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Teilnehmerinnen des Internationalen Frauen-Weltkongress

Eröffnungsrede Erich Honeckers beim Weltkongress der Frauen in Ost-Berlin, 20. Oktober 1975, Quelle: BArch, Bild 183-P1020-416 / Siebahn, Manfred

Das internationale Jahr der Frau 1975 und der Weltfrauenkongress in Ost-Berlin

„Gleichberechtigung, Entwicklung und Frieden“ – Unter diesem Motto diskutierten Delegierte aus 133 Ländern im Jahr 1975 bei der ersten UN-Weltfrauenkonferenz in Mexiko-Stadt. Die hierhin entsandte DDR-Delegation war angehalten, die rechtliche und gesellschaftliche Stellung der Frau im Sozialismus zu bewerben. Auch der Weltkongress in Ost-Berlin zum Internationalen Jahr der Frau sollte den Teilnehmenden einen positiven Einblick in den Alltag der DDR-Frauen vermitteln.

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Teilnahme der DDR an der ersten UN-Weltfrauenkonferenz

In ihrer Resolution 3010 vom 18. Dezember 1972 erklärte die XXVII. UNO-Vollversammlung das Jahr 1975 zum Internationalen Jahr der Frau und lud mit ihrem Beschluss vom 10. Dezember 1974 alle Staaten zur Teilnahme an einer Konferenz ein – zur „Weltkonferenz des Internationalen Jahres der Frau“, die vom 19. Juni bis 2. Juli 1975 in Mexiko stattfinden sollte.

Generalsekretärin für das Internationale Jahr der Frau wurde die Finnin Helvi Sipilä, Stellvertreterin des Generalsekretärs der UNO für soziale Entwicklung und humanitäre Angelegenheiten.

  • Interview mit Helvi Sipilä mit der Zeitschrift der Internationalen Demokratischen Frauenföderation

  • Interview mit Helvi Sipilä mit der Zeitschrift der Internationalen Demokratischen Frauenföderation (Seite 2)

  • Interview mit Helvi Sipilä mit der Zeitschrift der Internationalen Demokratischen Frauenföderation

  • Interview mit Helvi Sipilä mit der Zeitschrift der Internationalen Demokratischen Frauenföderation

  • Interview mit Helvi Sipilä mit der Zeitschrift der Internationalen Demokratischen Frauenföderation

Der Ministerrat der DDR beschloss am 15. Mai 1975 die Teilnahme der DDR an der UNO-Konferenz. Der Beschluss dokumentierte die grundsätzliche Aufgabenstellung der Konferenz für die DDR-Delegation: „Die Konferenz ist zu nutzen, um am Beispiel der gesellschaftlichen Stellung der Frau in der DDR die Vorzüge des real existierenden Sozialismus darzustellen.“ Zudem formulierte er klare Richtlinien zur Positionierung der Delegation in politischen Fragen, die unabdingbare enge Zusammenarbeit und Abstimmung mit der Sowjetunion sowie Verhaltensregeln bei „möglichen Verleumdungsversuchen der Bundesrepublik gegenüber der DDR“.

Leiterin der Delegation wurde Frau Prof. Dr. Johanna Töpfer, Stellvertretende Vorsitzende des Bundesvorstandes des FDGB.

  • Beschluss des Ministerrates über die Teilnahme der DDR an der UNO-Konferenz in Mexiko zum Internationalen Jahr der Frau 1975

  • Beschluss des Ministerrates über die Teilnahme der DDR an der UNO-Konferenz in Mexiko zum Internationalen Jahr der Frau

  • Beschluss des Ministerrates über die Teilnahme der DDR an der UNO-Konferenz in Mexiko zum Internationalen Jahr der Frau 1975

  • Beschluss des Ministerrates über die Teilnahme der DDR an der UNO-Konferenz in Mexiko zum Internationalen Jahr der Frau

  • Beschluss des Ministerrates über die Teilnahme der DDR an der UNO-Konferenz in Mexiko zum Internationalen Jahr der Frau

  • Beschluss des Ministerrates über die Teilnahme der DDR an der UNO-Konferenz in Mexiko zum Internationalen Jahr der Frau

  • Beschluss des Ministerrates über die Teilnahme der DDR an der UNO-Konferenz in Mexiko zum Internationalen Jahr der Frau

  • Beschluss des Ministerrates über die Teilnahme der DDR an der UNO-Konferenz in Mexiko zum Internationalen Jahr der Frau

  • Bestätigung der Delegation für den UNO-Kongress in Mexiko, 1975

An der Konferenz nahmen Delegationen von 133 Staaten, 31 zwischenstaatlichen und 113 nichtstaatlichen Organisationen sowie von 7 nationalen Befreiungsbewegungen teil. Hauptergebnisse der Konferenz bildeten folgende Dokumente:

  • Deklaration von Mexiko über die Gleichberechtigung der Frauen und deren Beitrag zu Entwicklung und Frieden
  • Weltaktionsplan
  • Politische Resolutionen über
  1. Die Teilnahme der Frau an der Festigung des Friedens und der internationalen Sicherheit sowie im Kampf gegen Kolonialismus, Rassismus, Rassendiskriminierung und Fremdherrschaft
  2. Die Lage der palästinensischen und arabischen Frauen
  3. Die Lage der Frauen in Chile
  4. Die Unterstützung für das vietnamesische Volk
Fünf Frauen sitzen an einem Tisch und machen Notizen.
Kommission I, Teilnehmerinnen aus der DDRQuelle: BArch, Bild 183-P1021-0125 / Siebahn, Manfred

Weltfrauenkongress in Ost-Berlin
 

Plakat zum Weltkongress im Internationalen Jahr der Frau in Berlin
Plakat zum Weltkongress im Internationalen Jahr der Frau in BerlinQuelle: BArch, PlakY 01-3347/ Prüget, Herbert

Im gleichen Jahr fand vom 19. bis 24. Oktober der Weltkongress der Frau in Berlin, Hauptstadt der DDR, statt. Inge Lange, Leiterin der Abteilung Frauen im ZK der SED, stand an der Spitze der DDR-Delegation.

Die Auftaktveranstaltung für alle Delegierten fand am 19. Oktober 1975 in der Deutschen Staatsoper mit einem festlichen Konzert statt.

Eröffnungstag des Weltkongresses im Internationalen Jahr der Frau in der Berliner Werner-Seelenbinder-Halle. Erich Honecker hält vor den eingeladenen Delegierten eine Eröffnungsrede.
Eröffnung des Kongresses im Internationalen Jahr der FrauQuelle: BArch, Bild 183-P1020-418 / Junge, Heinz

Am 20. Oktober eröffnete Erich Honecker den Kongress mit einer Begrüßungsrede in der Werner-Seelenbinder-Halle. Am Nachmittag folgte die erste Plenartagung mit einem Referat von Helvi Sipilä sowie einführenden Erklärungen der Kommissionsvorsitzenden.

Vom 21. bis 23. Oktober 1975 tagten 9 Kongresskommissionen:

  1. Gleichberechtigung der Frau in der Gesellschaft, in Gesetz und Wirklichkeit
  2. Frau und Arbeit in Industrie und Landwirtschaft: Das Recht auf Arbeit, Probleme des Beschäftigtengrades und der Berufswahl, Qualifizierung, Entlohnung, des Arbeits- und Gesundheitsschutzes und der Rentenversorgung
  3. Frau und Entwicklung: Ihr Beitrag für das gesellschaftliche Leben, für die politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit ihrer Länder, für demokratische Umgestaltungen und sozialen Fortschritt
  4. Familie und Gesellschaft: Ehe, Schutz von Mutter und Kind, Verantwortung von Gesellschaft und Familie für die Erziehung der Kinder
  5. Die Bildung der Frau, Probleme des Analphabetentums. Die Frau in Wissenschaft und Kultur
  6. Die Frau und der Kampf für Frieden, internationale Sicherheit, für die Abrüstung, für den Schutz der Umwelt
  7. Die Frau und der Kampf für nationale Unabhängigkeit und internationale Solidarität
  8. Der Einfluss der Massenkommunikationsmittel, der Literatur und der Kunst auf die öffentliche Meinung gegenüber der Frau in der Gesellschaft
  9. Zusammenarbeit und gemeinsame Aktionen der Frauen der Welt, der staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen und der Vereinten Nationen für die Verwirklichung der Ziele des Internationalen Jahres der Frau

Den Kongress erreichten zahllose Grußadressen aus der Bevölkerung der DDR, vor allem von Frauen aus Arbeitskollektiven und gesellschaftlichen Organisationen, verbunden mit einer großen Solidaritäts-Aktion. Die Grußadressen dokumentierten gleichzeitig die gesammelten Geldsummen.

Helvi Sipilä auf dem Weltfrauenkongress in Ost-Berlin
Die Grüße des Generalsekretärs der Vereinten Nationen, Dr. Kurt Waldheim, überbrachte die Generalsekretärin für das Internationale Jahr der Frau, Helvi SipiläQuelle: BArch, Bild 183-P1020-424 / Siebahn, Manfred
  • Grußadresse an den Weltkongress der Frau vom Ortsvorstand Deutscher Frauenbund Boizenburg/Elbe

  • Grußadresse inklusive der Spendensummen an den Weltkongress der Frau vom Ortsvorstand Deutscher Frauenbund Boizenburg/Elbe

Indische Delegation des Weltfrauenkongresses bei der Besichtigung einer Polytechnischen Oberschule in der Kreisstadt Luckau.
Indische Delegation des Weltfrauenkongresses bei der Besichtigung einer Polytechnischen Oberschule in der Kreisstadt Luckau.Quelle: BArch, Bild 183-P1019-400 / Reiche, Hartmut

Ein umfangreiches Rahmenprogramm ermöglichte den Teilnehmenden des Kongresses Einblicke in den DDR-Alltag der Frauen. Es fanden u. a. Besuche in Volkseigenen Betrieben, Kaufhäusern und landwirtschaftlichen Produktionsbetrieben statt.

Am 18. Oktober besuchten die indischen Delegierten die Kreisstadt Luckau. Sie besichtigten unter anderem eine moderne Kinderkombination, bestehend aus Krippe, Kindergarten und 10-klassiger Polytechnischer Oberschule. Die indischen Frauen waren Gäste bei der Namensverleihung „Clara Zetkin“ an der Schule der Kinderkombination.

  • Schreiben der Leiterin der Kinderkombination Luckau an Inge Lange, Vorsitzende der Abteilung Frauen im ZK

Im Vorfeld der Verabschiedung der Abschlussberichte und Schlussdokumente des Weltkongresses erhielt das Präsidium intern Hinweise und Statements der internationalen Delegationen, die vermutlich vom Dolmetscherdienst an Ilse Thiele, Vorsitzende des Demokratischen Frauenbund Deutschlands (DFD), als interne Information weitergereicht wurden. Den Hinweisen ist zu entnehmen, welche unterschiedlichen Standpunkte die Länder zu einzelnen Sachverhalten vertraten und sie letztlich in den Schlussdokumenten festgeschrieben haben wollten.

Der Weltkongress verabschiedete am 24. Oktober 1975 eine gemeinsame Erklärung der teilnehmenden Delegationen. Inhaltliche Schwerpunkte waren die juristische Gleichstellung der Geschlechter einschließlich politischer Teilhabe, Fragen des Wahlrechts sowie der Zugang zu geschlechterunabhängiger Bildung.

  • Beitrag der ägyptischen Delegation zu den Schlussdokumenten

  • Beitrag der irischen Delegation zu den Schlussdokumenten

  • Beitrag der italienischen Delegation zu den Schlussdokumenten

  • Beitrag der japanischen Delegation zu den Schlussdokumenten

  • Beitrag der namibischen Delegation zu den Schlussdokumenten

  • Beitrag der puerto-ricanischen Delegation zu den Schlussdokumenten

  • Beitrag der sudanesischen Delegation zu den Schlussdokumenten

  • Beitrag von zwölf Länder-Delegationen zu den Schlussdokumenten, Seite 1

  • Beitrag von zwölf Länder-Delegationen zu den Schlussdokumenten, Seite 2

  • Entwurf einer Resolution für die Unterstützung der friedlichen Wiedervereinigung Koreas und gegen die Diskriminierung und Verfolgung koreanischer Frauen in Japan

Weitere Informationen

  • Frau präsentiert Modekollektion auf einem grünen PKW Wartburg sitzend, ein Mann schaut auf der Fahrerseite aus dem Auto
    Vortragsreihe

    SAPMO-Vortragsreihe 2025: Frauen in der DDR

    Die diesjährige Vortragsreihe der SAPMO stellt die Frauen in der DDR in den Mittelpunkt, passend zum 50-jährigen Jubiläum des von der UNO für 1975 ausgerufenen Internationalen Jahres der Frau, dessen Umsetzung in beiden Teilen Deutschlands analysiert wird.

  • Schwarz-Weiß-Aufnahme eines Demonstrationszugs von mit Hüten und Mänteln bekleideten Frauen
    Thema

    Frauenrechte in Deutschland

    Die Frauenbewegung forderte seit dem 19. Jahrhundert gleiche Rechte für Frauen auf Bildung, Erziehung und politische Teilhabe. Auf dieser Seite finden Sie zum Thema „Frauenrechte in Deutschland“ Themenbeiträge und Recherchehinweise zu entsprechenden Beständen im Bundesarchiv.

  • 20 Frauen stehen und sitzen auf einer Bühne, viele halten Rosen in der Hand. Das Foto wurde offenbar am Ende der Buchvorstellungsveranstaltung gemacht.
    Podcast

    Frauen für den Frieden

    Es begann im März 1982 mit der Verabschiedung eines Volkskammer-Gesetzes, das es möglich machen sollte, auch Frauen in der DDR zur Wehrpflicht einzuziehen. Eine kleine Gruppe von Frauen fand sich im Protest dagegen zusammen. Das führte bei der Stasi zur Entdeckung eines neuen Feindbildes: kritische Frauen in der Friedensbewegung.