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Luftaufnahme eines amerikanischen Flugzeugs und eines Bombenteppichs über Berlin. Links sind der Landwehrkanal mit dem Urbanhafen und der Mehringplatz mit dem Anfang der Friedrichstraße zu sehen. Die rechte Tragfläche des Flugzeugs befindet sich über dem Flugplatz Tempelhof, oberhalb der linken Tragfläche liegt der Südstern mit Hasenheide und Gneisenaustrasse.

Amerikanischer B-17-Bomber über Berlin, 1945, Quelle: BArch, Bild 183-10790-0001 / o. Ang.

Bomben auf Berlin

Am 3. Februar 1945 flog die US-Luftwaffe den schwersten Angriff auf Berlin im Zweiten Weltkrieg. Insgesamt hatten die Alliierten die Reichshauptstadt zwischen 1940 und 1945 über 350-mal bombardiert. Die im Bundesarchiv überlieferten Fotos und Berichte geben einen Eindruck vom Ausmaß des Bombenkriegs, den Deutschland 1939 entfachte.

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Bombenkrieg in Europa

Der Bombenkrieg in Europa startete mit dem Überfall der Wehrmacht auf Polen: Am 1. September 1939 zerstörte die deutsche Luftwaffe die Kleinstadt Wieluń, knapp vier Wochen später Warschau. Mit Beginn des Westfeldzugs 1940 fielen auch Städte in Frankreich und den Benelux-Staaten, wie z. B. Rotterdam, Angriffen zum Opfer.

Ein zentrales Ereignis des Bombenkriegs war die „Luftschlacht um England“ zwischen 1940 und 1941. Besonders davon betroffen waren Städte wie London, Manchester oder Coventry, das die Luftwaffe nahezu vollständig zerstörte. Zehntausende Zivilistinnen und Zivilisten verloren bei den Angriffen ihr Leben. Nach dem Ende der „Luftschlacht um England“ und dem Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion im Juni 1941 bombardierten die Deutschen auch wieder Städte in Osteuropa.

Ihr erstes Flächenbombardement mit zivilen Opfern hatte die Luftwaffe bereits vor dem Zweiten Weltkrieg durchgeführt: Beim Angriff auf Guernica während des Spanischen Bürgerkriegs erprobte die „Legion Condor“ ihre Waffentechnik an einem realen Ziel und machte die baskische Stadt dem Erdboden gleich.

Mit dem deutschen Westfeldzug im Mai 1940 begann auch die britische Royal Air Force (RAF), deutsche Städte zu bombardieren, verstärkt ab 1942 im Rahmen der „Area Bombing Directive“. Ab 1943 flogen auch die United States Army Air Forces (USAAF) Angriffe gegen Städte im Deutschen Reich – in enger Abstimmung mit der RAF: Die Amerikaner flogen tagsüber, die Briten nachts.

Anfangs griffen die alliierten Bomber vorwiegend nord- und westdeutsche Städte an. Doch der Kriegsverlauf zugunsten der Anti-Hitler-Koalition, technische Fortschritte und die zunehmende Machtlosigkeit der deutschen Luftwaffe ermöglichten es RAF und USAAF, mit der Zeit auch Mittel-, Süd- und Ostdeutschland zu bombardieren.

„Trichterfelde“, „Stehtnix“, „Klamottenburg“ – Berlin im Bombenkrieg

Berlin war als Reichshauptstadt besonders häufig Ziel alliierter Bomber – zwischen 1940 und 1945 über 350 Mal. Die meisten Angriffe der RAF und ab 1944 auch der USAAF fanden zwischen November 1943 und März 1944 statt. Im Februar und März 1945 bombardierten die Alliierten die Reichshauptstadt fast täglich – am schwersten am 3. und 26. Februar sowie am 18. März 1945.

Die Berlinerinnen und Berliner schufen schon bald neue Namen für ihre zerstörten Bezirke: Lichterfelde wurde im Volksmund zu „Trichterfelde“, Steglitz zu „Stehtnix“ und Charlottenburg zu „Klamottenburg“ („Klamotte“ ist die berlinerische Bezeichnung für einen zerbrochenen Ziegelstein).

Am 21. April 1945 stellten die Briten und Amerikaner ihre Luftangriffe auf Berlin ein, damit die Rote Armee ihre Bodenoffensive auf die Stadt – unterstützt durch eigene, taktische Bombardements und Artillerieschläge – starten konnte.

Luftaufnahme eines amerikanischen Flugzeugs und eines Bombenteppichs über Berlin. Links sind der Landwehrkanal mit dem Urbanhafen und der Mehringplatz mit dem Anfang der Friedrichstraße zu sehen. Die rechte Tragfläche des Flugzeugs befindet sich über dem Flugplatz Tempelhof, oberhalb der linken Tragfläche liegt der Südstern mit Hasenheide und Gneisenaustrasse.
Luftaufnahme des Office of War Information der USA vom Bombenteppich über Berlin von 1945: Landwehrkanal mit Urbanhafen und Mehringplatz mit dem Anfang der Friedrichstraße (links), Südstern mit Hasenheide und Gneisenaustraße (oben Mitte) und Flugplatz Tempelhof (rechts)Quelle: BArch, Bild 183-10790-0001 / o. Ang.
Zwei Angehörige der Luftschutztruppe sitzen mit Kopfhörern zwischen Ruinen. Neben ihnen liegen ein Helm und Geräte, wie Presslufthämmer und eine Leiter. Weiße Kreise markieren Horchgranaten, die mit Kabel an das Horchgerät angeschlossen sind.
Angehörige der Luftschutztruppe bei der Suche nach Verschütteten, Berlin, 20. Mai 1944Quelle: BArch, Bild 183-S73833 (Ausschnitt) / Faupel

Neben seiner Bedeutung als Reichshauptstadt war Berlin auch ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt und Zentrum der deutschen Rüstungsindustrie: Mit großen Unternehmen, wie Borsig in Tegel oder Siemens in Spandau, war es ein lohnendes Angriffsziel für die Alliierten. Entsprechend gut war auch die deutsche Luftverteidigung aufgestellt, die in der Verantwortung des Luftgaukommandos III mit Sitz in Dahlem lag. Die Luftgaukommandos waren territoriale Dienststellen der Luftwaffe, die u. a. für die Flugplätze, den Flugmelde- und Jägerleitdienst sowie den zivilen und militärischen Luftschutz zuständig waren.

Den Luftgaukommandos waren Luftschutz-Abteilungen unterstellt (bis 1942 Sicherheits- und Hilfsdienst), die nach Angriffen Verschüttete suchten sowie Tote und Verletzte bargen. Für die Flugabwehr und den Schutz der Berliner Bevölkerung standen Flaktürme im Zoologischen Garten (Tiergarten) und in den Volksparks Humboldthain (Gesundbrunnen) und Friedrichshain.

Luftgaukommandos 1945

Eine Karte vom Deutschen Reich und von den von Deutschland im Zweiten Weltkrieg besetzten Gebieten, auf der insgesamt elf Gebiete, mit römischen Ziffern markiert, eingezeichnet sind.
Karte mit Grenzen der Luftgaukommandos (Stand: ca. Januar 1945)Quelle: BArch, RL 2-III/1753

Eine höher aufgelöste Version der Karte finden Sie in invenio unter diesem Link.

Die Beseitigung von Blindgängern nach Bombenangriffen übernahmen Sprengkommandos der Luftschutztruppe. Für gefährliche Hilfsarbeiten, die nicht selten tödlich endeten, wurden Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge eingesetzt.

Vor allem in den chaotischen letzten Wochen des Krieges, in denen Berlin besonders schwere Luftangriffe erlebte, fanden nur noch selten Entschärfungen statt. Dies erhöhte die Gefahr für die Zivilbevölkerung enorm. Plakate warnten in den Städten vor der Gefahr durch Blindgänger und Zeitzünder.

Die Unterlagen des Luftgaukommandos III und der Luftschutztruppe sind in den folgenden Beständen überliefert:

Plakat, auf dem ein Junge und ein Mann abgebildet sind. Der Junge hält eine Stabbrandbombe in den Händen, der Mann blickt ihn mit erhobenen Händen an. Im Hintergrund steckt eine Sprengbombe vor brennenden Ruinen im Boden. Auf dem Plakat steht in roten Buchstaben: „Finger weg! Jeder Blindgänger bedeutet Lebensgefahr“.
Plakat zu Verhaltensregeln nach Bombardierungen, August 1944Quelle: BArch, Plak 003-026-018 / Grafiker: Biedermann, Walter

Der 3. Februar 1945

Der schwerste Angriff auf Berlin im Zweiten Weltkrieg fand am Vormittag des 3. Februar 1945 statt. Fast 1.000 B-17-Bomber („Flying Fortress“) der USAAF steuerten die Stadt von südwestlicher Richtung an und warfen ihre Bomben über Berlin ab. Ziele des Angriffs waren das Regierungs- und das Zeitungsviertel in Mitte und Kreuzberg. Hier befanden sich das Macht- und Propagandazentrum des NS-Regimes (z. B. die Neue Reichskanzlei, das Reichssicherheitshauptamt, das Propagandaministerium und das NSDAP-Parteiorgan „Völkischer Beobachter“) sowie wichtige Fernbahnhöfe (Potsdamer Bahnhof und Anhalter Bahnhof).

Auch in der historischen Mitte Berlins zerstörten die Spreng- und Brandbomben zahlreiche Gebäude, darunter das Stadtschloss, den Berliner Dom und die Staatsoper. Aufgrund des starken Westwinds trafen die Bomben jedoch ein viel größeres Areal als geplant: die dicht besiedelten Wohngebiete und historischen Innenstadtviertel zwischen Landwehrkanal im Westen und Spree im Osten, die bis dahin weitgehend von Bombenangriffen verschont geblieben waren. Dazu zählte etwa das Kreuzberger Exportviertel in der gründerzeitlichen Luisenstadt, in dem auch einige Rüstungsbetriebe produzierten.

Aber auch die angrenzenden Bezirke waren betroffen. Dazu zählten unter anderem Schöneberg (z. B. das Bayerische Viertel), Tempelhof, Neukölln und Friedrichshain (etwa die Gegend rund um den Schlesischen Bahnhof, heute Ostbahnhof).

Der folgende Bericht aus den Unterlagen des Luftgaukommandos III listet akribisch die Schadensmeldungen zum Angriff vom 3. Februar 1945 auf. Er gibt einen Eindruck vom Ausmaß der Zerstörung großer Teile Berlins.

  • Schadensmeldungen nach der Bombardierung Berlins am 3. Februar 1945

  • Schadensmeldungen nach der Bombardierung Berlins am 3. Februar 1945

  • Schadensmeldungen nach der Bombardierung Berlins am 3. Februar 1945

  • Schadensmeldungen nach der Bombardierung Berlins am 3. Februar 1945

  • Schadensmeldungen nach der Bombardierung Berlins am 3. Februar 1945

  • Schadensmeldungen nach der Bombardierung Berlins am 3. Februar 1945

  • Schadensmeldungen nach der Bombardierung Berlins am 3. Februar 1945

Zu den bekanntesten Todesopfern des 3. Februar 1945 zählt Roland Freisler, Präsident des Volksgerichtshofs. Er war für zahlreiche Todesurteile gegen Gegnerinnen und Gegner des NS-Regimes verantwortlich, wie z. B. Hans und Sophie Scholl oder die Beteiligten des Attentats vom 20. Juli 1944. Das Gebäude des Volksgerichtshofs in der Bellevuestraße (nahe des Potsdamer Platzes) wurde bei dem Angriff ebenfalls zerstört.

In den Unterlagen der Luftschutztruppe ist ein handschriftlicher Schlussbericht über den Angriff überliefert. Er listet die Anzahl abgeworfener Spreng- und Brandbomben, ziviler Opfer und Gebäudeschäden auf. Zwar kann das Dokument aufgrund seiner zeitlichen Nähe zur Bombardierung keine abschließende Bilanz des Angriffs darstellen. Wie auch die Auflistung der Schadensmeldungen zeigt der Bericht aber, wie akribisch die verantwortlichen Stellen auch noch in den letzten Wochen des Krieges weiterarbeiteten.

Mehrere Männer stehen vor einer Hakenkreuzfahne und einer Hitlerbüste und machen den „Hitlergruß“.
Roland Freisler (Mitte) während des Prozesses gegen die Beteiligten des 20. Juli 1944Quelle: BArch, Bild 151-39-23 (Ausschnitt) / o. Ang.
  • Schlussbericht zur Bombardierung Berlins am 3. Februar 1945

  • Schlussbericht zur Bombardierung Berlins am 3. Februar 1945

Literaturhinweise

  • Metzger, Martina: Bewältigung, Auswirkungen und Nachwirkungen des Bombenkrieges in Berlin und London 1940–1955. Zerstörung und Wiederaufbau zweier europäischer Hauptstädte, Stuttgart 2013.
  • Süß, Dietmar: Tod aus der Luft. Kriegsgesellschaft und Luftkrieg in Deutschland und England, Bonn 2011.

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