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Blick auf das Eingangstor von Auschwitz. Im Vordergrund sind Schienen zu sehen.

Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau: Eingang nach der Befreiung, 1945, Quelle: BArch, B 285 Bild-04413 / Mucha, Stanislaw

Das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz

Das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz war das größte Gefangenenlager der Nationalsozialisten. Zeit seines Bestehens zwischen 1940 und 1945 wurden schätzungsweise rund 1,3 Millionen Menschen in den Lagerkomplex Auschwitz deportiert. Von ihnen wurden etwa 1,1 Millionen dort ermordet. Auschwitz steht heute weltweit als Symbol und Synonym für die nationalsozialistischen Gewaltverbrechen, insbesondere den massenhaften und systematischen Mord an Jüdinnen und Juden. Am 27. Januar 1945 wurde Auschwitz von der Roten Armee befreit.
 

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Einführung

Am 30. Januar 1933 ernannte Reichspräsident Paul von Hindenburg Adolf Hitler zum Reichskanzler. Schon kurz nachdem die Nationalsozialisten im Deutschen Reich an die Macht gelangten, begannen sie, die politische Opposition, die jüdische Bevölkerung und andere Bevölkerungsgruppen zu stigmatisieren und auszugrenzen. Von Anbeginn gingen die Nationalsozialisten repressiv und gewaltsam vor: u. a. mit offenem Straßenterror, geplanten Aktionen wie dem Boykott jüdischer Geschäfte im gesamten Deutschen Reich oder der Verbrennung von Büchern als „undeutsch“ geltender Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Zugleich wurden das menschenverachtende Handeln, die staatlich organisierte Ausgrenzung und Diskriminierung gesetzlich festgeschrieben.

Bereits kurz nach der Machtübernahme richteten die SA und andere Organisationen der NSDAP Orte ein, in denen sie zunächst hauptsächlich politische Gegner gefangen hielten. Bei diesen ersten Konzentrationslagern handelte es sich zumeist um improvisierte Haftstätten. Doch bereits am 22. März 1933 öffnete in Dachau das erste, eigens als Lager für Gefangene errichtete Konzentrationslager. Bis zur Befreiung 1945 entwickelte sich daraus ein System aus Gefangenenlagern, das sich zunehmend ausdifferenzierte, über das gesamte deutsche Reich sowie die eingegliederten und besetzten Gebiete erstreckte und sich in eine Vielzahl verschiedener Lagerarten mit unterschiedlichen Funktionen gliederte. Dazu gehörten Konzentrationslager und ihre Nebenlager, Zwangsarbeitslager, Kriegsgefangenenlager und ab dem Jahr 1941 Vernichtungslager, deren primärer Zweck in der Ermordung der jüdischen Bevölkerung Europas bestand.

Plan des von den Nationalsozialisten sogenannten „Interessengebiets des K.L. Auschwitz“ vom Februar 1941. Eingezeichnet sind u. a. das Stammlager Auschwitz I sowie in der Planmitte das geplante Lager Auschwitz-Birkenau, das zu diesem Zeitpunkt noch als reines Kriegsgefangenenlager gedacht war.
Plan des von den Nationalsozialisten sogenannten „Interessengebiets des K.L. Auschwitz“ vom Februar 1941. Eingezeichnet sind u. a. das Stammlager Auschwitz I sowie in der Planmitte das geplante Lager Auschwitz-Birkenau, das zu diesem Zeitpunkt noch als reines Kriegsgefangenenlager gedacht warQuelle: BArch, NS 3/1835

Das Lager

Eingangstor des Konzentrationslagers Auschwitz I mit der Überschrift "Arbeit macht frei"
Eingangstor des Konzentrationslagers Auschwitz I mit der Überschrift „Arbeit macht frei“, 11. August 1955 (Ausschnitt)Quelle: BArch, Bild 183-32279-0007 / o. Ang.

Das KZ Auschwitz bestand aus den drei Hauptlagern KZ Auschwitz (Auschwitz I), KZ Auschwitz-Birkenau (Auschwitz II) und KZ-Auschwitz -Monowitz (Auschwitz III) sowie über vierzig Außen- und Nebenlagern.

Ab April 1940 richteten die Nationalsozialisten auf dem Gelände einer vormals polnischen Kaserne das erste Lager (KZ Auschwitz bzw. Auschwitz I) ein; jüdische Zwangsarbeiter mussten es errichten. Das später sogenannte Stammlager lag am Rande der südpolnischen Stadt Oświęcim, die im Zuge des Überfalls der Wehrmacht auf Polen im September 1939 besetzt worden war. Die ersten Häftlinge wurden am 20. Mai 1940 ins Lager gebracht; dabei handelte es sich um eine Gruppe von Männern, die zuvor als „Berufsverbrecher“ im KZ Sachenhausen waren. Der erste größere Transport erreichte rund einen Monat später, am 14. Juni 1940, das Vernichtungslager: 728 polnische Häftlinge wurden aus dem Gefängnis der Stadt Tarnów nach Auschwitz gebracht. In den Folgejahren wurde es nach und nach erweitert. Die Zahl der Häftlinge lag im Jahr 1943 bei rund 20.000 Personen. In Auschwitz I existierten ein Krematorium sowie eine Gaskammer, in der im Spätsommer 1941 an 600 sowjetischen Kriegsgefangenen und 250 erkrankten Gefangenen die Ermordung durch Vergasung mit dem Schädlingsbekämpfungsmittel Zyklon B erprobt wurde. Letzteres diente als Mittel für den Massenmord in den Gaskammern von Auschwitz-Birkenau. In Auschwitz I befand sich auch die für den gesamten Lagerkomplex zuständige Verwaltung.

 

  • Skizze zum Generalbebauungsplan des Konzentrationslagers Auschwitz I, April 1942

  • Von der Waffen-SS angefertigter Lageplan des zunächst als reines Kriegsgefangenenlagers geplanten KZ Auschwitz-Birkenau vom 7. Oktober 1941.

Im Oktober 1941 begann in der Ortschaft Birkenau, rund drei Kilometer vom Stammlager entfernt, der Bau des Lagers Auschwitz II (Auschwitz-Birkenau). Ursprünglich als reines Kriegsgefangenenlager für Angehörige der Roten Armee geplant, wurde Auschwitz II mit rund 90.000 Häftlingen (Stand 1944) zum größten Konzentrations- und Vernichtungslager der Nationalsozialisten und spielte eine zentrale Rolle für den Massenmord an den europäischen Juden. Neben dem Männerlager wurde im März 1942 ein Frauenlager in Auschwitz-Birkenau errichtet. Ab Februar 1943 existierte zudem ein „Familienlager“, in das Roma und Sinti deportiert wurden, sowie ab September 1943 bis Juli 1944 ein „Familienlager“ für jüdische Familien aus dem KZ Theresienstadt. In Auschwitz-Birkenau existierten zunächst zwei Gaskammern, die sogenannten Bunker 1 und Bunker 2, die sich in eigens dazu umgebauten ehemaligen Bauernhäusern am Rand des Geländes befanden. Im Jahr 1943 wurde das Lager um vier Gaskammern und vier Krematorien erweitert.

Luftbild des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau
Das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Luftbild, aufgenommen aus einem Aufklärungsflugzeug der US Air Force, vom 21. Dezember 1944Quelle: BArch, Bild 146-1981-026-04A / o. Ang.
  • Dokument über die Vorbereitung der Deportation von 2.000 russischen Kriegsgefangenen aus dem Kriegsgefangenenlager Stalag VIII F/318 in das KZ Auschwitz

  • Dokument über die Vorbereitung der Deportation von 2.000 sowjetischen Kriegsgefangenen aus dem Kriegsgefangenenlager Stalag VIII F/318 in das KZ Auschwitz im Oktober 1941

  • Korrespondenz zum Bau von Krematorien

  • Korrespondenz zum Bau von Krematorien

  • Korrespondenz zum Bau von Krematorien

  • Korrespondenz zum Bau von Krematorien

  • Korrespondenz zum Bau von Krematorien

Ausschnitt aus dem Dokument „Bevölkerungspolitische Maßnahmen für das Buna-Werk Auschwitz“
„Bevölkerungspolitische Maßnahmen für das Buna-Werk Auschwitz“: Schreiben von Hermann Göring, Reichsmarschall des Großdeutschen Reiches, an Heinrich Himmler, Reichsführer-SS, zur geplanten Umsiedlung der Bevölkerung zum Bau von Auschwitz III, Februar 1941Quelle: BArch, R 3901/20194, Image 0003

Eng verbunden mit dem Komplex Auschwitz war die chemische Industrie, vertreten durch die I.G. Farben AG. Diese betrieb ab 1941 in der Nachbarschaft in eigenen Fabriken, den Buna-Werken, die Produktion des für die Kriegsindustrie wichtigen synthetischen Kautschuks „Buna“ sowie die Herstellung von Treibstoffen. Ab 1942 wurde aufgrund des großen Bedarfs an Zwangsarbeitern angrenzend an die Buna-Werke ein weiteres Lager errichtet: Auschwitz III (Monowitz) war zunächst ein Nebenlager von Auschwitz I, ab 1944 wurde es zu einem eigenständigen Konzentrationslager innerhalb des Komplexes.

  • Von Otto Gündner (1910-1989) verfasster „Reisebericht“ über die Besichtigung des Konzentrationslagers Auschwitz am 28. Juni 1944 durch Vertreter des Reichsjustizministeriums und der Kanzlei des Führers. Der Fokus des Besuches lag insbesondere auf der durch Häftlinge verrichteten Zwangsarbeit. Gündner war als Jurist an einer 1942 begonnen Aktion beteiligt, in deren Zuge als „Asoziale“ inhaftierte Menschen zur „Vernichtung durch Arbeit“ in Konzentrationslager verschleppt wurden.

  • Von Otto Gündner (1910-1989) verfasster „Reisebericht“ über die Besichtigung des Konzentrationslagers Auschwitz am 28. Juni 1944 durch Vertreter des Reichsjustizministeriums und der Kanzlei des Führers. Der Fokus des Besuches lag insbesondere auf der durch Häftlinge verrichteten Zwangsarbeit. Gündner war als Jurist an einer 1942 begonnen Aktion beteiligt, in deren Zuge als „Asoziale“ inhaftierte Menschen zur „Vernichtung durch Arbeit“ in Konzentrationslager verschleppt wurden.

  • Von Otto Gündner (1910-1989) verfasster „Reisebericht“ über die Besichtigung des Konzentrationslagers Auschwitz am 28. Juni 1944 durch Vertreter des Reichsjustizministeriums und der Kanzlei des Führers. Der Fokus des Besuches lag insbesondere auf der durch Häftlinge verrichteten Zwangsarbeit. Gündner war als Jurist an einer 1942 begonnen Aktion beteiligt, in deren Zuge als „Asoziale“ inhaftierte Menschen zur „Vernichtung durch Arbeit“ in Konzentrationslager verschleppt wurden.

  • Von Otto Gündner (1910-1989) verfasster „Reisebericht“ über die Besichtigung des Konzentrationslagers Auschwitz am 28. Juni 1944 durch Vertreter des Reichsjustizministeriums und der Kanzlei des Führers. Der Fokus des Besuches lag insbesondere auf der durch Häftlinge verrichteten Zwangsarbeit. Gündner war als Jurist an einer 1942 begonnen Aktion beteiligt, in deren Zuge als „Asoziale“ inhaftierte Menschen zur „Vernichtung durch Arbeit“ in Konzentrationslager verschleppt wurden.

  • Von Otto Gündner (1910-1989) verfasster „Reisebericht“ über die Besichtigung des Konzentrationslagers Auschwitz am 28. Juni 1944 durch Vertreter des Reichsjustizministeriums und der Kanzlei des Führers. Der Fokus des Besuches lag insbesondere auf der durch Häftlinge verrichteten Zwangsarbeit. Gündner war als Jurist an einer 1942 begonnen Aktion beteiligt, in deren Zuge als „Asoziale“ inhaftierte Menschen zur „Vernichtung durch Arbeit“ in Konzentrationslager verschleppt wurden.

  • Von Otto Gündner (1910-1989) verfasster „Reisebericht“ über die Besichtigung des Konzentrationslagers Auschwitz am 28. Juni 1944 durch Vertreter des Reichsjustizministeriums und der Kanzlei des Führers. Der Fokus des Besuches lag insbesondere auf der durch Häftlinge verrichteten Zwangsarbeit. Gündner war als Jurist an einer 1942 begonnen Aktion beteiligt, in deren Zuge als „Asoziale“ inhaftierte Menschen zur „Vernichtung durch Arbeit“ in Konzentrationslager verschleppt wurden.

  • Von Otto Gündner (1910-1989) mitverfasster „Reisebericht“ über die Besichtigung des Konzentrationslagers Auschwitz am 28. Juni 1944 durch Vertreter des Reichsjustizministeriums und der Kanzlei des Führers. Der Fokus des Besuches lag insbesondere auf der durch Häftlinge verrichteten Zwangsarbeit. Gündner war als Jurist an einer 1942 begonnen Aktion beteiligt, in deren Zuge als „Asoziale“ inhaftierte Menschen zur „Vernichtung durch Arbeit“ in Konzentrationslager verschleppt wurden.

  • Von Otto Gündner (1910-1989) verfasster „Reisebericht“ über die Besichtigung des Konzentrationslagers Auschwitz am 28. Juni 1944 durch Vertreter des Reichsjustizministeriums und der Kanzlei des Führers. Der Fokus des Besuches lag insbesondere auf der durch Häftlinge verrichteten Zwangsarbeit. Gündner war als Jurist an einer 1942 begonnen Aktion beteiligt, in deren Zuge als „Asoziale“ inhaftierte Menschen zur „Vernichtung durch Arbeit“ in Konzentrationslager verschleppt wurden.

Die Opfer

Nicht zuletzt aufgrund seiner zentralen geografischen Lage innerhalb des nationalsozialistischen Einflussbereichs war Auschwitz, insbesondere Auschwitz-Birkenau, als zentraler Bestandteil der NS-Vernichtungsmaschinerie von großer Bedeutung für die systematischen Massenmorde an den Jüdinnen und Juden und den Sinti und Roma Europas. Von den mindestens 1,3 Millionen Menschen, die aus allen Teilen des besetzten Europas in die verschiedenen Lager des Lagerkomplexes Auschwitz deportiert wurden, starben schätzungsweise 1,1 Millionen. Der größte Teil der Häftlinge wurde unmittelbar nach Ankunft in Auschwitz-Birkenau in Gaskammern ermordet, andere starben durch Hunger, Misshandlung und Folter, körperliche Erschöpfung oder Krankheit. Jüdinnen und Juden waren unter den nach Auschwitz deportierten Personengruppen mit etwa 1,1 Millionen Menschen die mit Abstand größte Gruppe. Rund 960.000 von ihnen wurden in Auschwitz ermordet, die allermeisten direkt nach ihrer Ankunft. Die zweitgrößte Gruppe stellten nicht-jüdische Polinnen und Polen dar, von denen 140.000 Menschen nach Auschwitz deportiert wurden. Über die Hälfte von ihnen überlebte das Lager nicht. Weitere Opfergruppen waren Roma und Sinti, sowjetische Kriegsgefangene, Homosexuelle, politische Gegner und Gefangene anderer Nationalitäten.

 

 

 

Zu Haufen geschichtete Brillen ermordeter Häftlinge im KZ Auschwitz
Zu Haufen geschichtete Brillen ermordeter Häftlinge im KZ Auschwitz, ca. Januar/Februar 1945Quelle: BArch, Bild 183-R69919 / o. Ang.
  • Nummernverzeichnis für Sonderzüge der Deutschen Reichsbahn aus dem Juli und August 1942, darunter auch Züge, die von Paris nach Auschwitz fuhren. Der Großteil der Deportierten erreichte Auschwitz mit dem Zug, meist unter menschenunwürdigen Bedingungen in Vieh- oder Güterwagen. Die Deportation von Millionen Menschen über zahlreiche Verkehrswege in nahezu ganz Kontinentaleuropa wäre für die Nationalsozialisten ohne die Einbindung der Deutschen Reichsbahn nicht möglich gewesen.

  • Nummernverzeichnis für Sonderzüge der Deutschen Reichsbahn aus dem Juli und August 1942, darunter auch Züge, die von Paris nach Auschwitz fuhren. Der Großteil der Deportierten erreichte Auschwitz mit dem Zug, meist unter menschenunwürdigen Bedingungen in Vieh- oder Güterwagen. Die Deportation von Millionen Menschen über zahlreiche Verkehrswege in nahezu ganz Kontinentaleuropa wäre für die Nationalsozialisten ohne die Einbindung der Deutschen Reichsbahn nicht möglich gewesen.

  • Korrespondenz zwischen dem Reichsführer-SS und Chef der Deutschen Polizei im Reichsministerium des Inneren, Heinrich Himmler, und dem Reichsministerium der Finanzen über die Deportation französischer Jüdinnen und Juden in das KZ Auschwitz und die Frage, welche Stelle die durch den Transport entstehenden Kosten trägt, August 1942.

  • Korrespondenz zwischen dem Reichsführer-SS und Chef der Deutschen Polizei im Reichsministerium des Inneren, Heinrich Himmler, und dem Reichsministerium der Finanzen über die Deportation französischer Jüdinnen und Juden in das KZ Auschwitz und die Frage, welche Stelle die durch den Transport entstehenden Kosten trägt, August 1942.

  • Korrespondenz zwischen dem Reichsführer-SS und Chef der Deutschen Polizei im Reichsministerium des Inneren, Heinrich Himmler, und dem Reichsministerium der Finanzen über die Deportation französischer Jüdinnen und Juden in das KZ Auschwitz und die Frage, welche Stelle die durch den Transport entstehenden Kosten trägt, September 1942.

  • Korrespondenz zwischen dem Reichsführer-SS und Chef der Deutschen Polizei im Reichsministerium des Inneren, Heinrich Himmler, und dem Reichsministerium der Finanzen über die Deportation französischer Jüdinnen und Juden in das KZ Auschwitz und die Frage, welche Stelle die durch den Transport entstehenden Kosten trägt, September 1942.

Im Sommer 1941 begann die systematische Ermordung der jüdischen Bevölkerung in Europa. Im Januar 1942 trafen sich bei der Wannseekonferenz Vertreter nationalsozialistischer Ministerien und Ämter, der Zivilverwaltung der besetzten polnischen Gebiete, der NSDAP sowie der SS, um die Deportation und anschließende Vernichtung der Juden in die besetzten Gebiete im Osten zu koordinieren. Dem Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau kam dabei eine Schlüsselrolle zu. Nach der Ankunft der deportierten Juden begann die Selektion. SS-Lagerärzte entschieden dabei über Leben und Tod, wer aus ihrer Sicht arbeitsfähig war und wer in den Gaskammern ermordet werden sollte. Die meisten nach Auschwitz-Birkenau deportierten Juden wurden direkt ermordet. Sie wurden nicht registriert und erhielten keine Häftlingsnummer; zugleich wurden sie ihrer letzten Besitztümer beraubt. Allein binnen zweier Monate im Jahr 1944 wurden fast 426.000 ungarische Juden nach Auschwitz deportiert. Der größte Teil von ihnen wurde nach der Ankunft getötet.

KZ Auschwitz-Birkenau: Aufstellung der Lagerinsassen vor Verladerampe, im Vordergrund SS-Arzt Horst Fischer
KZ Auschwitz-Birkenau: Aufstellung der Lagerinsassen vor Verladerampe, im Vordergrund SS-Arzt Horst Fischer, 1942/1944Quelle: BArch, Bild 183-E0317-0007-001 / o. Ang.

Die Arbeit in den Gaskammern musste von einem speziellen Arbeitskommando, dem sogenannten Sonderkommando, verrichtet werden. Es bestand aus jüdischen Häftlingen. Sie waren gezwungen, die Leichen aus den Gaskammern zu entfernen, sie nach Wertsachen zu durchsuchen, Goldzähne herauszureißen oder Haare abzuschneiden - und die Toten anschließend in den angrenzenden Krematorien zu verbrennen. Im September 1944 erreichte eine Filmrolle mit vier Bildern aus dem Lager polnische Widerstandskämpfer. Mitglieder des Sonderkommandos hatten auf dem eingeschmuggelten Film die Verbrennung von Leichen sowie eine Gruppe entkleideter Frauen auf dem Weg in eine Gaskammer dokumentiert. Einen Monat später, am 7. Oktober 1944, revoltierten Mitglieder des Sonderkommandos. Mit Hilfe von Schießpulver, das aus einer Munitionsfabrik in Auschwitz in das Lager geschmuggelt worden war, gelang es den Aufständischen, ein Krematorium teilweise zu zerstören. Die SS schlug den Aufstand nieder, 451 Häftlinge wurden als Strafe für den Aufstand direkt hingerichtet.

 

  • Schreiben des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) vom 2. Oktober 1942 zur Verlegung weiblicher jüdischer Häftlinge aus dem Frauenkonzentrationslager Ravensbrück in das KZ Auschwitz. Hintergrund der Deportation war, dass das im Deutschen Reich gelegene KZ Ravensbrück „judenfrei“ werden sollte.

  • Schreiben des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) vom 5. November 1942 über die Deportation jüdischer KZ-Häftlinge aus „im Reich gelegenen“ Konzentrationslagern in das KZ Auschwitz und das Kriegsgefangenenlager Lublin

  • Schreiben des Reichsführer-SS Heinrich Himmler an SS-Gruppenführer Müller vom 17.12.1942 über die „Zuführung“ von 15.000 jüdischen Menschen in das KZ Auschwitz

  • Schreiben von Ernst Kaltenbrunner, Chef der Sicherheitspolizei und des SD und des RSHA, an den Reichsführer-SS Heinrich Himmler zur Deportation von 5.000 Jüdinnen und Juden aus dem KZ Theresienstadt mit der Bitte um Deportation weiterer 5.000 Menschen, Februar 1943

  • Schreiben von Ernst Kaltenbrunner, Chef der Sicherheitspolizei und des SD und des RSHA, an den Reichsführer-SS Heinrich Himmler zur Deportation von 5.000 Jüdinnen und Juden aus dem KZ Theresienstadt mit der Bitte um Deportation weiterer 5.000 Menschen, Februar 1943

  • Schreiben von Ernst Kaltenbrunner, Chef der Sicherheitspolizei und des SD und des RSHA, an den Reichsführer-SS Heinrich Himmler zur Deportation von 5.000 Jüdinnen und Juden aus dem KZ Theresienstadt mit der Bitte um Deportation weiterer 5.000 Menschen, Februar 1943

  • Schreiben des RSHA an das SS-WHVA vom 12. April 1944, das die Deportation „reichsdeutscher weiblicher Häftlinge“ in das KZ Auschwitz aufgrund der hohen Sterblichkeitsrate von Gefangenen dort untersagt und zudem eine beschleunigte Verlegung „reichsdeutscher“ Frauen aus dem KZ Auschwitz in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück fordert

Die Täter

Innerhalb der Lager gab es streng strukturierte Hierarchien und Befehlswege. An der Spitze der innerhalb des Komplexes weitgehend eigenständigen Konzentrationslager und ihren Neben- oder Außenstandorten standen die Lagerkommandanten, hochrangige SS-Offiziere wie Rudolf Höß (1901-1947) oder Arthur Liebehenschel (1901-1948). Sie waren dem SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt (SS-WHVA) unterstellt. Vorgegeben war die Hierarchie von der Inspektion der Konzentrationslager (IKL), einer Behörde, die ab 1942 als „Amtsgruppe D“ dem SS-WHVA unterstellt wurde. Die personelle Organisationsstruktur glich daher der in den Konzentrationslagern. Die IKL, die ihren Sitz ab 1938 unmittelbar neben dem KZ Sachsenhausen hatte, war zuständig für die Verwaltung aller Konzentrationslager im Deutschen Reich und in den von den Nationalsozialisten besetzten Gebieten. Die IKL war somit unter anderem verantwortlich für die Festlegung von Essensrationen und Kleidervorschriften in den Lagern, die Ausbildung und Besoldung des eingesetzten Personals oder die Anordnung von Strafmaßnahmen. Die rund 100 für die IKL tätigen SS-Männer trugen damit eine zentrale Verantwortung für die Verfolgung und Vernichtung im nationalsozialistischen Lagersystem.

NSDAP-Mitgliederkarteikarte von Rudolf Höß
NSDAP-Mitgliederkarteikarte von Rudolf Höß (1901-1947), von 1940 bis 1943 Kommandant des KZ Auschwitz, ab November 1943 Leiter der Amtsgruppe D I (Inspektion der Konzentrationslager) des SS-WHVA, ab Mai 1944 als Standortältester wieder in AuschwitzQuelle: BArch, R 9361-IX, KARTEI 16190649
NSDAP-Mitgliederkarteikarte von Arthur Liebehenschel
NSDAP-Mitgliederkarteikarte von Arthur Liebehenschel (1901–1948), von November 1943 bis 1944 Lagerkommandant des KZ Auschwitz I und Standortältester der SS im Interessengebiet des KZ AuschwitzQuelle: BArch, R 9361-IX, KARTEI 25760159

Den Kern des Lagerpersonals bildeten die SS-Totenkopfverbände. Sie waren, unterteilt in verschiedene Abteilungen, zuständig für die Bewachung der Gefangenen, Verwaltungsaufgaben, die Koordinierung von Arbeitseinsätzen oder Vernichtungsaktionen. Die Angehörigen der Wachmannschaften waren für die äußere Sicherung des Lagergeländes und die Bewachung der KZ-Häftlinge verantwortlich, schikanierten, misshandelten und ermordeten Häftlinge.

  • SS-Stammkarte von Soltan Greb (geb. 1901), Volksdeutscher aus der Slowakei, Mitglied der Waffen-SS in Auschwitz. Handelte es sich bei den Angehörigen der Wachmannschaften anfangs ausschließlich um reichsdeutsche Männer, rekrutierte die SS ab Anfang der 1940er Jahre zunehmend auch unter sogenannten Volksdeutschen, also außerhalb der Grenzen Deutschlands lebenden Deutschstämmigen. Diese stammten zumeist aus ost- und südosteuropäischen Ländern, insbesondere der Slowakei, Ungarn und Rumänien

  • SS-Stammkarte von Soltan Greb (geb. 1901), Volksdeutscher aus der Slowakei, Mitglied der Waffen-SS in Auschwitz. Handelte es sich bei den Angehörigen der Wachmannschaften anfangs ausschließlich um reichsdeutsche Männer, rekrutierte die SS ab Anfang der 1940er Jahre zunehmend auch unter sogenannten Volksdeutschen, also außerhalb der Grenzen Deutschlands lebenden Deutschstämmigen. Diese stammten zumeist aus ost- und südosteuropäischen Ländern, insbesondere der Slowakei, Ungarn und Rumänien

  • SS-Stammkarte von Soltan Greb (geb. 1901), Volksdeutscher aus der Slowakei, Mitglied der Waffen-SS in Auschwitz. Handelte es sich bei den Angehörigen der Wachmannschaften anfangs ausschließlich um reichsdeutsche Männer, rekrutierte die SS ab Anfang der 1940er Jahre zunehmend auch unter sogenannten Volksdeutschen, also außerhalb der Grenzen Deutschlands lebenden Deutschstämmigen. Diese stammten zumeist aus ost- und südosteuropäischen Ländern, insbesondere der Slowakei, Ungarn und Rumänien.

  • SS-Stammkarte von Soltan Greb (geb. 1901), Volksdeutscher aus der Slowakei, Mitglied der Waffen-SS in Auschwitz. Handelte es sich bei den Angehörigen der Wachmannschaften anfangs ausschließlich um reichsdeutsche Männer, rekrutierte die SS ab Anfang der 1940er Jahre zunehmend auch unter sogenannten Volksdeutschen, also außerhalb der Grenzen Deutschlands lebenden Deutschstämmigen. Diese stammten zumeist aus ost- und südosteuropäischen Ländern, insbesondere der Slowakei, Ungarn und Rumänien.

  • SS-Stammkarte von Soltan Greb (geb. 1901), Volksdeutscher aus der Slowakei, Mitglied der Waffen-SS in Auschwitz. Handelte es sich bei den Angehörigen der Wachmannschaften anfangs ausschließlich um reichsdeutsche Männer, rekrutierte die SS ab Anfang der 1940er Jahre zunehmend auch unter sogenannten Volksdeutschen, also außerhalb der Grenzen Deutschlands lebenden Deutschstämmigen. Diese stammten zumeist aus ost- und südosteuropäischen Ländern, insbesondere der Slowakei, Ungarn und Rumänien.

  • Personalakte

  • SS-Stammkarte von Soltan Greb (geb. 1901), Volksdeutscher aus der Slowakei, Mitglied der Waffen-SS in Auschwitz. Handelte es sich bei den Angehörigen der Wachmannschaften anfangs ausschließlich um reichsdeutsche Männer, rekrutierte die SS ab Anfang der 1940er Jahre zunehmend auch unter sogenannten Volksdeutschen, also außerhalb der Grenzen Deutschlands lebenden Deutschstämmigen. Diese stammten zumeist aus ost- und südosteuropäischen Ländern, insbesondere der Slowakei, Ungarn und Rumänien.

Zur Kontrolle der Häftlinge etablierte die SS das System der Funktionshäftlinge, dazu zählten unter anderem die Blockältesten (als Blöcke wurden in Konzentrationslagern die einzelnen Baracken bezeichnet) und Kapos. Funktionshäftlinge stammten aus den Reihen der Gefangenen. Sie beaufsichtigten Arbeitskommandos, übernahmen verschiedene Verwaltungsaufgaben und sorgten für das Einhalten der Ordnung innerhalb der Schlafräume. Durch ihre Tätigkeit erhielten Funktionshäftlinge eine Reihe von Privilegien, vorausgesetzt, dass sie ihre Aufgaben aus Sicht der SS zufriedenstellend erledigten. Sie waren damit Teil des nationalsozialistischen Lagersystems, hatten jedoch eine äußerst ambivalente Rolle, da die übrigen Häftlinge häufig unter ihren Drangsalierungen und Misshandlungen zu leiden hatten. Gleichzeitig hing die Stellung der Funktionshäftlinge stets von der Gunst des NS-Lagerpersonals ab. Während Funktionshäftlinge vielfach die Machtposition ausnutzten, nutzten andere im Rahmen des Möglichen ihre Handlungsspielräume zugunsten ihrer Mithäftlinge.

Ein weiterer Teil der menschenverachtenden Praktiken im KZ Auschwitz waren medizinische Versuche, denen die Gefangenen ausgeliefert waren. Oft in enger Zusammenarbeit mit Universitätsinstituten oder Pharmaunternehmen unternahmen SS-Lagerärzte grausame und tödliche Experimente. Als einer der bekanntesten Ärzte gilt Josef Mengele. Mengele war als Lagerarzt mitverantwortlich für die Selektion der in Auschwitz ankommenden Häftlinge und entschied so über Leben und Tod der Menschen. Zudem nutzte er seine Stellung in Auschwitz, um Häftlinge für seine „Forschung“ zu missbrauchen. Seine Interessen galten dabei unter anderem der Zwillings-„Forschung“ und der „Erforschung“ von Wachstumsstörungen und angeborenen Fehlbildungen. Zu den von ihm durchgeführten medizinischen Verbrechen gehörten das vorsätzliche Infizieren seiner Opfer, meist handelte es sich dabei um Kinder, mit Krankheitserregern, medizinisch nicht notwendige Operationen ohne Narkose und Massensterilisationen. Viele seiner Opfer wurden gezielt getötet, andere starben qualvoll an den Folgen der Eingriffe.

In dem 1942 errichteten Frauenlager in Auschwitz-Birkenau setzte die SS weibliche Aufseherinnen ein. Diese Frauen waren keine Mitglieder der SS, jedoch als Teil des SS-Gefolges als uniformierte Zivilangestellte in der Bewachung der Gefangenen tätig.

Handschriftlicher von Josef Mengele unterzeichneter Lebenslauf
Handschriftlicher Lebenslauf von Josef Mengele (1911–1979), Mitglied der Waffen-SS und von 1943 bis 1945 als Lagerarzt im KZ Auschwitz-Birkenau an der Selektion und Ermordung von Häftlingen beteiligt sowie verantwortlich für die Durchführung grausamer MenschenversucheQuelle: BArch, R 9361-III/130770, Image 0011
Porträtfoto, Profilfoto und Ganzkörperfoto von Josef Mengele
Lichtbilder von Josef Mengele in dessen handschriftlichem LebenslaufQuelle: BArch, R 9361-III/130770, Image 0012

Das Ende von Auschwitz und die Befreiung durch die Rote Armee

Schreiben der Außendienststelle Auschwitz der Abteilung W I des SS-WHVA vom 20. Januar 1945 zur Räumung des KZ Auschwitz am 18. Januar 1945
Schreiben der Außendienststelle Auschwitz der Abteilung W I des SS-WHVA vom 20. Januar 1945 zur Räumung des KZ Auschwitz am 18. Januar 1945Quelle: BArch, NS 3/138, Image 0113

Im Angesicht der näher rückenden sowjetischen Truppen beschloss die SS im Januar 1945, Auschwitz zu räumen. Erste Häftlinge waren schon ab dem Sommer 1944 verlegt worden. Dennoch befanden sich Mitte Januar 1945 noch über 60.000 Häftlinge in den Haupt- und Nebenlagern. Sie sollten zu Fuß in die 50 bzw. 60 Kilometer entfernten schlesischen Städte Gleiwitz und Loslau gehen, von wo sie mit Güterzügen in andere Lager gebracht werden sollten, die weiter von der Kriegsfront entfernt waren. Bei diesen sogenannten Todesmärschen, denen noch zahlreiche Erschießungen von Gefangenen in den Lagern vorausgingen, war es vielen der unterernährten und erschöpften Häftlinge nicht möglich, Schritt zu halten. Wer bei den eisigen Temperaturen zurückfiel, wurde von den SS-Wachen erschossen. Schätzungsweise bis zu 15.000 Häftlinge starben bei den Todesmärschen und den anschließenden tagelangen Weitertransporten.

In Auschwitz war die SS unterdessen damit beschäftigt, Beweise zu vernichten. Bereits im November 1944 begann sie auf Befehl von Reichsführer-SS Heinrich Himmler mit der Sprengung der Krematorien und Gaskammern. Zudem vernichtete die SS Akten und Deportationslisten und setzte das Lagerarchiv in Brand. Viele Dokumente wurden vernichtet, erhalten blieb vor allem das Archiv der Zentralbauleitung der Waffen-SS und Polizei Auschwitz.

Das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau: Lagertor (innen) / Ausfahrt nach der Befreiung, im Vordergrund von den Wachmannschaften zurückgelassene Ausrüstungsgegenstände
Das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau: Lagertor (innen) / Ausfahrt nach der Befreiung, im Vordergrund von den Wachmannschaften zurückgelassene Ausrüstungsgegenstände, 1945Quelle: BArch, B 285 Bild-04413 / Mucha, Stanislaw

Am 27. Januar, einen Tag nach der Zerstörung des letzten Krematoriums durch die SS, befreite die Rote Armee Auschwitz. Dort traf sie auf rund 7.000 zurückgelassene, zumeist kranke und entkräftete Häftlinge. Viele der befreiten Menschen befanden sich in lebensbedrohlichem Zustand. Schätzungen gehen von mehreren Hundert Menschen aus, die trotz der im Rahmen der Möglichkeiten intensiven medizinischen Betreuung in den Tagen nach der Befreiung verstarben.

Gesamtansicht des KZ Auschwitz mit Baracken
KZ Auschwitz-Birkenau, Gesamtansicht, 1948Quelle: BArch, Bild 183-R70820 / o. Ang.

Der sowjetische Film „Auschwitz (Oświęcim)“ wurde 1945 von dem Zentralen Studio für Dokumentarfilme Moskau produziert. Er zeigt Bilder, die sich sowjetischen Kameraleuten nach der Befreiung in Auschwitz boten.

Quelle: BArch, Auschwitz (Oświęcim), Film: 16450

Die Nachkriegszeit

Unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs begannen die Alliierten mit der juristischen Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen. Im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher von 1945 bis 1946 wurden 19 führende Nationalsozialisten wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt, zwölf davon zum Tode. In der Folge kam es auch zu einer Reihe von Prozessen, die sich spezifisch mit den in Auschwitz begangenen Gräueltaten befassten. Dazu zählt der Krakauer Auschwitzprozess im November und Dezember 1947 gegen vierzig Angeklagte. Bereits Monate zuvor, im März 1947, war es in Warschau zum Prozess gegen den Lagerkommandanten Rudolf Höß gekommen, der mit seiner Verurteilung zum Tode endete.

In der Bundesrepublik Deutschland stellten die Frankfurter Auschwitzprozesse von 1963 bis 1965 einen Meilenstein in der juristischen Aufarbeitung der Verbrechen dar. Die Ermittlungen führten zu zahlreichen Anklagen. Die Prozesse in Frankfurt bedeuteten zugleich einen Paradigmenwechsel in der bundesrepublikanischen Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen. Sie beleuchteten auch die Rolle des KZ-Personals auf den niedrigeren Hierarchieebenen, zeigten das Ausmaß der Verbrechen und trugen zu einem wachsenden gesellschaftlichen Bewusstsein für den Holocaust bei. Sie stellten damit einen wichtigen Beitrag innerhalb einer Debatte dar, in der immer wieder revisionistische Rufe nach einem Schlussstrich laut wurden. Verantwortlich für die Ermittlungen war die 1958 geschaffene Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Gewaltverbrechen in Ludwigsburg. Deren umfangreichen Aktenbestand zu nahezu allen in der Bundesrepublik seit 1958 geführten NS-Gerichtsprozessen befinden sich in der Außenstelle der Abteilung B des Bundesarchivs in Ludwigsburg. Dort werden die Unterlagen verwahrt und für die justizgeschichtliche Forschung und die Erforschung der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik bereitgestellt.

Der Begriff „Holocaust“ als Bezeichnung für den von den Nationalsozialisten verübten Massenmord an den europäischen Jüdinnen und Juden hingegen etablierte sich in Westdeutschland erst Ende der 1970er/Anfang der 1980er Jahre. Im Januar 1979 strahlten die Dritten Fernsehprogramme der ARD die vierteilige US-amerikanische Fernsehserie „Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiss“ aus, die das Schicksal einer fiktiven jüdischen Familie aus Berlin erzählte. Millionen Menschen in der Bundesrepublik verfolgten die Ausstrahlung, die Serie wurden zu einem Medienereignis und führte zu großen gesellschaftlichen Diskussionen über die nationalsozialistischen Verbrechen – auch in den eigenen Familien. Trotz intensiv geführter Debatten, insbesondere ab den späten 1970er Jahren, verlief die juristische wie gesellschaftliche Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit schleppend. Etliche Täter sahen sich gar nicht erst mit Anklagen konfrontiert, viele derer, die angeklagt wurden, wurden nicht verurteilt. Für zahlreiche Täter hatten die begangenen Verbrechen somit kaum bis keine Konsequenzen in ihrem Alltag. Sie konnten ihren beruflichen Werdegang fortsetzen und mussten sich nicht für die Taten verantworten.

Prozess gegen dem KZ-Arzt Horst Fischer vor dem Obersten Gericht der DDR am 11. März 1966: Fischer zeigt an einer Tafel die Krematorien des KZ Auschwitz-Birkenau
Prozess gegen dem KZ-Arzt Horst Fischer vor dem Obersten Gericht der DDR am 11. März 1966: Fischer zeigt an einer Tafel die Krematorien des KZ Auschwitz-BirkenauQuelle: BArch, Bild 183-E0311-0010-003 / Kohls, Ulrich

Auch in der DDR kam es zu Prozessen gegen ehemaliges SS-Lagerpersonal wie beispielsweise gegen Horst Fischer. Fischer war zwischen 1942 und 1945 stellvertretender SS-Standort- sowie Lagerarzt in Auschwitz-Monowitz.  In dieser Tätigkeit war Fischer direkt für die Selektion zuständig und damit für die Ermordung von Häftlingen verantwortlich. Während es in den 1950er Jahren in der DDR kaum noch eine juristische Aufarbeitung der NS-Verbrechen gab, wurde Fischer 1965 parallel zu den in Westdeutschland stattfindenden Frankfurter Auschwitzprozessen in der DDR festgenommen. Fischer war der ranghöchste Arzt, dem für die Verbrechen in einem Konzentrationslager vor einem deutschen Gericht der Prozess gemacht wurde. Am 25. März 1966 wurde er vor dem Obersten Gericht der DDR wegen „fortgesetzt begangenen Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde am 8. Juli 1966 vollstreckt.

Auf Initiative des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog ist der 27. Januar in Deutschland seit 1996 offizieller Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. An diesem Tag finden bundesweit verschiedenste Veranstaltungen statt, die an die Befreiung von Auschwitz und die Opfer des Nationalsozialismus erinnern. Der Tag hält das Bewusstsein für die begangenen Verbrechen wach und bietet vielerorts, etwa in Schulen, Anlass zur Auseinandersetzung mit und Aufklärung über die nationalsozialistischen Verbrechen und, wie es 1966 der deutsche Philosoph Theodor W. Adorno formulierte, mahnt zugleich, „dass Auschwitz nicht noch einmal sei“.

Yehuda Bauer, Direktor des International Center for Holocaust Studies der Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem, spricht vor dem Bundestag.
Yehuda Bauer, Direktor des International Center for Holocaust Studies der Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem, hält am 27. Januar 1998 im Bundestag eine Rede anlässlich des Gedenktags für die Opfer des NationalsozialismusQuelle: Bundesregierung, B 145 Bild-00163192 / Reineke, Engelbert

Recherche im Bundesarchiv

  • Luftaufnahme des KZ Auschwitz, aufgenommen von einem Aufklärungsflugzeug der US Air Force
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    Beiträge und Recherchehilfen zu Auschwitz und weiteren NS-Konzentrationslagern

  • Screenshot der Website Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 - 1945
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    Gedenkbuch „Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945“

  • Abgebildet sind zwei Wertmarken des sogenannten 'Lagergeld', welches den Inhaftierten eines Konzentrationslagers als Währung dienen sollte. Die obere Bildhälfte wird von einer 50 Pfennig-Marke eingenommen.
    Geschichtsgalerie

    Archivgut des Bundesarchivs zu NS-Konzentrationslagern

    Das Bundesarchiv verfügt über eine umfangreiche Überlieferung zu den nationalsozialistischen Konzentrationslagern. Lesen Sie hierzu unsere Übersicht über die…

Weitere Informationen

Yad Vashem - The World Holocaust Remembrance Center

United States Holocaust Memorial Museum

European Holocaust Research Infrastructure (EHRI)

Arolsen Archives - International Center on Nazi Persecution

Fritz-Bauer-Institut - Archiv