Quellen aus dem Stasi-Unterlagen-Archiv
Fotoalbum
Unmittelbar nach der Entdeckung des Tunnels legte die Stasi ein Fotoalbum an. Aus dem Originaltitel des Albums geht hervor, dass es sich um Aufnahmen des MfSMinisterium für StaatssicherheitDas Ministerium für Staatssicherheit (umgangssprachlich oft kurz "Stasi") war politische... handelt. Die zugehörigen Negative sind bei bislang jedoch nicht gefunden worden. Es muss sich um Negativplatten handeln, die unter der Film-Nummer 1806 in einem Negativkarteischrank aufbewahrt wurden.
Bereits am 25. April 1956 sandte der 1. Stellvertreter des Ministers für Staatssicherheit, Erich MielkeMielke, Erich28.12.1907 - 21.05.2000
, das Album an Walter Ulbricht, um ihm und weiteren Mitgliedern des Sekretariats des Zentralkommitees (ZK) der SED exklusiv die ersten Erkenntnisse über den Tunnel zu präsentieren. Mielke forderte Ulbricht gleichzeitig auf, das Album bei der nächsten Sitzung an ihn zurückzugeben.
Dokumente
Im Anschluss an die Freilegung des Tunnels untersuchte das MfS die Abhöranlage bautechnisch. Zur Feststellung der Bauzeit wurden auch die sogenannten Collizettel herangezogen, die an der Pressluftleitung befestigt waren. Diese Anhängezettel sind im Original in einer Akte erhalten und auch im Fotoalbum abgebildet. Anhand dieser fortlaufend angebrachten Markierungen rekonstruierte das MfS, dass der Tunnel pro Tag um 3,4 Meter gewachsen war.
In der selben Akte findet sich darüber hinaus ein nachträglich zusammengestellter Ablaufplan zur "Entdeckung des Tunnels", der aber nur als Kopie überliefert ist.
Demzufolge informierte der Minister für Staatssicherheit, Wollweber, am 22. April 1956 den Leiter der Abteilung OAbteilung O1955 hervorgegangen aus der HA S; 1960 Umbenennung in Abteilung 26. über die gemeinsame Grabung mit anderen bewaffneten Organen in Altglienicke. Wollweber und der Leiter der Abteilung O, Adolf Viehmann, betraten dann als Erste den Tunnel.
Audio und Video
Filmische Überlieferung zur Erstbesichtigung oder zu den öffentlichen Tunnelbegehungen in den Wochen nach der Entdeckung konnte in den Archiven des BStU bislang nicht ermittelt werden. Trotzdem ermöglicht eine fast 25 Jahre später entstandene Quelle Einblicke in die Aktion "Gold".
George Blake wurde nach seiner Enttarnung 1959 in Großbritannien inhaftiert, konnte später aber in die sozialistischen Staaten fliehen. Detailreich schilderte er die Aktion, die der britische Geheimdienst im Anschluss an eine ähnliche Operation in Wien für Berlin plante, wo sich Möglichkeiten zum Anzapfen von Kabeln nahe dem Brandenburger Tor sowie in Rudow anboten.
Die Entscheidung für Rudow sei aufgrund zweier Kriterien gefällt worden: Die Maßnahme habe dort unbemerkter durchgeführt werden können. Außerdem habe man sich vom Abhören der Nachrichtenkabel des sowjetischen Hauptquartiers, die in Rudow/Altglienicke verliefen, brisantere Informationen erhofft.
Aufgrund einer ihm neu zugewiesenen Aufgabe sei Blake 1956 in Berlin beschäftigt gewesen, als die Sowjets die Entdeckung des Tunnels im April 1956 inszenierten. Es habe für ihn eine unberechenbare Zeit begonnen, während der er mit seiner Enttarnung habe rechnen müssen. Doch, so lobte er, sei es den Sowjets unter Vortäuschung falscher Tatsachen gelungen, einen technischen Grund als Ursache der Entdeckung des Tunnels glaubhaft zu propagieren und so seine Identität weiterhin zu decken.
Neben George Blake sind im gezeigten Ausschnitt der Veranstaltung auch Mitarbeiter der Hauptverwaltung A auf dem Podium zu sehen. Bei der Person in der Mitte handelt es sich um Hans Fruck, ehemals stellvertretender Leiter der HV A und 1980 Rentner. Neben einer Videoaufzeichnung ist in den Archiven des BStU auch eine identische Tonaufzeichnung der Veranstaltung erhalten.