
Gebäude des Volk und Wissen Verlages, Quelle: BArch, DR 200/1930
Volk und Wissen Verlag
Die Geschichtsgalerie zeigt ausgewählte Highlights des Bestandes DR 200.
Hintergrundinformationen
Im Rahmen eines mehrjährigen Erschließungsprojektes haben Auszubildende des Bundesarchivs im Beruf „Fachangestellte/r für Medien- und Informationsdienste“ die Akten des Volk und Wissen Verlages (Bestand DR 200) bearbeitet.
Die Akten des im Oktober 1945 gegründeten Verlages Volk und Wissen mit einem Umfang von 687 laufenden Metern wurden 1991 in einem völlig ungeordneten Zustand an das Bundesarchiv übergeben. Sie befanden sich in Aktenpaketen bzw. Aktenbündeln und waren lediglich mit Zugangsnummern versehen. Im damaligen Verlagsarchiv hatte keine archivische Bearbeitung stattgefunden. Wegen des schlechten Ordnungszustandes waren ein Zugang zu den Akten und damit eine Benutzung zunächst nicht möglich.
Bewertung
Unter Anwendung des Schriftgutbewertungsverzeichnisses zum Volk und Wissen Verlag von 1985 wurden zunächst eine Bewertungskonzeption erstellt und die Akten auf ihre Archivwürdigkeit geprüft. Inhaltliche Bewertungskriterien waren vor allem der Informationswert der Akten, ihre Entstehungszeit im Verlag und mögliche Fragestellungen der Forschung. Auf der Grundlage dieser Konzeption erfolgte die Grobbewertung (Listenbewertung) und Feinbewertung des Bestandes mit ca. 23.400 Aktenpaketen. Dabei wurde das nach formalen und inhaltlichen Bewertungskriterien erkennbare kassable Schriftgut von ca. 331 laufenden Metern aus dem Bestand herausgelöst.
Erschließung
Die Verlagsakten wurden beginnend von der Leitungsspitze nach folgenden Strukturteilen geordnet, verzeichnet und technisch bearbeitet:
- Hauptdirektor
- Stellvertreter des Hauptdirektors
- Pädagogischer Direktor
- Ökonomischer Direktor
- Produktionsdirektor
In Anlehnung an die Verlagsstruktur erfolgten die Klassifikation des Bestandes und die Eingabe der Akten in die Datenbank BASYS 2-S.
Nach der vollständigen Bearbeitung weist der Bestand einen Umfang von 352 laufenden Metern auf. Insgesamt wurden 10.477 Akten und 146 Fotomappen erschlossen.
Benutzung
Der Bestand DR 200 ist jetzt in allen Teilen online recherchierbar. Detaillierte Ausführungen über die Verlagsstruktur, die Organisation und Arbeitsweise des Verlages sowie zur Quellenlage sind in der Vorbemerkung zum Findbuch Teil 1 Hauptdirektor zu finden.
Quellenwert
Der Bestand DR 200 dokumentiert die Entstehung, die Eigentumsverhältnisse sowie die Entwicklung des Volk und Wissen Verlages von 1945 bis zur Wiedervereinigung 1990. Die Akten des einstigen zentralen Schulbuchverlages bieten eine wichtige und einmalige Grundlage für die Erforschung und Charakterisierung der Bildungspolitik in der DDR.
Von besonderer Bedeutung sind neben dem Hauptdirektor die Akten des Pädagogischen Direktors mit den Sektionen Naturwissenschaft / Polytechnische Bildung, Gesellschaftswissenschaften/Sprachen, Pädagogik und Zeitschriften. Dem Pädagogischen Direktor unterstanden auch die Forschungsstelle, die Bildstelle und das Kollektiv für Literaturgeschichte.
Überliefert sind eine Vielzahl von Manuskripten und Gutachten zu den verschiedenen Unterrichtsmitteln wie Lehrbücher und Unterrichtshilfen. Schulbücher spiegeln die zentral vorgegebene Bildungskonzeption wieder, waren schulpolitische Instrumente für eine einheitlich geführte Erziehung im Unterricht. Einen engen Bezug zwischen sozialistischer Bildung und Erziehung dürfte man in fast allen Lehrbüchern finden, wobei die Fächer Deutsch, Staatsbürgerkunde, Geschichte und Geographie den meisten Anlass zu bildungspolitischen Auseinandersetzungen gaben. Wie eng der Unterricht mit volkswirtschaftlichen Zielen verknüpft wurde, zeigte die Einführung des polytechnischen Unterrichts in Verbindung mit dem Fachunterricht Mathematik, Physik und Chemie. Auch welchen Einfluss das sowjetische Schulwesen auf die ostdeutsche Reformpädagogik ausübte, belegen die Verlagsakten.
Ausgewählte Dokumente und Fotos über den Volk und Wissen Verlag sind in dieser Online-Galerie zusammengestellt.