Mitte der 70er Jahre wurden weltweit Doping-Kontrollen im Leistungssport eingeführt. Ab diesem Zeitpunkt waren die Verantwortlichen der staatlichen Institutionen Leistungssportkommission und Deutscher Turn- und Sportbund bemüht, Dopingkontrollen zu unterwandern. Unter der Tarnbezeichnung "Staatsplanthema 14.25", integriert im Plan zum sogenannten Sportkomplex ("Komplex 08"), begann die systematische Erforschung von "unterstützenden Mitteln/Maßnahmen" (Dopingpräparate), deren Nachweisbarkeit im Körper verhindert oder zumindest erschwert werden sollte. In den 80er Jahren kamen noch Versuche mit Psychopharmaka und Blutdoping hinzu. Umfassend gedopt wurde im ostdeutschen Spitzensport jedoch schon zuvor, seit circa Mitte der 60er Jahre – allerdings noch nicht so zentral geplant und koordiniert wie ein Jahrzehnt später.
Der inoffizielle Mitarbeiter (IM) "Klinner" informierte die Staatssicherheit über "Probleme des Geheimnisschutzes betreffs Komplex 08" und gab in seinem Bericht zu bedenken, dass die "politische Brisanz" des staatlich geförderten Dopings nicht genügend beachtet werde. IM "Klinner" argumentiert, dass das Doping mit ungenügend geprüften Substanzen zu leichtfertig betrieben und bei Bekanntwerden eines Schadensfalles dem internationalen Ansehen der DDR nicht dienlich sei. "Klinner" bezieht sich in dem Text auf den übergeordneten "Komplex 08", meint aber konkret das Staatsplanthema 14.25, welches sich ausschließlich mit Doping beschäftigte und für das er arbeitete.
Das Forschungsinstitut für Körperkultur und Sport in Leipzig leitete die Entwicklung neuer Dopingpräparate. Es arbeitete mit der Forschungsabteilung von Jenapharm und dem Zentralinstitut für Mikrobiologie und experimentelle Therapie (ZIMET) zusammen.
Die Forscher waren nur bedingt über die Anwendung der Präparate bei Sportlern informiert. Die Verabreichung der neuen Dopingmittel erfolgte insbesondere an noch minderjährige Athleten meist in getarnter Form als Vitaminpillen, Brausetabletten u.ä. über die Sportärzte und Trainer.
"Klinner" berichtete der Stasi von einer Beratung beim Stellvertretenden Staatssekretär für Körperkultur und Sport am 26. Januar 1988. Hier habe er erfahren, dass der Sportmedizinische Dienst vom Forschungsinstitut für Körperkultur und Sport (FKS) ein noch nicht freigegebenes Dopingpräparat erhalten habe, welches bereits seit zehn Jahren im Leistungssport eingesetzt werde. Weiterhin informiert der IM hier von dem Vorhaben zweier Sportmediziner, die Anabolikasubstanz in Beutel des Vitaminpulvers Dynvital zu mischen.
Den Verantwortlichen war bekannt, dass bei den Sportlern irreversible Schäden eintreten können. Doch dies wurde im Interesse der weltweiten Erfolge des DDR-Leistungssports und der damit bezweckten politischen Ziele in Kauf genommen. Diese Ziele waren im Sinne der Führung der herrschenden Staatspartei – der SED. Sie bestanden darin, mit den sportlichen Erfolgen dem SED-Regime im eigenen Land eine Legitimation zu verschaffen und im Ausland dessen Reputation zu erhöhen.