Neuer Standort Washington
Zu Fragen der Sicherheit der DDR-Botschaft in Washington holten ihr 1. Sekretär Hannsgerd Protsch und sein Botschaftskollege, der 3. Sekretär Erhard Wiesner, im März 1975 entsprechenden Rat beim 1. Sekretär der sowjetischen Botschaft in Washington, Nikolai P. Sobolow.
Nach der Aufzeichnung des Gesprächs zu urteilen, waren die Lebens- und Arbeitsbedingungen für östliche Diplomaten in Washington erheblich besser als für US-amerikanische Diplomaten in Moskau. Die sowjetischen "Genossen" hätten, so Sobolow, "in den vergangenen Jahren keine speziellen Beobachtungsmethoden der verschiedensten amerikanischen Geheimdienste festgestellt". In dem Wohnhaus, das für die ostdeutschen Diplomaten vorgesehen wurde, gäbe es, so Sokolow, "bis jetzt noch keine besonderen Vorkommnisse". Die Polizei halte Demonstranten normalerweise auf eine bestimmte Distanz fern von der sowjetischen Botschaft, wenngleich "dies auch vom politischen Klima abhängt".
Wenn es um "Selbstverteidigungsmittel" ging, könnten die notwendigen Mittel für die Botschaften auf dem freien Markt in den USA gekauft werden, ohne dass etwas importiert werden müsste. Sobolow zeigte seinen ostdeutschen Kollegen die örtlichen Einkäufe der sowjetischen Botschaft – u. a. einen Schlagstock, der "dem Angreifer elektrische Schläge versetzt", "einen biegsamen Schlagstock, ähnlich einem Totschläger", und drei Tränengassprühdosen.
Die Eröffnung der DDR-Botschaft in Washington brachte auch für die HauptverwaltungHauptverwaltungOrganisationseinheit in der MfS-Zentrale, die bereits ausdifferenzierte Aufgabenkomplexe in einer... AufklärungAufklärungAufklärung hatte innerhalb des MfS unterschiedliche Bedeutungen: (HV AHauptverwaltung ASpionageabteilung des MfS, deren Bezeichnung sich an die der Spionageabteilung des KGB, 1....) des MfSMinisterium für StaatssicherheitDas Ministerium für Staatssicherheit (umgangssprachlich oft kurz "Stasi") war politische... neue Möglichkeiten mit sich, in den USA zu spionieren. Vermutlich fanden damals auch Gespräche zwischen der HV A und den sowjetischen "Genossen" über die Gründung und Sicherung ihrer legal abgedeckten ResidenturResidenturDie HV A arbeitete mit Netzwerken inoffizieller Mitarbeiter im "Operationsgebiet", deren einzelnes... (LAR) in der DDR-Botschaft in Washington statt, aber wegen des Abtransports bzw. der Zerstörung der meisten Akten der HV A, gibt es keine entsprechenden Akten im Stasi-Unterlagen-Archiv. Dennoch können einige verbliebene Spuren Hinweise geben.
Kurzaufsatz von Douglas Selvage:
"Die HV A in Washington" (PDF, 170KB, Datei ist barrierefrei ⁄ barrierearm) (PDF, 170 KB, Datei ist nicht barrierefrei ⁄ barrierearm)