Bombenkrieg in Europa
Der Bombenkrieg in Europa startete mit dem Überfall der Wehrmacht auf Polen: Am 1. September 1939 zerstörte die deutsche Luftwaffe die Kleinstadt Wieluń, knapp vier Wochen später Warschau. Mit Beginn des Westfeldzugs 1940 fielen auch Städte in Frankreich und den Benelux-Staaten, wie z. B. Rotterdam, Angriffen zum Opfer.
Ein zentrales Ereignis des Bombenkriegs war die „Luftschlacht um England“ zwischen 1940 und 1941. Besonders davon betroffen waren Städte wie London, Manchester oder Coventry, das die Luftwaffe nahezu vollständig zerstörte. Zehntausende Zivilistinnen und Zivilisten verloren bei den Angriffen ihr Leben. Nach dem Ende der „Luftschlacht um England“ und dem Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion im Juni 1941 bombardierten die Deutschen auch wieder Städte in Osteuropa.
Ihr erstes Flächenbombardement mit zivilen Opfern hatte die Luftwaffe bereits vor dem Zweiten Weltkrieg durchgeführt: Beim Angriff auf Guernica während des Spanischen Bürgerkriegs erprobte die „Legion Condor“ ihre Waffentechnik an einem realen Ziel und machte die baskische Stadt dem Erdboden gleich.
Mit dem deutschen Westfeldzug im Mai 1940 begann auch die britische Royal Air Force (RAF), deutsche Städte zu bombardieren, verstärkt ab 1942 im Rahmen der „Area Bombing Directive“. Ab 1943 flogen auch die United States Army Air Forces (USAAF) Angriffe gegen Städte im Deutschen Reich – in enger Abstimmung mit der RAF: Die Amerikaner flogen tagsüber, die Briten nachts.
Anfangs griffen die alliierten Bomber vorwiegend nord- und westdeutsche Städte an. Doch der Kriegsverlauf zugunsten der Anti-Hitler-Koalition, technische Fortschritte und die zunehmende Machtlosigkeit der deutschen Luftwaffe ermöglichten es RAF und USAAF, mit der Zeit auch Mittel-, Süd- und Ostdeutschland zu bombardieren.
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Der 3. Februar 1945
Der schwerste Angriff auf Berlin im Zweiten Weltkrieg fand am Vormittag des 3. Februar 1945 statt. Fast 1.000 B-17-Bomber („Flying Fortress“) der USAAF steuerten die Stadt von südwestlicher Richtung an und warfen ihre Bomben über Berlin ab. Ziele des Angriffs waren das Regierungs- und das Zeitungsviertel in Mitte und Kreuzberg. Hier befanden sich das Macht- und Propagandazentrum des NS-Regimes (z. B. die Neue Reichskanzlei, das Reichssicherheitshauptamt, das Propagandaministerium und das NSDAP-Parteiorgan „Völkischer Beobachter“) sowie wichtige Fernbahnhöfe (Potsdamer Bahnhof und Anhalter Bahnhof).
Auch in der historischen Mitte Berlins zerstörten die Spreng- und Brandbomben zahlreiche Gebäude, darunter das Stadtschloss, den Berliner Dom und die Staatsoper. Aufgrund des starken Westwinds trafen die Bomben jedoch ein viel größeres Areal als geplant: die dicht besiedelten Wohngebiete und historischen Innenstadtviertel zwischen Landwehrkanal im Westen und Spree im Osten, die bis dahin weitgehend von Bombenangriffen verschont geblieben waren. Dazu zählte etwa das Kreuzberger Exportviertel in der gründerzeitlichen Luisenstadt, in dem auch einige Rüstungsbetriebe produzierten.
Aber auch die angrenzenden Bezirke waren betroffen. Dazu zählten unter anderem Schöneberg (z. B. das Bayerische Viertel), Tempelhof, Neukölln und Friedrichshain (etwa die Gegend rund um den Schlesischen Bahnhof, heute Ostbahnhof).
Der folgende Bericht aus den Unterlagen des Luftgaukommandos III listet akribisch die Schadensmeldungen zum Angriff vom 3. Februar 1945 auf. Er gibt einen Eindruck vom Ausmaß der Zerstörung großer Teile Berlins.