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Abgeordnetenausweis von Robert Havemann für die 2. Wahlperiode der Volkskammer, Quelle: BArch, DA 1/4539

Robert Havemann (1910–1982)

Der Naturwissenschaftler, Erfinder, Widerstandskämpfer gegen den Faschismus und DDR-Funktionär gehörte seit den 1960er Jahren zu den bekanntesten Dissidenten der DDR.

  • Biografische Angaben von 1929 bis 1958 (Seite 1)

  • Biografische Angaben von 1929 bis 1958 (Seite 2)

  • Todesurteil des Volksgerichtshofes gegen Robert Havemann u. a. vom 16. Dezember 1943 (Seite 1)

  • Todesurteil des Volksgerichtshofes gegen Robert Havemann u. a. vom 16. Dezember 1943 (Seite 2)

  • Verleihung der „Medaille für Kämpfer gegen den Faschismus 1933 bis 1945“ am 3. September 1958

  • Fragebogen für die Aufnahme in die SED (Seite 1)

  • Fragebogen für die Aufnahme in die SED (Seite 8)

  • Gutachten des Amtes für Literatur und Verlagswesen zum Sammelwerk „Weltall, Erde, Mensch“, Verlag Neues Leben, 1953

  • Robert Havemann besucht die Pionierrepublik am Werbellinsee, ca. 1950/1951

  • Abgeordnetenausweis von Robert Havemann für die 2. Wahlperiode der Volkskammer

  • Diskussion von Thesen

  • Vorschlag zur Entsendung einer Abordnung zu Professor Albert Schweitzer anlässlich seines 85. Geburtstages, 1959

  • Jahresbericht 1959 des Physikalisch-Chemischen Instituts der Humboldt-Universität (Robert Havemann), 1960

  • Naturwissenschaftliche Aspekte philosophischer Probleme – Vorlesungen von Prof. Dr. R. Havemann, 1964

  • Schreiben an Robert Havemann mit der Ankündigung seiner fristlosen Entlassung aus dem Hochschulbetrieb vom 12. März 1964
    (Abschrift)

  • Publikation „Dialektik ohne Dogma“ (Seite 1)

  • Publikation „Dialektik ohne Dogma“ (Seite 2)

  • Artikel „Ja, ich hatte Unrecht“

  • Bekundung für Robert Havemann (Seite 1)

  • Bekundung für Robert Havemann (Seite 2)

  • Thesen zum 30. Jahrestag der DDR (Seite 1)

  • Thesen zum 30. Jahrestag der DDR (Seite 2)

  • Thesen zum 30. Jahrestag der DDR (Seite 3)

  • Offener Brief an den Vorsitzenden des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR, Leonid Breshnew, September 1981 (Seite 1)

  • Offener Brief an den Vorsitzenden des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR, Leonid Breshnew, September 1981 (Seite 2)

  • Antrag auf Kassation der Entscheidung des Kreisgerichts Fürstenwalde vom 26. November 1976, 1990

  • Porträt Robert Havemann (ca. 1945/46)

Robert Havemann, geboren am 11. März 1910 in München, promovierte nach seinem Chemiestudium 1935 an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin und wurde 1943 habilitiert. Er forschte von 1933 bis 1943 an verschiedenen wissenschaftlichen Einrichtungen. 1943 verhaftete die Gestapo Havemann und andere Mitglieder der Widerstandsgruppe „Europäische Union“, 1944 verurteilte der Volksgerichtshof ihn zum Tode. Am 27. April 1945 befreite die Rote Armee ihn aus dem Zuchthaus Brandenburg.

Nach dem Krieg wohnte Robert Havemann in West-Berlin und arbeitete dort als Direktor am Berliner Institut der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. Nach Protesten gegen die amerikanische Atombombenpolitik im Jahr 1950 kündigte ihm der Magistrat von West-Berlin. Daraufhin siedelte er in die DDR über. Hier wirkte er als ordentlicher Professor und Direktor des Physikalisch-Chemischen Instituts, zeitweilig als Prorektor für Studentenangelegenheiten der Humboldt-Universität in Berlin und als Leiter der Arbeitsstelle für Photochemie der Deutschen Akademie der Wissenschaften, deren korrespondierendes Mitglied er 1961 wurde.

Politisch engagierte sich Havemann in der DDR als Mitglied des Hauptausschusses der Opfer des Faschismus, im Deutschen Friedenskomitee und im Kulturbund der DDR. 1951 trat er in die SED ein. Für seine berufliche und politische Tätigkeit erhielt er 1955 den Vaterländischen Verdienstorden und 1959 den Nationalpreis der DDR.

Ab 1956 setzte sich Robert Havemann zunehmend kritisch mit der Politik der SED-Führung auseinander und trat mit seiner Meinung auch öffentlich auf. Seine im Wintersemester 1963/1964 gehaltenen Vorlesungen „Naturwissenschaftliche Aspekte philosophischer Probleme“ führten im März 1964 zum Ausschluss aus der SED und zur fristlosen Entlassung als Hochschullehrer. 1966 wurde er aus der Mitgliederliste der Deutschen Akademie der Wissenschaften gestrichen. Wegen seiner Schriften, in denen seine politischen Ansichten, wie zum Beispiel seine Haltung zum „Prager Frühling“ oder sein Protest gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns, zum Ausdruck kamen, konnte Havemann nur noch in der Bundesrepublik Deutschland veröffentlichen.

Trotz Isolierung setzte er sich für die illegale Friedensbewegung in der DDR ein. Er verfasste u. a. mit Rainer Eppelmann 1982 den sogenannten Berliner Appell „Frieden schaffen ohne Waffen“.

Seit 1964 bis zu seinem Tod am 9. April 1982 lebte Havemann achtzehn Jahre in Grünheide/Altbuchhorst unter Beobachtung der Sicherheitsorgane der DDR. Er wurde von 1976 bis 1979 unter Hausarrest gestellt und 1979 wurde ein Verfahren wegen Devisenvergehens gegen ihn geführt. Im November 1989 erfolgten die Aufhebung der Streichung seiner Mitgliedschaft durch die Akademie der Wissenschaften der DDR und die Rehabilitierung durch die Zentrale Parteikontrollkommission der SED.

Der israelische Staat verlieh Robert Havemann in Anerkennung seiner Widerstandstätigkeit gegen das Naziregime 2006 den Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“.

Text: Sylvia Gräfe, Kerstin Weller
Fotos: Dr. Peter Vier

Aktenbestände mit Vorgängen und Dokumenten von und über Robert Havemann im Bundesarchiv – Auswahl

  • DA 1 – Volkskammer der DDR
  • DC 20 – Ministerrat der DDR
  • DF 4 – Ministerium für Wissenschaft und Technik
  • DO 4 – Staatssekretär für Kirchenfragen
  • DP 3 – Generalstaatsanwalt der DDR
  • DR 1 – Ministerium für Kultur
  • DR 3 – Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen
  • DX 3 – Biografische Presseausschnittsammlung SBZ/DDR
  • DY 24 – Freie Deutsche Jugend (FDJ)
  • DY 27 – Kulturbund der DDR
  • DY 30 – Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED)
  • DY 34 – Bundesvorstand des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB)
  • DY 53 – Gewerkschaft Wissenschaft
  • DY 55 – Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
  • DY 79 – Gewerkschaftshochschule
  • DZ 9 – Friedensrat der DDR
  • R 3018 – Nationalsozialistische Justiz
  • SGY 18 – Geschichte der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP)

Die Bestände sind im Recherchesystem invenio verfügbar.

Publikationen über Robert Havemann in der Bibliothek des Bundesarchivs – Biografische Auswahl

  • Theuer, Werner / Polzin, Arno / Florath, Bernd: Aktenlandschaft Havemann: Nachlass und Archivbestände zu Robert Havemann in der Robert-Havemann-Gesellschaft und bei der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, 01.01.2008 [Signatur: F FA 365 09 C 102].
  • Florath, Bernd: Das lange Jahr 1956: Die Wandlungen des Robert Havemann, in: Engelmann, Roger u. a.: Kommunismus in der Krise, Göttingen 2008 (Analysen und Dokumente / Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, Bd. 32) [Signatur: 08 B 102].
  • Florath, Bernd / Theuer, Werner: Robert Havemann: Biographie, Lebensdaten, Dokumente, Berlin, 2007 [Signatur: 07 A 2314].

Mehr zum Thema

  • Portraitfoto von Robert Havemann, 15. Volkskammersitzung 1960
    Themenbeitrag

    Robert Havemann – Vom IM zum Staatsfeind

    Mit dem 12. März 1964 erklärte die SED eines ihrer prominentesten und angesehensten Mitglieder zur persona non grata. Havemann war Kommunist seit 1932 und Abgeordneter der Volkskammer der DDR in ihren ersten drei Wahlperioden. Im Jahr 1956 verpflichtete er sich offiziell zur Zusammenarbeit mit dem MfS.