friedhof seine letzte Ruhestätte Eine Ehrentafel der Stadt Berlin befindet sich an seinem Wohnhaus in der Waldowstraße 28 in Berlin-Niederschönhausen. Unweit von dort wurde 1951 die Wrangelstraße in Skladanowskystraße umbenannt. Nach dem Tod von Max Skladanowsky führte sein Sohn Erich die Firma „Projektion für Alle“ (später: Lichtbilder- und Filmverlag „Projektion für Alle“) bis zu seiner Einberufung während des 2. Weltkriegs weiter.
Quellen
Nachlass Max Skladanowsky. Bestand N 1435.- Findbücher des Bundesarchivs, Bd. 49, bearbeitet von Undine Völschow, Koblenz 1995
Egbert Koppe: Das Wintergartenprogramm der Gebrüder Skladanowsky Brandes, Harald, u. Evelyn Hampicke: Das Wintergartenprogramm der Gebrüder Skladanowsky : über eine ungewöhnliche Rekonstruktion und Restaurierung zum 100. In: Mitteilungen aus dem Bundesarchiv, Heft 3, 1995